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Gefangene der Welten

Gefangene der Welten

Titel: Gefangene der Welten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hazel McNellis
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Sydney! Wage es bloß nicht, zu heulen
, versuchte sie sich zu beruhigen. Doch es war zu spät. Die erste Träne rollte langsam ihre Wange hinab und blieb an ihrem Kinn hängen, ehe sie ihr heiß auf das Handgelenk tropfte. Sie hielt die Gitterstäbe der Tür umklammert und lehnte ihre Stirn an das kühle Metall. Es schien hoffnungslos. Niemals zuvor hatte sie ihr eigenes Verhalten derart bereut. Sie erinnerte sich, wie sie Damian in der Hütte mit dem Schürhaken mutig entgegen getreten war. Doch danach war ihr gesamtes Verhalten einfach nur feige und selten dämlich gewesen. Sydney schloss ihre Augen und ließ zu, wie das Selbstmitleid und die Vorwürfe sie zermürbten. Damians Kuss hatte alles noch viel, viel schlimmer gemacht. Davor hatte sie sich zumindest um einen Ausweg
bemüht
. Doch dieser verfluchte Kuss, so überraschend und überwältigend, hatte ihr inneres Gleichgewicht vollkommen durcheinander gebracht. Was würde Jack nur sagen, wenn er davon wüsste? Verzweifelt biss sie sich auf die Unterlippe, als ein weiteres Schluchzen sie erbeben ließ.
    Jack.
    Ihr Vater.
    Alles war verloren.
     
    Damian verharrte an der Tür zur Halle und beobachtete Sydneys Versuch, die Tür zu öffnen. Er zögerte, als er sah, wie sie sich gegen die Gitter sinken ließ und ihre Schultern erzitterten. Sie weinte. Seine selbstsichere Fassade bekam Risse und unsicher sah er von ihr auf seine staubigen Stiefel und wieder zu ihr. Ging er zu ihr, machte er womöglich alles noch schlimmer. Blieb er fern, tat sie möglicherweise etwas sehr Dummes.
    Er konnte sie unmöglich allein lassen.
    Außerdem war es seine Pflicht als ihr Verlobter, seiner Braut beizustehen, überlegte er. Das Lächeln in ihrem Gesicht, als sie ihn angesehen hatte, während sie vor ihrem Zimmer standen, gab ihm den nötigen Mut. Entschlossen straffte er seine Schultern und trat einen Schritt vor, als sein Blick auf den jungen Narien fiel. Er stand nur wenige Meter von Sydney entfernt und sein mitleidiger Blick ruhte auf ihr. Wieder zögerte Damian. Narien war ein schmächtiger Junge von zwölf Jahren, der als Stallbursche arbeitete – wenn ihm seine Mutter nicht gerade die Ohren langzog für den Blödsinn, den er in seiner Freizeit ausheckte. Er schaffte es regelmäßig, sich in die ungünstigsten Situationen zu bringen und ein wenig erinnerte er Damian an seine eigene Kindheit, als er noch ebensolch ein Lausbube war.
    Damian beobachtete, wie Narien in eine seiner schmutzigen Taschen griff und ein erstaunlich sauberes Taschentuch hervorzog. Dann trat er näher an Sydney heran. Dabei hielt er den Arm mit dem Taschentusch vor sich ausgestreckt und wagte kaum, Sydney anzusehen.
    „Madame? … Bitte, Madame…“ Die leise gemurmelten Worte an ihrer Seite ließen die Tränenflut für einen Augenblick versiegen. Sydney wandte den Kopf und sah einen Jungen neben sich, der verlegen auf seine Schuhspitzen starrte und ihr ein Taschentuch hinhielt. Seine Haare waren von einem schmutzigen Blond und Sydney kam nicht umhin, seine dünne Gestalt zu bemerken. Dankbar nahm sie das Taschentuch. „Wer bist du?“ Der Junge warf ihr einen unsicheren Blick zu und starrte sogleich wieder zu Boden. „Mein Name ist Narien.“, murmelte er. Sydney wandte ihm ihre ungeteilte Aufmerksamkeit zu, griff unter sein Kinn und hob seinen Kopf. Sie sah ihm in die blauen Augen und schenkte ihm ein vorsichtiges Lächeln. „Hallo, Narien. Mein Name ist Sydney. Danke für dein Taschentuch.“ Narien schwoll die Brust und er richtete sich etwas gerader auf, fixierte jedoch mit den Augen einen Punkt über ihrer rechten Schulter. „Es war mir eine Ehre, Madame. Es gehört sich nicht, eine holde Maid weinen zu lassen!“ Sydney schmunzelte. „Gehört es sich auch nicht, seinen Gesprächspartner anzusehen, Narien?“
    Narien schluckte kurz und heftig. Dann richtete er seinen Blick zögerlich auf sie. Freundlich lächelte sie ihn an. „Nun, Narien, wie wäre es, wenn du mir etwas darüber erzählst, was du hier tust?“ Stolz warf er ihr einen Blick zu. „Ich bin bald ein edler Ritter!“ Sydney sah ihn an. Fast hätte sie gelacht. Der Junge konnte kaum älter als vierzehn sein. Narien bemerkte ihren unausgesprochenen Zweifel und beeilte sich hinzuzufügen: „Noch bin ich ein Stallbursche, doch zum Ritter ist es nicht mehr weit! Sir Ramsey sagt das auch immer!“
    „Interessant. Wer ist denn dieser Sir Ramsey, der dir das immer erzählt?“, fragte sie neugierig.
    Erstaunen zeichnete sich in

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