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Gefuehlschaos inklusive

Gefuehlschaos inklusive

Titel: Gefuehlschaos inklusive Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Richling
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mit allem zu rechnen.
    „Du versetzt mich in Erstaunen. Das meinst du doch nicht ernst!“
    Mit einem spitzbübischen Lächeln holt er einen kleinen Schlüsselbund aus seiner Hosentasche und zieht die Schlüssel vom Schlüsselring ab. Dann nimmt er ihn zwischen Daumen und Zeigefinger und drückt ihn auf einen kleineren Umfang zusammen. „So, das müsste reichen.“ Mir wird schwindelig. Dafür bin ich nicht gerüstet. Ich müsste mal schnell ein paar Tage in die Wüste Gobi fahren und einen Selbstfindungstrip machen. Danach wäre ich dann bereit für seine Verrücktheiten. Aber jetzt stecke ich in einer spontanen Realitäts-Krise. Ich weiß nicht, ob ich dies hier leibhaftig erlebe oder ob ich träume. Christian nimmt meine linke Hand und steckt mir dieses ausgefallene Schmuckstück, das bis eben noch einen anderen Nutzen hatte, an den Ringfinger. Und was soll ich sagen: Das Ding passt!
    „Na bitte! Ich hoffe, du bist mit dieser vorübergehenden Lösung einverstanden. Natürlich bekommst du noch einen neuen, viel schöneren Ring.“ Eigentlich will ich keinen anderen. „Diese frohe Botschaft könnten wir morgen gleich deinen Eltern mitteilen. Und bei dieser Gelegenheit könntest du dich mit ihnen versöhnen. Was meinst du?“ Ich bin im Moment nicht so recht in der Lage, seinen Worten zu folgen. Jetzt bin ich erst mal damit beschäftigt, mir diesen Übergangs-Ring anzusehen, und kann kaum glauben, dass Christian es schaffte, ihn perfekt auf die richtige Größe zu formen. Ist das jetzt ein Zeichen? Da arbeiten Christian und ich so lange zusammen und die ganze Zeit war der richtige Mann ganz nah.
    „Möchtest du mich nicht erst einmal fragen, ob ich überhaupt möchte?“
    „Nein …“, antwortet Christian gelassen auf meine Frage und schmunzelt siegessicher.
     
    **
     
     
     
    Ich versöhnte mich mit meinen Eltern schon am folgenden Tag. Inzwischen sind wir uns viel näher als früher, was sicher auch daran liegt, dass sie durch das überfällige Geständnis meiner Adoption unverkrampfter geworden sind. Ich sehe meine Eltern in einem ganz neuen Licht und bin heute sehr dankbar, dass ich sie habe. Christian und ich heirateten ein paar Monate später, sehr zur Freude meiner Eltern. Er ist ihr Traumschwiegersohn und Christian gelingt es immer wieder aufs Neue, sie etwas mehr aufzulockern. Somit lerne auch ich sie von einer ganz neuen Seite kennen, die mir sehr gut gefällt. Auch als Großeltern sind sie unersetzlich. Max, unser kleiner Sohn, liebt sie sehr und lässt sich gern von ihnen verhätscheln und mit Geschenken überschütten. Christian ist ein toller Vater und erfreut sich an seinem freien Leben als Hausmann. Ich gewährte ihm ein paar Monate Vaterschaftsurlaub, den er allerdings schon um zwei Jahre überzogen hat und in vollen Zügen genießt. Für den Fall, dass er noch einmal in seinem Unternehmen aktiv mitwirken möchte, wird er sich wohl auf einige Änderungen einstellen müssen. Ich habe den Laden komplett umgekrempelt. Eine kleine Umstrukturierung war nötig. Sein Büro ist jetzt meins. Es ist größer, denn ich brauche viel Platz für mich und mein Teleskop, dass ich mir ans Fenster gestellt habe und hin und wieder für einen kleinen Ausflug in den Weltraum beanspruche. Auch wenn Christian nun mehr im Hintergrund agiert, wir sind ein unschlagbares Team.
     
    Sandra heiratete ihren Henry, der sein Medizinstudium mit großem Eifer und gutem Erfolg abschloss und sich zu einem aufstrebenden Medizinmann entwickelte. Stefan lernte seine große Liebe kennen, einen Masseur mit goldenen Fingern. Ich wurde Stefans Trauzeugin und habe inzwischen die Vorzüge einer klassischen Fußreflexzonenmassage kennengelernt, die ich mir einmal die Woche gönne. Oliver verliebte sich kurze Zeit nach meiner Abfuhr neu und plant das Unternehmen „Großfamilie“. Mit der neuen Frau an seiner Seite wird er sich diesen Traum zweifellos erfüllen können. Sie passt zu ihm und hat zum Glück mit Veronica nicht allzu viel gemeinsam.
     
    Ach, und Ullrich? Er verschenkte meinen Ring wieder weiter. Keine Ahnung, wie oft. Vielleicht so lange, bis er an irgendeinen Finger passte.
     

 
     
     
     
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