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Gefangene des Scheichs: Erotischer Roman (German Edition)

Gefangene des Scheichs: Erotischer Roman (German Edition)

Titel: Gefangene des Scheichs: Erotischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cassandra Norton
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draußen richtete, warf die Sonne bereits erste, zaghafte Strahlen über die Landschaft, und irgendwo im Haus begann das Personal zu rumoren. Es waren vertraute Laute, die sie umso mehr genoss, als sie in ihrem Herzen wie ein Versprechen klangen: Es gibt Dinge, die sich nicht ändern!
    Als die Zofe der Herzoginwitwe sie zum Frühstück bat, legte sie ihre Hände auf die Oberschenkel und lehnte dankend ab. Man möge sie rufen, wenn alles zur Abfahrt bereit sei. Stattdessen ließ sie sich ein Bad richten und zog sich dann frische Sachen an. Hätte es ein Feuer in dem kleinen Kamin gegeben, sie hätte ihre alte Kleidung verbrannt.
    Als es soweit war, stand die Herzogin bereits im Vorraum. „Wie geht es Ihnen, mein Kind?“
    „Es geht mir gut, Euer Gnaden. Danke der Nachfrage.“ Victoria straffte ihre Schultern, atmete tief durch und folgte der alten Dame hinaus in die morgendliche Hitze.
    Der Herzog begleitete die Damen bis zum Bahnhof, wo Versprechungen ausgetauscht wurden, baldmöglichst ein Wiedersehen zu arrangieren. Der Herzog versprach seiner Mutter, den Dienst hier umgehend zu quittieren und stattdessen seine Aufgaben in der Heimat zu übernehmen. Die Herzogin wiederum sagte ihrem Sohn augenzwinkernd zu, nicht eher zu sterben, bis er seinen Fuß wieder auf englischen Boden gesetzt habe. Es herrschte eine beinahe heitere Stimmung, die jenen Abschied prägte, der doch in Wahrheit alle ins Ungewisse trug.
    Der Herzog half seiner Mutter galant beim Einsteigen in den Zug, und die beiden Damen ließen sich von einem Schaffner zu ihrem Abteil begleiten. Am Fenster sitzend winkte die Herzogin mit einem Spitzentaschentuch, während ihr Sohn stramm salutierte.
    Victoria aber war das Herz mit einem Mal tonnenschwer. Sie starrte auf den Bahnsteig, wo Soldaten, Offiziere und Zivilisten ein- und ausstiegen und der Staub in Wirbeln über den Boden glitt. Dann setzte sich, einem schrillen Pfiff folgend, der Zug in Bewegung.
    Victoria brauchte Luft. Dringend. Ihre Kehle war wie zugeschnürt, und ihr Magen hatte sich in einen Feuerball verwandelt. Sie entschuldigte sich knapp und eilte in den Gang, wo sie mit bebenden Händen das Fenster herunterzog. Heiße Luft drängte ins Innere und trieb ihr den Schweiß auf die Stirn.
    Und da war sie. Die Wüste. Golden. Schimmernd zogen sich die Dünen bis zum Horizont, wo sie sich scharf vom strahlenden Blau des Himmels absetzten. An ihren Seiten lagen Schatten in tiefen Mulden, bildeten Kämme und glitten in die Auflösung.
    Die Wüste war schön. Unfassbar schön. Und sie war gewaltig. Fast ebenso gewaltig wie der Schmerz, der Victoria verzehrte. So mächtig wie die hoffnungslose Verzweiflung, die sie zu zerfleischen begann. Für einen Moment spielte sie mit dem Gedanken, aus dem langsam ausfahrenden Zug zu springen. Sich in den Sand zu werfen und – egal um welchen Preis – zu Whitby zurückzukehren. Aber der Zug nahm an Fahrt auf. Wurde immer schneller. Bald blieb die Welt nur noch in der Ferne starr. DerFahrtwind wurde kühler, erfrischender. Trocknete den Schweiß auf ihrem Gesicht und spielte mit ihrer leichten Bluse.
    „Die Wüste ist ein Meer aus goldenem Wasser“, sagte plötzlich jemand neben ihr.
    Victorias Herz zog sich vor Schreck zusammen.
    „Ja. Sie ist aus Gold“, erwiderte sie beinahe flüsternd, nachdem sie sich von der Überraschung erholt hatte „Denkst du, Englands Grün könnte dir das ersetzen?“
    Whitby zuckte mit den Schultern.
    „Wir werden sowieso immer wieder hierher zurückkehren.“
    Victoria sah ihn an. Seine Blicke waren auf die Wüste gerichtet, während sein Arm sich gleichsam sanft und entschlossen um ihre Schultern legte.
    „Wieso bist du hergekommen? Ich habe dich gesehen, da draußen vor dem Zelt … Wie alle gekommen sind und sich dir unterworfen haben.“
    Whitby nickte ernst. Ihre Blicke fielen fast gleichzeitig auf den mächtigen goldenen Ring, den die Sonne funkeln ließ.
    „Ich hatte mein Ziel erreicht. Aber dann …“ Er hielt inne und sprach auch nicht weiter, als Victoria längere Zeit gewartet hatte.
    „Dann?“, schob sie den Satz von Neuem an.
    „Dann habe ich verstanden, dass das alles nichts ist ohne die Frau, die ich liebe.“
    „Kein König würde auf den Thron verzichten wegen einer Frau. Zumindest nicht in England“, flüsterte Victoria.
    „Vielleicht nicht. Ich habe auch nicht verzichtet. Ich werde nach London gehen und Verhandlungen im Namen der Vereinigten Stämme mit der Regierung Seiner Majestät aufnehmen.

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