Geflüster auf Burg Schreckenstein
hoffte insgeheim, seine Idee möge keine Zustimmung finden. „Wenn ihr meint… Also…“ – Er schaute auf seine Uhr. In fünfzehn Minuten mußte er zur Arbeitsstunde auf seinem Platz sitzen. – „Ja, also… ein typischer Schreckenstein-Streich wird das nicht, aber es entspricht dem Auftrag.“
Überflüssige Stühle wurden weggeschoben, die Großen steckten die Köpfe zusammen, es wurde still im Saal. Die Minis und alle andern lauschten vergeblich.
Vom Ritterrat in die Folterkammer eingeladen zu werden, war eine Ehre, die – um es mit Andis Wort zu umschreiben nur einer Gipfelerscheinung zuteil wurde. Insofern gehörten auch Ingrid, Sophie und Anke in diese Kategorie, denn sie waren als genaue Kennerinnen von Beas Schwachstellen ebenfalls anwesend und sehr nützlich. Das Elektroboot lag, von Pummel und Eugen bewacht, unter einem scharfen Licht am Steg.
Hans-Jürgen, wie immer mit Notizen befaßt, las den erarbeiteten Ablauf vor.
„Ein Megaprogramm!“ stellte Ingrid fest und lächelte, als sei sie stolz auf Florian.
Dampfwalze, der neben seinem neuen Freund auf der Streckbank saß, tönte gar wie ein Onkel. „Was hab’ ich euch gesagt…?“
Mücke kam zur Sache. „Morgen nach dem Mittagessen startest du.“
Florian nickte.
„Mit dem Rad oder mit dem Bus?“
„Ich werde abgeholt.“
„Und wann bist du zurück?“ fragte der Schulkapitän. Er mußte den Rex verständigen.
„Ich hoffe zum Abendessen. Garantieren kann ich’s nicht. Ist ja ziemlich weit…“
„Und hast du dann schon…?“ Weiter kam Sophie nicht.
„…wenn’s klappt, alles dabei.“ Ein bißchen mulmig fühlte sich Florian jetzt doch. Was hatte er sich da aufgeladen! Was war, wenn die Tante sich weigerte? Oder wenn sonst etwas danebenging? Er mußte sich absichern. Jetzt. Vor allen.
„Ich bin zwar erst kurz hier“, begann er, „aber soviel weiß ich schon: Ein richtiger Schreckensteiner Streich ist das nicht. Eher eine Gefälligkeit. Rosenfels will eine Gruselkiste – wir liefern den Rahmen, die Technik und die Gänsehaut. Mehr nicht. Damit das klar ist: Der Umgang mit Beatrix bleibt eure Sache. Wir fassen sie nicht an…“
„Sehr gut formuliert!“ lobte Mücke.
„So sei es denn, daß es so sei!“ sagte Ingrid.
„Na also!“ meinte Ottokar. „Wird schon klappen. Du begibst dich auf die Reise, und wir basteln inzwischen am elektrischen Grusel. Wahrscheinlich muß ich morgen nach Neustadt…“
„Psycho-elektro-phono-Paulo!“ alberte Klaus treffend.
Ingrid sah ihren Bruder an, und beide sagten strahlend: „Das wird ein Denkzettel fürs Leben!“
Pünktlich und bereits gewendet stand der Wagen an der Abzweigung. Sie kamen zu zweit.
„Das ist Ottokar“, stellte Florian vor. „Und sie ist Agathe. Ich hab’ dir ja schon von ihr erzählt.“
Ottokar nickte. „Sie leiten die Pension von seiner HellsehTante, sind schon über zwanzig und Florians Vertraute!“
„So so…“, sagte Agathe.
Florian weihte sie in das Vorhaben ein.
Sie staunte. „So, so… Wie seid ihr denn darauf gekommen?“
„Nach dem Quarantäne-Streich war das doch naheliegend“, meinte Florian.
In Neustadt setzten sie Ottokar ab. Er würde für den Rückweg den Omnibus nehmen. Florian und Agathe fuhren weiter — ohne bei Florians Eltern oder bei seinem Freund Jens vorbeizuschauen. Zehn Kilometer vor dem Ziel bog Agathe von der Hauptstraße in den Grenzwald ab.
Florian überkamen Zweifel. „Wie ist sie heute?“ fragte er.
„Sehr munter!“ meinte Agathe. „Ein Kunde hat ihr einen dicken Scheck gegeben, weil sie seine Firma gerettet hat.“
„Hoffentlich ist ihr dann unser Streich nicht zu albern.“
Agathe schwieg zu dieser Befürchtung. Sie bog in die Lichtung ein und rollte auf den Parkplatz der Pension Schicksal.
Dann kam alles anders. Florian hätte nur noch gestaunt, wäre es ihm hier nicht schon öfter so gegangen.
Die lustige Tante mit den hellgrünen Augen, als Hellseherin unter dem Namen Madame Thekla weithin bekannt, sagte „herein“ bevor er anklopfte, und erklärte ihm, was er sie fragen wollte, noch ehe er den Mund aufmachte.
„Ja, Flori! Es hat mich gefreut, als ich fühlte, daß du kommen wirst. Eine gute Idee, die du da hast! Das Mädchen hat sich total verrannt und muß ein bißchen geschüttelt werden. Von innen. Und das heißt in diesem Fall von außen. Was dich betrifft, du machst dich gut als Ritter. Du hast jetzt auch mehr Selbstvertrauen, seit Dampfwalze dein Freund ist. Als Neuer braucht man das. Aber jetzt zu
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