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Gegengift: Europa stiehlt euch die Zukunft. Wie ihr euch wehrt. (German Edition)

Gegengift: Europa stiehlt euch die Zukunft. Wie ihr euch wehrt. (German Edition)

Titel: Gegengift: Europa stiehlt euch die Zukunft. Wie ihr euch wehrt. (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerald Hörhan
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Modehäuser haben gegen die internationalen Ketten kaum noch eine Chance. Printmedien sind ebenfalls ein abflauendes Geschäft. Detaillierte Informationen über die jeweilige Branche sind in beliebiger Menge verfügbar. Besonders interessant sind Branchenmagazine, die sich mit nichts anderem, als den jeweiligen Markttrends beschäftigen. Noch besser ist es, wenn ihr einen erfolgreichen Unternehmer der Branche an den Tisch bekommt. Er weiß, wo die Chancen und die Risiken der Zukunft liegen.
    Zweitens. Beteiligung mit Know-how. In diesem Fall bringt ihr in eine Firma statt Geld Wissen, besondere Fähigkeiten, eure Arbeitsleistung oder Kontakte ein. Möglich ist diese Form der Beteiligung vor allem bei kleinen und noch jungen Firmen. Die gefragtesten Kompetenzen sind IT , Finanzen, Vertrieb und PR . Einem Kleinunternehmer könnt ihr eine Homepage samt Webshop bauen und warten und dafür statt zehn- bis zwanzigtausend Euro, die er wahrscheinlich nicht hat, ein paar Prozent an der Firma nehmen.
    Ich habe einige Firmenbeteiligungen im Ausmaß zwischen 5 und 33 Prozent dafür erhalten, dass ich meine Fähigkeiten im Rechnen eingebracht habe. Der jeweilige Unternehmer kümmert sich um Produktion, Vertrieb und Werbung, ich besorge den kaufmännischen Teil, also die Bilanzen, die Steuern, die Buchhaltung und so weiter. Viele Unternehmer geben diese Obliegenheiten gerne ab.
    Jakob Gruner etwa ist ein sehr guter Immobilienmakler. Er kennt Frankfurt in- und auswendig. Buchhaltung, Controlling und Finanzwirtschaft sind für ihn ein Albtraum. Bevor wir uns kennenlernten, konnte er sich mit seiner kleinen Maklerfirma knapp über Wasser halten. Aus seinem Briefkasten quollen die Rechnungen. Seinem Steuerberater stellte er immer einen Karton mit Belegen hin, was dazu führte, dass der ihm hohe Rechnungen stellte und sich am Ende niemand auskannte. Jetzt halte ich gegen einen Anteil an seinem Gewinn seine Zahlen in Ordnung und er hat den Kopf frei, um ein florierendes Geschäft betreiben zu können.
    Einen angeschlagenen Betrieb wieder in Schwung bringen zu können ist ebenfalls eine Fähigkeit, die euch zu Gesellschaftern machen kann. Ich erinnere mich noch gerne an eine Softwareschmiede, die sich auf die Installation und Wartung von Warensystemen für Internetläden spezialisiert hatte. Die beiden Gründer hatten das Programm entwickelt und während des Internetbooms Furore damit gemacht. Viele Großkunden nutzten die Software, um ihre Produkte schnell und einfach ins Internet zu stellen und dort zu verwalten.
    Zu den Gründern gesellten sich zwei weitere Partner. Einer war für die Finanzen zuständig, der andere nannte sich Business Development Manager und sollte neues Geschäft an Land ziehen. Beide waren Nieten, wie sich im Wirtschaftsabschwung nach dem Internet-Hype herausstellte. Die Firma schrieb rote Zahlen, der Finanz-Chef rang hilflos die Hände und Mr. Business Development flog viel in der Gegend herum, ohne Aufträge nach Hause zu bringen.
    Weil der Leidensdruck des Quartetts groß war und ich Erfahrung im Sanieren hatte, holte ich eine gute Beteiligung für mich heraus. Als erste Amtshandlung regelte ich die Aufgabenverteilung zwischen den vier Partnern neu. Der Finanzvorstand musste gehen. Ich ersetzte ihn durch einen qualifizierten ehemaligen Kollegen. Dem Vorstand für Neugeschäft wies ich nach Recherchen meines Assistenten nach, dass er bei seinen Reiseabrechnungen gerne Privates mit Geschäftlichem vermischt hatte. Weil er mich von seinem Können überzeugte, durfte er bleiben, musste aber neue Konditionen akzeptieren. Drei Jahre später kaufte ein Konkurrent die Firma. Ich bekam meinen Anteil am Reinerlös, ohne einen Cent für meine Beteiligung bezahlt zu haben.
    Oft sind direkte Firmenbeteiligungen eine Mischform aus Geld und Know-how. Ich denke an einen kleinen Verlag, an dem ich von Anfang an beteiligt bin. Gegründet hat ihn Johanna Fichtner, die zuvor Journalistin bei einem Wochenmagazin gewesen war. Sie sah nicht nur blendend aus, sondern war auch richtig gut in ihrem Job. Ich hatte sie bei einem Interview kennengelernt und war verblüfft von ihrer Kompetenz gewesen. Trotzdem hatte sie ein Problem. Sie war keine gute Angestellte. Sie arbeitete mehr als ihre Kollegen, aber auf der Karriereleiter stiegen immer die anderen auf. Ich sagte ihr, dass sie auf eigenen Beinen viel mehr erreichen würde. Als sie mit ihrer mangelnden Lust auf Zahlen und Bilanzen argumentierte, schlug ich ihr eine Zusammenarbeit vor.

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