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Gefangene des Meeres

Gefangene des Meeres

Titel: Gefangene des Meeres Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James White
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mein möglichstes tun …«
    »Das weiß ich, Doktor«, sagte Wallis schnell. »Glauben Sie mir, darum machen wir uns am wenigsten Sorgen.«
    »Sie vielleicht nicht«, sagte Radford grimmig. »Aber ich mache mir welche. Um die Wahrheit zu sagen, ich habe Angst. Und ich werde mein Bestes nicht nur aus den üblichen Gründen – hippokratischer Eid, medizinische Ethik und so weiter – tun. Die Wahrheit ist, daß ich es mir nicht leisten kann, jemanden sterben zu lassen. Der bloße Gedanke bereitet mir Alpträume. Wo sollten wir den Leichnam hintun?«
    Wallis war weder in diesem Augenblick noch später in der Lage, die Frage zu beantworten. Es war keine angenehme Frage, denn sie löste Gedankengänge aus, die meistens zu furchtbar waren, um sie bis zum Ende zu durchdenken. Besonders, wenn er sie mit Margaret in Verbindung brachte. Der Gedanke an ihren Tod war schlimm genug, aber eine andere Sache war es, sich Margaret tot und ständig in der Nähe vorzustellen, während der Verwesungsprozeß fortschritt. Wahrscheinlich würden sie die Leiche in irgendeiner abgelegenen Ecke eines Tanks verstauen, in einem Werkzeugschrank vielleicht, und ringsum Ladungsgut aufstapeln, um den Geruch einzudämmen. Aber sie würde trotzdem da sein, und jeder würde es wissen. Für Wallis wäre es ein Abschied ohne Abschied, und er glaubte nicht, daß er es würde ertragen können.
    Wie der Arzt hatte auch Wallis wiederholt üble Träume, und mehrmals wachte er auf, weil Margaret ihn an sich drückte und ihm wie einem kleinen Jungen die Haare streichelte. Dann wollte sie wissen, was mit ihm sei, und er konnte es ihr nicht sagen; er konnte sie nur ebenso fest an sich drücken, wie sie ihn hielt. Es dauerte lange, bis er es gelernt hatte, nicht daran zu denken und so zu tun, als könne es nie geschehen.
    Das Spiel litt, weil Jenny um den Schlaf des Babys besorgt war und nicht wollte, daß sie redeten, und ihr eigener Schlaf wurde häufig unterbrochen, weil das Kind entschlossen schien, nur zur falschen Zeit aufzuwachen. Obwohl es nicht seine Art war, unvernünftigen Regungen nachzugeben, ärgerte sich Wallis über das Kind. Schlaf zu finden war eine schwierige Sache, und er hatte gelernt, den Schlaf als den am meisten wünschenswerten Zustand zu schätzen, war es doch nur im Schlaf, daß er die kalten Metallwände ihres Gefängnisses mit seiner tödlichen Monotonie kalter Mahlzeiten vergessen konnte. Im Schlaf konnte er träumen, daß er Haferbrei oder geschmorten Rinderbraten aß oder auch nur literweise Tee trank. Es war merkwürdig, daß er nie von feinen und exotischen Gerichten träumte; sie waren einfach warm. Und wenn das Gewinsel und Geschrei der kleinen Geraldine Elizabeth Dickson anfing, knirschte Wallis mit den Zähnen und versuchte vergebens, seine lieblichen warmen Träume festzuhalten, und hätte das Baby am liebsten umgebracht.
    Die Pflege und die Fütterung des Neuankömmlings war ein kompliziertes Geschäft und zugleich ein Thema, das sich wegen der herrschenden Langeweile allgemeinen Interesses erfreute.
    »In erster Linie kommt es darauf an, das Ding warmzuhalten, ohne es unter Decken zu ersticken«, sagte der Arzt bei einer Gelegenheit, als die Männer im Generatorenraum versammelt waren. »Beim Auswechseln der Windeln muß besonders auf die Gefahr der Unterkühlung geachtet werden. Was nun die Windeln angeht, so haben wir die für diesen Zweck zurechtgeschnittenen Säcke lange genug gegen die Wandplatten geschlagen, daß sie nicht nur trocken, sondern fast so weich wie Baumwolle geworden sind. Aber der Mutterinstinkt ist damit noch nicht zufrieden. Die Mädchen behaupten, die Windeln seien feucht und rauh. Ich habe ihnen mehr als einmal erzählt, was die Spartaner mit ihren Babys zu machen pflegten, aber davon wollen sie nichts wissen. Zugegeben, die Haut ist an einigen Stellen wundgerieben, aber im großen und ganzen ist es ein sehr gesundes Kind, und es gibt keinen Grund für all das Gejammer. Das einzige, worüber sie sich nicht beschweren, ist die Ernährung des Kindes.«
    »Bis jetzt, Doktor«, sagte Dickson. »Ich möchte bloß wissen, wie wir es an kalte Eipulversuppe gewöhnen sollen, wenn es einmal so weit ist.«
    »Um dieses Baby wird zuviel gejammert und überhaupt zuviel Aufhebens gemacht!« schaltete sich Wallis gereizt ein. »Alle leiden darunter! Verdammt, ich meine es ernst! Kein Mensch traut sich nachts ein Wort zu sagen, und wir denken zuviel an die falschen Sachen. Bei allem Respekt, Dickson, ich glaube,

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