Gefangene der Welten
brennende Fackel. Wenn Corin sie anzündete – was für ein Gedanke! -, dann würde die Scheune lichterloh brennen. Das Feuer würde den Heuboden sogleich entzünden und die hölzernen Wände würden vom Feuer verschlungen werden. Sie hätten alle keinerlei Chance der Feuersbrunst zu entkommen. Angst lähmte ihren Verstand und ließ sie sprachlos Corin anstarren. Dieser grinste und trat langsam näher.
„Ich frage mich“, begann er, „ob Hexen eigentlich genauso verbrennen wie Normalsterbliche.“ Sein Blick glitt an der Fackel in seiner Hand entlang. Die Flamme flackerte gierig im Luftzug.
„Oder ist es wie mit dem Hexenbad? Es heißt, Hexen gehen nicht unter, wenn man sie gefesselt ins Wasser hinablässt…“ Er überlegte kurz. Dann zuckte er mit der Schulter. „Was soll’s. Ob Feuer oder Wasser, ist gleichgültig. Ich werde gleich wissen, ob du eine Hexe bist, die vom Teufel persönlich geschickt wurde.“
„Das können Sie nicht machen!“, fand Sydney ihre Stimme wieder. „Ich bin keine Hexe! Das ist doch totaler Unsinn!“ – „Das erfahren wir gleich, meine Schöne. Ich werde dich mit dieser Fackel in Brand setzen und wenn du lichterloh brennst wissen wir, dass du unschuldig bist.“
„DANN BIN ICH ABER TOT!“, schrie Sydney ihn verzweifelt an. Corin dachte kurz nach.
„Ja, das stimmt. Sehr bedauerlich. Aber dann ist es wenigstens sicher und du wirst willkommen sein in Gottes Schoß.“
Der Mann ist total irre
, schoss es Sydney durch den Kopf. Ihr Blick fuhr zu Damian herüber. Dieser erwiderte ihn in sprachlosem Entsetzen. Er war leichenblass. Seine Augen hatten sich vor Angst um sie aufgehellt und schimmerten nun wie warmer Bernstein. Corin trat einen weiteren Schritt näher und senkte die Fackel. Sydney wandte das Gesicht ab. Die Hitze der Flammen rötete ihre Haut und sie spürte, wie ihr der Schweiß ausbrach. Das Rauschen der Flamme klang übernatürlich laut in ihren Ohren. Verängstigt kniff sie die Augen zusammen.
Sie glaubte bereits, die Flammen hätten das Holz um sie herum erfasst, als es auf ihrer Haut kühl wurde und es hinter ihnen krachte.
Vorsichtig öffnete sie die Augen.
Überraschung ließ Corin die Augen weit aufreißen. Sydneys Blick glitt zu der Fackel. Kühle floss durch ihre Adern. Ihr Blick streifte die Fackel kaum, als diese Corin aus der Hand flog und wenige Meter von ihr entfernt zum Liegen kam.
„Was zum Teufel ist das für ein Spiel?“, keuchte Corin. Blanke Angst stand ihm ins Gesicht geschrieben. Sydney runzelte die Stirn. Was geschah hier? Corin starrte sie an, als wären ihr Hörner gewachsen. Verwirrt und unsicher sah sie zu Damian. Dieser blickte ebenso irritiert zu ihr, doch er war es, der sich als erstes fasste.
„Deine Kette!“, rief er ihr zu. Sydney runzelte die Stirn und senkte den Blick auf ihr Amulett. Der Smaragd glühte und leuchtete und zitterte auf ihrer Haut. Was hatte das zu bedeuten? Sie hob den Blick wieder. Corin trat einen Schritt zurück.
„Du Hexe! Ich hab‘ es gleich gewusst!“
Plötzlich lag ein Surren in der Luft. Als Sydney blinzelte, steckte ein Pfeil in seiner Brust. Erstaunt sah Corin ihn an. „Was…?“, flüsterte er. Seine Hand glitt hinauf und strich behutsam über die Federn am Pfeilende. Dann sah er auf. Sein Blick wurde leer und er taumelte. Er wankte unsicher und stolperte einen Schritt zurück.
Corin McFallen bewegte ein letztes Mal seine Lippen, ehe er zu Boden fiel und auf dem Rücken liegen blieb.
Die brennende Fackel war zur Seitenwand herübergerollt, an der Damian angekettet war. Die Flammen leckten bereits am Holz und setzten die Wand in Brand.
Damian zerrte mit noch höherem Aufwand an seinen Ketten. Sydney versuchte noch immer zu verstehen, was geschehen war, als eine vertraute Stimme hinter ihr sagte: „Das war äußerst knapp, Madame, wenngleich Euer Zauber außerordentlich faszinierend war.“
„Richard!“, rief Sydney aus. Erleichterung schwappte durch ihre Venen und ließ ihre Stimme schrill klingen. Sein Gesicht erschien mit einem schwachen Lächeln neben ihr, während er an ihren Fesseln nestelte. „Hilf Damian!“, befahl sie ihm.
Die Flammen brausten rasch über das Holz. Richard warf einen Blick herüber. Schnell lief er zu seinem Freund. Sydney beobachtete, wie er gegen das Holz trat, während Damian an den Ketten zog. Nur mit vereinten Kräften gelang es ihnen, die Ketten vom Holz zu befreien. Damian ignorierte den Umstand, dass seine Hände noch immer in Ketten lagen,
Weitere Kostenlose Bücher