Gefangene des Scheichs: Erotischer Roman (German Edition)
war auch da. Und ich habe mit ihm getanzt.“
„Schön“, sagte ihre Mutter und lächelte versonnen auf die silberne Teekanne. „Er hat ein gewaltiges Vermögen, heißt es.“
„Ach, Mutter. Du kennst dieses Vermögen doch garantiert bereits bis auf den letzten Penny.“
Das war eine offene Kriegserklärung, und ihre Mutter verstand sie offensichtlich auch so, denn sie erhob sich ruckartig und trat ans Fenster.
„Victoria, ich kann nicht verstehen, wie du dich dermaßen gegen eine Heirat sträuben kannst.“
„Könnten wir bitte das Thema wechseln?“ Es war ein matter Versuch, die Gedanken der Mutter in andere Bahnen zu lenken.
„Mein Kind, es wird von unserem Geschlecht erwartet, einen passenden Ehemann zu wählen und ihm Kinder zu schenken. Das ist die vornehmste Aufgabe der Frau. Dein Vater und ich haben dich nicht zu einem Blaustrumpf erzogen! Dickie Pontecore ist an dir interessiert. Das steht fest. Du brauchst also nur Ja zu sagen und alle – du inbegriffen – sind glücklich. Er ist zwar Amerikaner, aber er bringt alles mit, was einen guten Ehemann ausmacht.“
„Jaaaa …“, sagte Victoria gedehnt und schenkte sich Tee ein. Wenn sie sich schon einen Vortrag anhören musste, konnte sie das auch mit gewärmtem Magen tun.
„Liebes, es geht doch um dein Glück.“
Jetzt hätte sie sich beinahe an ihrem Tee verschluckt. „Um mein Glück geht es also?“
„Ja. Dein Glück an der Seite eines wohlsituierten Mannes, der dir alles bieten kann, was du dir wünschst.“
„Genau. Er bringt das Geld und ich …“
Ihre Mutter fiel ihr ins Wort.
„Ich hoffe doch sehr, du favorisierst nicht diese fürchterlichen Ansichten, die unter den jungen Leuten derzeit so in Mode sind.“
„Und am Ende wollen die Frauen noch in die Regierung.“ Es war ihr Vater, der das sagte. Er war unbemerkt eingetreten, elegant wie stets, in einer samtenen Hausjacke mit einem Monokel in der Seitentasche, das er zwar nicht benötigte, das ihm aber einen gewissen Nimbus verlieh, mit dem er gerne kokettierte.
„Alastair! Wie zeitig du heute bist!“
Er beugte sich zu Victoria herab, gab ihr einen sanften Kuss auf die Wange und begrüßte dann seine Frau auf die gleiche Art und Weise.
„Ja. Ein höchst amüsanter Bursche, den Rodham irgendwo in der Royal Society aufgetan hat, kommt zum Lunch.“
Amüsante Burschen
zählten eindeutig nicht zu Lady Stockbridges Favoriten. „Vielleicht ist das ja ein Heiratskandidat für unsere innig geliebte Tochter.“ Lord Stockbridge liebte es, seine Frau aufzuziehen, wenn auch allen klar war, dass ihm mindestens ebenso viel an dem Thema lag wie seiner Frau. Ja, dass er keine Gelegenheitverstreichen ließ, seine Tochter mit aussichtsreichen Kandidaten zusammenzubringen.
Victoria beschlich von Tag zu Tag mehr die Überzeugung, dass es für ihre Eltern kein anderes Thema bezüglich der Tochter gab, das ihre Aufmerksamkeit auch nur annähernd so zu fesseln vermochte. Wenn sie ehrlich war, fühlte sie sich elend, hatte sie doch keine Alternative zu jenen Männern, die ihre Eltern für angemessen hielten, geschweige denn zum Stand der Ehe ganz allgemein.
Sie hatte nicht den Vorzug einer Tochter aus der Mittelschicht, die sich eine Stelle als Sekretärin suchen konnte. Vor ihrem inneren Auge sah sie all die jungen Männer ihrer Generation, die aus dem Krieg heimgekehrt waren. Wund an Leib und Seele, gezeichnet von den Erlebnissen in der Hölle. Viele von ihnen noch immer im Krieg – mit sich selbst und der Welt im Allgemeinen. Nein, so einen Mann wollte sie nicht! Dann lieber die vorwurfsvollen Blicke der Eltern ertragen und alleine durchs Leben gehen. Irgendwann mussten sie ja doch aufgeben. So zumindest Victorias stille Hoffnung.
Der mit den Morgenzeitungen eintretende Butler brachte eine kurze Ablenkung in die kleine Gruppe. Lady Stockbridge setzte sich in einen der Sessel und begann, wie die anderen auch, in ihren frisch gebügelten Zeitungen zu lesen. Allein – das Schweigen, das sich nun im Raum ausbreitete, war nur ein kurzes Atemholen, und das wusste Victoria. Ein zähes, lähmendes Gefühl legte sich über sie. Sie wünschte sich nichts sehnlicher, als endlich nicht mehr an einen möglichen Ehemann denken zu müssen.
„Ich gehe mal hoch und schreibe den Dankesbrief an die Astenburys. Ach, Mama, ich soll dir noch ausrichten, dass du in Ascot auf
Thunderbolt
setzen sollst.“
Lady Stockbridge blickte von ihrer Zeitung hoch und lächelte. „Ah ja … Georgies neueste
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