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Gefuehlschaos inklusive

Gefuehlschaos inklusive

Titel: Gefuehlschaos inklusive Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Richling
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viel gewagt habe.
    „Gern. Ich würde mich über ein nächstes Mal freuen.“
    Beruhigt nehme ich seine Antwort zur Kenntnis. Ich hätte ihm jetzt gern einen Kuss aufgedrückt, aber das könnte er möglicherweise falsch verstehen, denn es wäre aus reiner Dankbarkeit.

 
Ertappt
     
    Ich weiß nicht, warum, aber ich fahre noch ins „Conrad“. Fürs Bett bin ich viel zu aufgekratzt. Es ist wie immer furchtbar laut und die Luft hätte man mit einer Schere zerschneiden können. Ich steuere auf einen leeren Platz zu, doch auf einmal tippt mir jemand von hinten auf die Schulter. Als ich mich umdrehe, sehe ich in Stefans erfreutes Gesicht. Wie gut, dass ich ihn gleich erkannt habe, er wäre sicher zutiefst gekränkt gewesen, wenn nicht. Als Sandra und ich ihn und seinen Freund Henry letzten Samstagabend kennenlernten, hätte ich nicht gedacht, dass ich mich später noch einmal an ihn erinnern würde. Schließlich war ich an diesem Tag mit meinen Gedanken bei Ullrich gewesen und später bei diesem jungen Mann, der mich quasi zu Boden warf. Oder ich ihn. Jedenfalls hat Sandra mich gnadenlos abgefüllt. Ich hatte völlig die Übersicht über meinen Alkoholkonsum verloren, weil sie mir immer wieder heimlich das Glas auffüllte. Sie und Henry scheinen sich nähergekommen zu sein, jedenfalls ist sie seit jenem Abend ununterbrochen mit ihm zusammen. Stefan und ich hingegen wollten absolut nichts voneinander wissen. Das war uns beiden von der ersten Sekunde an klar. Trotzdem freue ich mich, ihn zu treffen. Mir ist gerade nach Gesellschaft zumute. Ganz egal, wer diese Lücke ausfüllt, Hauptsache, ich bin jetzt nicht allein. Diese Grübelei macht mich sonst noch ganz wirr. Stefan ist mit ein paar Freunden da und fragt mich, ob ich nicht Lust hätte, mich mit an ihren Tisch zu gesellen. Eigentlich habe ich keine Lust, aber ich lasse mich überreden. Schnell stellt sich heraus, dass es die falsche Entscheidung war. Die Themen in dieser Runde interessieren mich nicht im Geringsten und außerdem ist mir überhaupt nicht nach Reden zumute.
    „Es ist wohl besser, wenn ich jetzt gehe“, sage ich kurze Zeit später zu Stefan.
    „Möchtest du vielleicht woanders hin? Wir könnten Billard spielen gehen, wenn du magst“, schlägt er vor. Ich wundere mich, warum er heute so anhänglich ist. Schließlich waren wir uns doch auf unausgesprochene Weise einig, dass wir kein Interesse aneinander hegen.
    „Ich weiß nicht“, antworte ich unentschlossen.
    „Hier um die Ecke gibt es einen kleinen Billardsalon. Lass uns da zusammen hingehen.“
    Er sieht mich mit diesem Dackelblick an. Ich mag diesen Blick nicht. Man kann ihm so schlecht etwas abschlagen. Also lasse ich mich ein zweites Mal von Stefan zu etwas überreden, wonach mir gar nicht ist. Stefan ist hochgewachsen, viel zu schlank und hat eine etwas zu lang geratene Nase in seinem Gesicht. Aber sie passt zu ihm. Er besitzt eine gewisse Attraktivität, trotzdem ist er absolut nicht mein Typ. Seine feminine Seite ist mir zu ausgeprägt.
    Wir betreten den gut besuchten Billardsalon und Stefan nimmt sofort Kurs auf einen freien Tisch. Verträumt schlendere ich ihm hinterher. Bis auf einmal Ullrich in mein Blickfeld gerät. Wie angewurzelt bleibe ich stehen und sehe in seine Richtung. Seine neue Eroberung hat er dabei. Sie beugt sich gerade über den Tisch und visiert mit dem Queue den Spielball an. Ihr Queue wackelt in alle Richtungen und es ist nicht zu übersehen, dass sie zum ersten Mal einen in der Hand hält. Ullrich steht neben ihr und erklärt ihr inbrünstig das Spiel. Sie stößt zu und rutscht ungeschickt ab. Klar, war ja nicht anders zu erwarten. Als sie vom Tisch zurücktritt, kichert sie wie eine dumme Gans. Er amüsiert sich über ihr dämliches Gegacker, nimmt sie in den Arm und küsst sie auf den Mund. Das hat er mit mir nie gemacht! Ullrich mochte es nicht, in der Öffentlichkeit Zärtlichkeiten auszutauschen.
    Stefan sieht sich nach mir um und sagt irgendwas, was ich nicht verstehe. Immer noch stehe ich wie versteinert da und blicke in dieselbe Richtung. Der Schmerz in mir wird unerträglich groß, sodass ich alles andere um mich herum vergesse. Das Atmen fällt mir schwer, ich bin wie paralysiert. Dann sehe ich an ihrem Ringfinger etwas aufblitzen. Sie trägt den Ring – meinen Ring! Darum lag er nicht mehr auf dem Tisch. Ullrich hat ihn einfach weiterverschenkt. An diese glucksende Henne. Was spielst du nur für ein mieses Spiel, du Verbrecher?
    Übermächtige Wut

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