Geflüster auf Burg Schreckenstein
Ackordeon als dritte Stimme; das wird ein ganz neuartiger Satz.“
Plötzlich schwiegen die Trompeten.
Andi hatte auf die Uhr geschaut. „Ich muß jetzt gehen.“
Florian grinste. „Ich auch. Bin sehr gespannt.“
„Gehen wir“, sagte im Südflügel Schulkapitän Ottokar zu seinem Freund Stephan.
„Wie viele gehen denn rein in das Ding?“ fragte der. Ottokar zögerte. „Ungefähr sechs. Wenn sie sich vertragen…“
„Lassen wir uns überraschen.“
Hinter der mächtigen Weide, deren untere Zweige bis auf das Wasser herunterhingen, lag der Rosenfelser Hafen im Halbdunkel. Auf dem Steg mit dem Kabelanschluß für das Elektroboot bewegte sich ein Knäuel ineinander verkrallter Gestalten hin und her. Genauer betrachtet handelte es sich um fünf Mädchen, die versuchten, mit einem sechsten, sehr widerspenstigen, fertig zu werden. Schließlich schafften sie es trotz Faustschlägen, Tritten, Bissen.
Das kleinste Mädchen band der Widerspenstigen mit einem Strick die Hände auf den Rücken, zwei große schubsten sie weg, daß sie stolperte und hinfiel, genau im richtigen Augenblick. Die fünf sprangen ins Boot, stießen sich vom Steg ab, schalteten den Elektromotor ein und entschwanden unter der Weide.
„Diese Kanaille!“ schimpfte Amanda, noch ganz außer Atem.
„War singulär, daß du gleich nach dem Essen runter bist!“ keuchte Anke. „Die wär’ uns davongefahren.“
„Woher wußte sie nur, daß wir rüber wollen?“ dachte Amanda laut.
„Mich hat ein Zwerghuhn geholt, als Florian anrief, antwortete Ingrid.
Isabella rieb sich die Hände. „Jetztwird sie sich giften!“ Sophie lächelte vor sich hin. „Dabei wird es nicht bleiben.“ Für eine Weile schwiegen die Mädchen; leise surrte der Elektromotor. Bis Ingrid herausplatzte; „Wir sind verrückt! Und alles wegen ihr.“
„Wieso wegen ihr?“ fragte Isabella. „Ich treff’ mich mit Klaus.“
„Und ich mich mit Stephan“, fügte Anke hinzu. „Wir wollen uns endlich mal in Ruhe sehen, ohne daß sie immer dazwischenfunkt.“
„Die Idee mit dem Gasthaus war an sich singulär“, befand Isabella.
„Quatsch! Immer alle auf einem Haufen“, widersprach Amanda naserümpfend. „Andi und ich haben gestern eine Mondscheinfahrt auf dem See gemacht. Ohne Bea, ohne Horn…“
„Ich weiß, was Ingrid meint“, sagte Sophie. „Ohne den Wirbel hätte man sich getroffen, irgendwann, irgendwo, jede, wie sie will. So aber tanzen wir als Schiffsladung an.“
„Deswegen sag’ ich ja, wir sind verrückt!“ bestätigte Ingrid. „Die müssen meinen, wir kämen um vor Sehnsucht!“
„Kein schlechter Gedanke“, befand Amanda. „Nun wird Bea schon dafür sorgen, daß sie gar nicht auf die größenwahnsinnige Idee kommen können…“
Sophie lachte. „Wir müssen ihr fast dankbar sein.“
„Zuerst kriegt sie den Kopf zurechtgerückt!“ entschied Anke und schüttelte den ihren.
„Und das gründlich!“ pflichtete Ingrid ihr bei. „Ich weiß zwar noch nicht, wie, aber… vielleicht fällt den Rittern was ein.“
„Dann wird es ein Streich!“ stellte Sophie fest. „Der erste, den wir mit ihnen machen gegen eine von uns.“
Isabella rieb sich wieder die Hände. „Wir sagen drüben, wir seien nur gekommen, um den Streich mit ihnen zu besprechen. Dann kann keiner überschnappen…“
„He! Flüsterton gefälligst!“ Anke stieß sie mit dem Ellbogen an. „Man hört dich ja über den ganzen See.“
Der Gedanke an einen Streich machte die fünf einsilbig. Im leisen Surren des Elektromotors grübelten sie vor sich hin, und das — ohne es zu merken — ganz im Sinn der Ritterregel: Bei einem Streich soll niemand und nichts zu Schaden kommen, und er soll lustig sein.
Erschwerend kam hinzu, daß es sich in diesem Fall um einen Denkzettel handelte und daß es galt, diesen Umstand vor Fräulein Doktor Horn geheimzuhalten. Auf der Suche nach der Ursache hätte sie alles aufdecken können. Und überhaupt: Gemeinsame Sache mit den Rittern würde sie als stille Duldung des abgelehnten liberalen Schulsystems auf der Burg empfinden und entsprechend überreagieren.
„Ultraschwierig!“ brummte Sophie vor sich hin.
Erste Regentropfen beendeten die allgemeine Grübelei. „Man sollte endlich Wolkenwindeln erfinden!“ bemerkte Ingrid. Keine hatte einen Regenumhang dabei.
„Du sagst es!“ bestätigte Amanda. „Alles Schlechte kommt von oben. Die Horn und jetzt das noch.“
„Deine Dachmatratze wird’s aushalten“, beschwichtigte Anke. „Wir sind ja gleich
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