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Geflüster auf Burg Schreckenstein

Geflüster auf Burg Schreckenstein

Titel: Geflüster auf Burg Schreckenstein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Hassencamp
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    Genaugenommen erschrak Andi erst jetzt, als er aufatmete. In aller Eile nahm er seine eigene Rennmaschine vom Haken, pumpte die zur Materialschonung im Ruhehang stets nur halb gefüllten Reifen auf. Unerkannt erreichte er den dunklen Durchgang, öffnete das Tor, rumpelte über die Bohlen der Zugbrücke, flitzte bis zur Abzweigung, schaltete zurück und nahm im Wiegetritt die Steigung hinauf zu Drei Tannen. Von hier ab ließ er’s rollen, hinunter nach Wampoldsreute . Dort bog er in den Campingplatz ein, kurvte um beschirmte Freizeitgestalter herum bis zum Landesteg. Draußen zeichnete sich im Dämmerlicht ein Boot ab. Unhörbar kam es näher – Amanda. Auch sie in leuchtendem Gelb.
    „Pünktlich wie ein Gartenzwerg!“ lobte sie ihn.
    „Danke gleichfalls.“
    Alles geschah wie mechanisch. Er band das Boot fest, sie setzte sich auf das obere Rahmenrohr der Rennmaschine, er sperrte sie mit seinen Armen ein, fuhr Slalom um beschirmte Hotelverweigerer bis vor das Gasthaus. Hier versteckte Andi sein teures Gefährt in jener Garage, in der Kress sein Bierflaschenlager eingerichtet hatte.
    Bei dem schlechten Wetter war die Gaststube besser besucht. Camper trockneten und wärmten sich. Es roch nach nasser Freizeitkleidung. Ein Gemisch, das die beiden, sich entwichtelnd , noch verstärkten. Ihr Tisch war frei, sie nahmen ihre Plätze ein, bestellten ihre Getränke und reichten einander die klammen Hände.
    „Heut’ ist es schon, als ob wir uns seit ewig hier träfen“, sagte Amanda.
    Andi rieb ihre Handrücken. „Heut’ schau’ ich auch nicht auf die Uhr.“
    Amanda strahlte. „Jetzt machen wir’s uns richtig gemütlich.“
    „Wem hast du diesmal gesagt, wo du bist?“ fragte er. „Niemand.“ Ihr Blick wurde finster. „Stell dir vor, Beatrix hat überall rumerzählt, daß wir uns hier getroffen haben, das blöde Huhn.“
    „Nun wird mir einiges klar“, antwortete er. „Bea hat mir gleich nicht gepaßt .“
    Die Kellnerin brachte die Gläser, Andi bezahlte sofort, nahm einen großen Schluck, stand auf und holte die gelben Umhänge vom Haken. „Trink aus und komm!“ sagte er schroff.
    „Aber…“In ihrer Verwirrung gefiel sie ihm besonders gut. Vielleicht auch, weil sie ihm aufs Wort folgte. Mit angehaltenem Atem durchquerten sie im Blindflug die Schwaden eines Zigarrenrauchers; die Leuchtkugel von Wampoldsreute saß nicht auf ihrem Stammplatz.
    „Du meinst…?“ sagte Amanda draußen, als ihr Kopf in dem Ausschnitt zwischen Umhang und Kapuze erschien. „Ja, das meine ich.“
    Amanda strebte zur Garage. Andi faßte sie an der Schulter und schob sie weiter.
    „Nicht so eilig, junge Frau! Wir wollen doch sehen, ob wir recht haben.“ An der Kapuze zog er ihr den Umhang über den Kopf. „Weg mit dem Blickfang! Du bist auch ohne eine blendende Erscheinung.“
    Sie gingen hinten um das Gasthaus herum bis zu einem Fenster, durch das sie die ganze Gaststube überblicken konnten. Andi kannte es von einem früheren Streich her. Ein Stapel Kleinholz, der unmittelbar neben dem Fenster endete, gab ihnen Schutz gegen die Straße. Vor allem gegen zwei Fahrradlichter, die gerade den Berg herunterkamen und erst kurz vor dem Gasthaus in der Kurve verschwanden.
    „Meinst du…?“ fragte Amanda, dicht neben Andi gekauert.
    „Ottokar und Stephan!“ antwortete er.
    „Pah. Nun sag bloß…“
    „Das riech’ ich an der Fahrradbeleuchtung“, fiel er ihr ins Wort.
    Amanda streckte sich, um in die Gaststube zu schauen. „Es wird noch dauern!“ vertröstete er sie.
    Amanda lachte. „Alles gemeinsam und niemand ist einsam.“

    Sie kauerte sich wieder neben ihn und kicherte unvermittelt. „Eigentlich gemütlicher…“
    Geklapper über ihnen ließ sie innehalten. Ein Fensterflügel wurde gekippt, vermutlich die Kellnerin wegen des Zigarrenstinkers. Stimmen drangen heraus.
    „Und in Stereo!“ vollendete Andi ihren Satz.
    Eine Weile verharrten sie stumm. Bis drinnen jemand laut guten Abend sagte.
    Andi richtete sich auf. Ein Camperpaar verließ die Gaststube. „ Zeltmiefer !“ sagte er, blieb aber am Fenster stehen.
    „Ist was?“ fragte Amanda.
    „Die Fahrradbeleuchtung hat sich verdoppelt“, alberte er.
    Schon stand sie neben ihm. Vom Eingang auf der gegenüberliegenden Hausseite kamen Gäste herein, sehr junge Gäste.
    „Vorsicht!“ Andi zog Amanda hinter den Holzstoß. Eine besonders grelle und doppelte Fahrradbeleuchtung zielte den Berg herunter direkt auf sie.
    „Klaus!“ meinte Andi. „Da bin

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