Gefuehlschaos inklusive
großartig?“
„Ja, prima.“
Ich glaube, seine Freude war damals etwas verhalten. Bin mir nicht ganz sicher, ob es ihm möglicherweise nicht so gefiel, dass mein Gehalt seines mit einem Mal überstieg. Wie gesagt, mit Erfolgsfrauen hat er wenig am Hut, obwohl ich mich beileibe nicht als solche ansehe. Schließlich gehörte für mich damals auch eine Menge Glück dazu, befördert zu werden.
Mein Weg mit Ullrich füllte mich im Grunde nie wirklich aus, aber ich ging ihn weiter, ohne etwas zu ändern. So bin ich nun mal. Ich kann nicht einfach so aus meinem gewohnten Leben springen und nach einem neuen greifen. Ich liebe Altbewährtes. Somit hielt ich auch verbissen an dieser Beziehung zu Ullrich fest. Und das hätte ich noch bis ans Ende aller Tage getan, wenn er mir nicht mit seiner Trennungsabsicht einen Strich durch die Rechnung gemacht hätte.
Es ist Samstag und noch nicht mal siebzehn Uhr. Mit viel Glück erreiche ich Sandra zu Hause. Ich muss unbedingt mit jemandem sprechen.
Sandra ist meine beste Freundin und am Wochenende so gut wie nie in ihrer Wohnung anzutreffen. Entweder, weil sie zum Wochenenddienst eingeteilt ist (Sandra jobbt als Serviererin) oder weil ihr Terminkalender zu platzen droht. Ich entscheide mich, gleich die Nummer ihres Handys zu wählen. So erhöht sich meine Chance, sie zu erwischen. Die Mailbox schaltet sich ein. Wo steckt sie denn nur wieder?
„Hier ist Claudia. Bitte melde dich bei mir, so schnell du kannst!“
Ich hoffe, dass meine Nachricht dramatisch genug klingt. Schließlich geht es hier um Leben und Tod.
Zehn Minuten später klingelt mein Telefon. Sandra lässt die Floskeln der Begrüßung gleich weg und kommt sofort zum Wesentlichen.
„Mensch, Claudi, es ist doch hoffentlich nichts passiert!“
„Ullrich will sich von mir trennen“, schluchze ich in den Hörer hinein.
Sandra lacht und fängt sich nur mühsam wieder ein. Wie kann sie in dieser Situation lachen? Das ist nicht nett.
„Oh, wie bedauerlich.“ Sie macht eine kurze Pause. „Nein, vielleicht auch nicht.“ Sagenhaft, dieses Feingefühl. Hätte ich diesen Formfehler schon eher an ihr entdeckt, hätte ich sie nicht zu meiner besten Freundin erklärt.
„Mir ist wirklich nicht nach Scherzen zumute. Er will mich aus der Wohnung haben. Unsere gemeinsame Wohnung, die ich in mühevoller Kleinarbeit eingerichtet habe.“
„Hör zu, ich will nicht lange um den heißen Brei reden“, sagt sie und ich bekomme das Gefühl, dass mir ihre folgenden Worte nicht gefallen werden: „Ich finde, eine Trennung war längst überfällig. Ihr seid viel zu verschieden.“
„Nun übertreib mal nicht“, verteidige ich mich, lenke aber sogleich wieder ein: „Na ja, vielleicht ein wenig.“ Ich kann förmlich Sandras zustimmendes Nicken durchs Telefon sehen. „Also schön, wir sind verschieden“, gestehe ich grimmig, „aber deswegen muss er sich doch nicht gleich von mir trennen!“
„Pack ein paar Sachen zusammen und komm zu mir. Wir werden später eine neue Bleibe für dich finden.“
„Aber ich will keine neue Wohnung, sondern diese hier, und zwar mit Ullrich gemeinsam“, wimmere ich.
„Ja, sicher willst du das. Aber glaube mir, wenn du erst mal erkannt hast, dass Ullrich ein Fehler war, willst du genau das Gegenteil. So, und jetzt kommst du auf direktem Wege zu mir, klar?“
Sandra kann so überzeugend wirken. Nach unserem Telefonat suche ich mir eine Tasche und packe ein paar Utensilien ein, die für eine Frau unerlässlich sind. Obenauf stopfe ich ein paar Klamotten und gehe zur Tür. Als ich zum Schlüssel greife, blinkt mein Ring am Finger auf. Ullrich hat ihn mir vor zwei Monaten zum Geburtstag geschenkt. Ein wunderschöner Goldring mit einem kleinen Diamanten. Leider passt er nicht an meinen Ringfinger, daher stecke ich ihn mir immer an den Mittelfinger. Diese Tatsache hätte mich eigentlich schon damals Verdacht schöpfen lassen müssen. Wenn der Ring nicht passt, kann der Mann auch nicht der Passende sein. Das ist doch ziemlich logisch. Ich sehe mich noch einmal in der Wohnung um, lege den Ring auf der Anrichte ab und gehe.
Der Beginn meines neuen Lebens
„Was machen wir beiden Hübschen denn heute Abend?“, fragt mich Sandra allen Ernstes, als wir zusammen auf ihrer Couch sitzen. „Ich würde vorschlagen, wir lassen heute mal so richtig die Puppen tanzen.“
Die wird sie wohl ohne mich tanzen lassen müssen.
„Ehrlich gesagt ist mir da überhaupt nicht nach.“
„Nix da!
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