Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Gefangene des Meeres

Gefangene des Meeres

Titel: Gefangene des Meeres Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James White
Vom Netzwerk:
anstelle einer Hochzeitsreise für drei Tage vom Dienst am Generator und der Teilnahme am Spiel befreit worden war. Er arbeitete mit Radford an einem weiteren Destillationsapparat und hatte gerade wieder versucht, ihm wegen des Gartens ein Kompliment zu machen.
    »Ich dachte, es würde gehen«, sagte Radford mißgelaunt, »aber ich rechnete nicht damit, daß wir genug Zeit haben würden. Ich war der Meinung, wir würden um diese Jahreszeit längst tot auf dem Meeresgrund liegen. Statt dessen haben wir Luft, Wasser und Lebensmittel, und wir leben!«
    »Ist das schlimm?« fragte Wallis lächelnd.
    »Gut ist es nicht«, knurrte Radford. »Es gibt Komplikationen, wenn Menschen am Leben sind. Eine von unseren biologischen Uhren ist stehengeblieben.«
    »Oh«, sagte Wallis.
    »Ja«, bekräftigte der Arzt grimmig. »Noch soll niemand davon wissen, verstehen Sie? Es ist ihnen nicht sehr wohl dabei zumute. Dies ist nicht der geeignete Ort, um ein Kind in die Welt zu setzen. Im Gegenteil, einen schlimmeren Ort für ein Neugeborenes und seine Mutter kann ich mir nicht vorstellen. Die Eltern sind sich darüber klar. Ich glaube ihnen, daß es nicht beabsichtigt war, aber unter den Umständen …« Er zuckte ärgerlich mit der Schulter und beugte sich wieder über die Werkbank.
    »Ich verstehe Ihre Gefühle«, sagte Wallis, »aber Sie sind ein noch besserer Arzt, als Sie Gärtner sind, Doktor.«
    »Sie verstehen eben nicht«, erwiderte Radford ärgerlich. Mit dürren Worten begann er ihm auseinanderzusetzen, was es bedeutete, in einem dunklen und kalten Schiffsraum und mit nichts als ein paar Rollen Heftpflaster ausgerüstet den Geburtshelfer zu machen. Wallis hatte es schwer, ihn vom Thema abzubringen und seine Aufmerksamkeit auf Ideen zur Umgestaltung ihres Wohnquartiers und zur Verbesserung der allgemeinen Lebensbedingungen abzulenken.
    Trotz der vielen Kleinarbeit und verschiedener größerer Veränderungen, die durchzuführen waren, hatten sie immer noch viel Zeit übrig und litten nicht selten unter Langeweile. Die einzige Antwort darauf war, den Umfang des Spiels auszuweiten. Nun, da es Luft genug gab, hatten sie viele Möglichkeiten; sie konnten sprechen, einander zu höheren Gedächtnisleistungen anspornen und diverse psychologische Tricks ausprobieren, statt still zu liegen und nachzudenken. Aber als Wallis am gleichen Abend mit Margaret zusammen war, kam der zur Zeit aktuellste Gesprächsstoff wieder zu seinem Recht.
    Er hatte selbst davon angefangen, allerdings ohne die Dicksons zu erwähnen, hatte sich dem Thema in vorsichtig gehaltenen allgemeinen Wendungen genähert und sich sorgfältig bemüht, nichts zu sagen, was sie als Kränkung hätte empfinden können. Schließlich waren sie erst seit kurzer Zeit verheiratet, und er bewegte sich auf gefährlichem Boden.
    »Ich glaube auch nicht, daß dies der geeignete Ort ist, ein Kind zur Welt zu bringen«, stimmte Margaret zu, als er sich schließlich festgefahren hatte. »Kein vernünftiger Mensch würde auch nur eine Minute daran denken. Aber in letzter Zeit gab es Situationen, wo keiner von uns zu vernünftigen Überlegungen imstande war – wenigstens kann ich das von mir sagen. Und ich meine, es wird ziemlich schwierig sein, nicht zu … zu …«
    »Praktisch unmöglich«, sagte Wallis leise.
    Sie seufzte. »Ja. Aber du hast das Thema aufgebracht, weißt du, nicht ich. Hast du an irgendeine Lösung gedacht?«
    »Nun«, meinte Wallis leichthin, »es gibt immer noch die Möglichkeit, getrennt …«
    »Du Biest!«
    »Ich habe nur Spaß gemacht«, sagte Wallis schnell.
    Er fühlte, wie sie ihren Körper in seinen Armen versteifte. Lange blieb sie still, aber dann entspannte sie sich und kuschelte sich an ihn. »Mach das Auge zu«, schnurrte sie, »und küß mich.«
     
    *
     
    Die von den Dicksons entwickelten komplizierten Techniken waren nicht mehr so notwendig, denn die Temperatur an Bord war so weit angestiegen, daß es nur noch unangenehm kühl, aber nicht mehr unerträglich kalt war. Die seichten Küstengewässer und mögliche warme Strömungen waren der wahrscheinliche Grund, und es gab periodische Temperaturschwankungen, die offenbar mit den erwärmten Wassermassen der abströmenden Ebbe zusammenhingen. Mitte September war das Schiffsinnere zu einem relativ angenehmen Aufenthalt geworden. Garten, Generator und Destillationsanlagen arbeiteten einwandfrei, und das allgemeine Wohlbefinden hob sich so weit, daß Dickson sich freiwillig zu seinem ersten Bad meldete und

Weitere Kostenlose Bücher