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Gegensätze ziehen sich aus

Titel: Gegensätze ziehen sich aus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kerstin Gier
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deinem Bruder andauernd von dir vor.«
    Ich hätte gewettet, dass er diese Wette verloren hätte, aber ich schielte die ganze Zeit auf das monströse Paket, dass Anton mitgebracht hatte. In den Karton hätte eine Waschmaschine gepasst. Vielleicht war es eine?
    »Darf ich jetzt auspacken?«, fragte ich.
    »Natürlich«, sagte Anton und strahlte. Ich hätte nicht gesagt, dass ich das mal sagen würde, aber als ich auspackte, wünschte ich mir tatsächlich, in dem Karton wäre eine Waschmaschine gewesen. Stattdessen war darin ein Trolleybag samt Driver, Hölzern, Wedges, Eisen und Putter. Und ein Gutschein über die Jahresmitgliedschaft in Antons Golfclub.
    »Damit du nicht weiter mit Mimis alten Schlägern spielen musst«, sagte er fröhlich. »Eine Profi-Ausrüstung für eine Profi-Spielerin.«
    »Oh, ich weiß gar nicht, was ich sagen soll«, sagte ich. Für das Geld, das Anton das alles gekostet hatte, hätte er mir einen sehr fetten Diamanten kaufen können. Auf einem Ring. Nur so als Beispiel. Aber woher sollte Anton auch wissen, dass eine Golfausrüstung überhaupt nicht auf meiner Wunschliste stand? Der Ärmste dachte ja auch immer noch, dass mir das Spielen Spaß machte.
    Ich hätte ihn trotzdem gern geküsst, aber Emily hing wie immer an seinem Ärmel und klammerte sich daran fest. Sie überreichtemir ein Bild als Geschenk. Auf dem Bild saß ein gelber Hase auf einer einsamen Insel mitten im Meer unter einer Palme.
    »Das ist aber ein schönes Bild. Hat es eine symbolische Bedeutung?« Ich fand, der Hase hatte durchaus ein bisschen Ähnlichkeit mit mir.
    Aber Emily schüttelte den Kopf. »Das ist einfach ein Bild, das ich noch zu Hause hatte«, sagte sie. »Herzlichen Glückwunsch.«
    Ich trank eine Tasse von dem Glühwein, um meine Enttäuschung hinunterzuspülen. Außer von Gitti Hempel, die mir einen Gutschein für den VHS-Kurs »Weihnachtliche Bilderrahmen selbst gemacht« überreichte, den sie selber abhalten würde, bekam ich nämlich von niemandem mehr ein Geschenk. Nicht mal von Trudi, die mir sonst immer einen Gutschein für eine Reiki-Behandlung oder eine Energiemassage schenkte. Nicht, dass ich so scharf auf Gutscheine gewesen wäre, aber sie waren doch immer noch besser als gar kein Geschenk. Ich hätte mich diesmal nicht mal beschwert, wenn sie mir wieder so ein peinliches Buch geschenkt hätte. »Erleuchteter Sex - wie Sie sich zum Muttermundorgasmus atmen können.« Das wäre besser als nichts gewesen. Natürlich traute ich mich nicht nachzufragen, warum meine Freunde mir in diesem Jahr nichts schenken wollten, aber ich fühlte mich ein wenig übergangen. Noch war ich schließlich nicht in dem Alter, in dem man angeblich alles hat und sich über nichts mehr freut.
    Mimi und Ronnie kamen zu spät. Als sie klingelten, war der Topf mit der Kürbissuppe schon halb leer, und ich hatte bereits das vierte Kaviarbrot aufgeschnitten.
    Mimi und Ronnie hatten ein Mädchen zwischen sich stehen, deren sommersprossiges Gesicht von niedlichen roten Kringellocken umrahmt wurde.
    »Du musst Coralie sein«, sagte ich, und das Mädchen nickte und schüttelte mir die Hand.
    »Alles Liebe zu Ihrem Geburtstag. Und danke, dass ich mitkommen durfte«, sagte sie mit einer sehr süßen Stimme. Meine Güte, sie hatte sogar Grübchen in ihren Wangen.
    »Hier sind heute viele Kinder«, sagte ich. »Das ist meine Tochter Nelly, sie zeigt dir, wo der Kuchen steht und der Kinderpunsch.«
    »Ich liebe Kinderpunsch!«, sagte Coralie. »Und Kuchen liebe ich auch.«
    »Ist sie nicht zauberhaft?«, fragte Ronnie, als die Kinder außer Hörweite waren.
    »Doch«, sagte ich. »Eine Schande, dass sie in einem Verschlag unter der Treppe hausen muss.«
    Ronnie lächelte nachsichtig. »Sie hat eine lebhafte Fantasie, weißt du. Und ein Verschlag unter der Treppe ist allemal spannender als eine Sozialwohnung in einem Hochhaus.«
    »Es macht dir wirklich Spaß mit eurem Leihkind, nicht wahr?«
    »Nenn sie nicht Leihkind«, sagte Ronnie. »Und ja - es tut uns gut, uns um sie zu kümmern.« Er sah sich um, ob Mimi ihn auch nicht hören konnte. »Das Thema Kinderwunsch ist bei uns noch lange nicht vom Tisch, weißt du? Wir schaffen es nur einfach nicht, vernünftig darüber zu reden. Durch Coralie brechen irgendwie festgefahrene Strukturen bei uns auf ...«
    »Das hört sich an, als würdest du heimlich zu einem Therapeuten gehen«, sagte ich.
    »Nie im Leben würde ich das tun!« Ronnie hob abwehrend die Hände. »Mimi würde mir nie

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