Gefangene der Magie
Deamhan.«
Meggie starrte ihm fasziniert hinterher. »Wow. Ich habe von denen gelesen, aber noch nie einen gesehen. Sollen ja wahnsinnig selten sein. Meinst du, du könntest ihn mir mal ausleihen? Meine Klassenkameraden würden ausflippen, wenn ich einen echten Deamhan mitbringen würde.«
»Eher nicht.«
»Ach, komm schon. Ich würde auch nur die Hälfte vom Preis verlangen und illegale Totenerweckungen sind wahnsinnig teuer.«
»Immer noch nein. Und glaub mir, ich tue dir damit bloß einen Gefallen. Was würden deine Eltern sagen, wenn er plötzlich deine Lehrerin auffrisst?«
Meggie wirkte nicht sonderlich überzeugt und zog einen Schmollmund.
Kira ignorierte sie und kniete sich neben den Leichnam. Mit einer schnellen Bewegung zog sie das weiße Leinentuch, das bisher seine Züge verdeckt hatte, beiseite. Das würde die Kleine vorläufig ablenken.
Meggie japste hörbar nach Luft. »Merlins Eier. Ist das Cian Kingsley?!«
Wie er leibt und – ach, vergesst es.
»Also, kannst du ihn wieder lebendig machen oder nicht?«
Meggie schüttelte ihren dunklen Haarschopf. Weniger verneinend, sondern eher, um ihren Kopf wieder klar zu bekommen. »Aber das macht doch gar keinen Sinn. Du bist Sidhe und er …«
»Ja, er ist derjenige, der uns in riesige Eisenkäfige sperrt. Kannst du?«
»Ich habe mal mit meiner Tante eine tote Maus zum Leben erweckt. Danach ist sie bösartig geworden, hat versucht, die Katze zu fressen und so ’n krankes Zeugs«, erklärte sie. »Ich kann’s versuchen, nichts versprechen, aber bist du auch sicher, dass du das willst?«
Ich habe keine Lust, meinen Körper für irgendwelche Klappt-vielleicht-oder-auch-nicht-Aktionen zu opfern. Wenn die Kleine nicht weiß, was sie tut, dann …
»Ja, ich will. Und wie gesagt: Um den Geist kümmere ich mich. Viel schlimmer, als er vorher war, kann er ohnehin nicht werden.«
Damit war ihr Pakt besiegelt und Meggie nannte einen Preis, der Kiras Ohren klingeln ließ. »Was?!«
»Hey, ich könnte dafür im Gefängnis landen. Ganz zu schweigen von all den Jahren Hausarrest, die mein Dad mir aufbrummen würde, sollte er je erfahren, womit ich mir mein Taschengeld aufbessere.«
Kira grummelte verärgert vor sich hin und für einen Moment erwog sie tatsächlich, Pooka mit ins Spiel zu bringen, verwarf den Gedanken jedoch schnell wieder. Am Ende würde er sich tatsächlich in ein Monstrum verwandeln und die Lehrerin auffressen – nur um sie zu ärgern.
Mit einem übertriebenen Seufzer zog sie ein dickes Geldbündel aus der Hosentasche und drückte es Meggie in die offene Handfläche. Sie selbst hatte nie so viel Geld besessen. Es so schnell wieder hergeben zu müssen, tat ihr in der Seele weh.
Danach huschte Meggie, ganz in ihrer Aufgabe gefangen, durchs Haus und nach nebenan, um die nötigen Utensilien herbeizuschaffen. Zwischen ihren blutrot lackierten Nägeln hielt sie einen kleinen Zettel, der beunruhigenderweise nach einem Kochrezept aussah.
Die Dinge, die sie anschleppte, waren nicht vielversprechender. Darunter waren ein Sack Blumenerde, ein abgenutzter Lippenstift, pinkfarbene Kerzen, ein schläfriger weißer Perserkater, ein Küchenmesser und noch so einiges andere, dessen Zweckmäßigkeit Kira infrage stellte.
Meggie verteilte die Blumenerde in der Mitte des Raumes und trat sie mit ihren Hausschlappen platt. Danach sollte Kira ihr dabei helfen, den Leichnam darauf zu betten.
»Normalerweise sollte man das Ritual draußen und im Mondschein abhalten, aber ich will nicht, dass uns jemand so sieht«, erklärte Meggie, als ihr Kiras zweifelnder Blick auffiel. »So müsste es aber auch funktionieren.«
Kira hob eine Augenbraue und dabei fiel ihr auf, dass Kingsleys Leichnam so platziert war, dass der schwache Mondschein durch das Fenster auf sein Gesicht fiel. Um die Wirkung zu erhöhen, machte Maggie es auf, dann begann sie wieder hektisch im Zimmer hin und her zu laufen. Mit dem Lippenstift zog sie einen weiten Kreis um die Leiche und schmückte den Rand mit mystischen Symbolen, gälischen Schriftzeichen sowie allerhand albernem Schnickschnack.
Kira rollte mit den Augen. Wahrscheinlich würde Meggie am Ende auch noch fremdartig klingende Zaubersprüche aus einem verstaubten Wälzer vorlesen. Dabei sollte das Ritual – wenn überhaupt – auch ohne den ganzen Unsinn funktionieren. Das bewies nur einmal wieder, dass Magier keine Ahnung von der Magie hatten, die sie in einer so großen Showeinlage wirkten. Magie war nichts, das mithilfe
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