Gegensätze ziehen sich aus
verzeihen, wenn ich so etwas hinter ihrem Rücken machen würde.«
Mimi kam wieder heran und legte einen Arm um meine Taille.
»Coralie spielt schon mit den anderen. Sie ist wirklich unglaublich unkompliziert, ein richtiger Sonnenschein. Worüber redet ihr?«
»Oh, über Ehrlichkeit und Offenheit in der Beziehung«, sagte ich. »Du siehst übrigens wunderbar rosig aus, Mimi. Wie ein Mar zipanschwein.«
»Oh, vielen Dank«, sagte Mimi, eher amüsiert als peinlich berührt. »Ich verrate dir bei Gelegenheit gerne meine Kosmetiktipps. Jetzt solltest du aber dein Geschenk auspacken.«
»Wir haben alle zusammengelegt«, sagte Trudi. »Anne und Jo, Paris und Lorenz, Ronnie und Mimi ... - aber ich hatte die Idee.« Sie überreichte mir einen kleinen in Geschenkpapier gewickelten Karton.
Ich muss zugeben, ich war erleichtert, doch noch ein Geschenk zu bekommen.
»Das ist so süß von euch«, sagte ich und strahlte alle meine Gäste an. Neugierig rupfte ich das Papier weg und hob den Deckel. In dem Karton lagen drei kleine eingeschweißte Stücke Fleisch.
»Soll das ein Witz sein?«, fragte Nelly, aber ich wusste sofort, um was es sich handelte.
»Kobe-Rind!«, schrie ich. »Ihr habt mir tatsächlich Kobe-Rind-Fleisch besorgt! Oh, ich danke euch sehr.«
»Danke vor allem mir«, sagte Paris. »Trudi und Anne wollten das Fleisch bei eBay ersteigern. Aber ich kannte den Chefkoch vom goldenen Schwan und ...«
»Kann mir mal einer sagen, was so besonders an dem Fleisch ist, dass ihr für die kleinen Bröckchen da alle zusammen legen musstet?«, sagte Nelly. »Geizkragen.«
»Kobe-Rinder werden in Kobe in Japan aufgezogen, und sie werden täglich massiert und mit Bier gefüttert und gestreichelt und mit klassischer Musik beschallt«, sagte ich. »Ihr Fleisch ist so teuer, weil es einmalig und wunderbar schmeckt. Du wirst es erleben. Ihr alle werdet es erleben.«
Lorenz hob abwehrend die Hände. »Es sind gerade mal sechshundertfünfzig Gramm, da können wir unmöglich alle mitessen.«
»Aber wir sagen euch gern, wie es geschmeckt hat«, sagte Nelly.
Nachdem ich nun doch noch ein Geschenk von meinen Freunden bekommen hatte und der Glühwein allmählich seine Wirkung entfaltete, wurde es noch ein schönes Fest.
Die Kinder spielten friedlich miteinander Kricket, schaukelten und kletterten im Baumhaus herum. Immer, wenn ich nach ihnen sah, schienen sie Spaß zu haben, sogar Emily und Coralie. Ich hatte sogar Zeit, ein wenig mit Anton herumzuknutschen, als er mir half, die Kuchen und Torten aus der Speisekammer zu holen. Beinahe hätte ich mich dabei in die Krokantsahne der Weinapfeltorte gesetzt, so weich wurden meine Knie.
»Ich liebe dich sehr«, sagte Anton.
Ich liebte Anton auch sehr, trotz des doofen Geschenks. Ich liebte heute überhaupt alles und jeden. Das Leben war schön, wenn man mal für ein paar Stunden vergessen konnte, dass man einen Knoten in der Brust hatte.
Die Sonne schien, und mein Essen schmeckte wunderbar. Im Kühlschrank lagen Steaks vom echten Kobe-Rind, und all meine Freunde und Kinder und die Kinder meiner Freunde sangen »Happy Birthday« für mich.
Und dann fanden wir sogar einen Namen für unseren Laden. Er musste irgendwo zwischen den Orangenscheiben im Glühwein geschwommen haben, denn plötzlich war er in aller Munde: »Pumps und Pomps«.
Lorenz meinte zwar - kleinlich wie er war -, es müsse »Pomp« heißen, denn das Wort gäbe es gar nicht in der Mehrzahl, aber wir fanden, dass »Pomps« ein wunderbares Wort war und außerdem toll zu Pumps passte.
Feierlich stießen wir auf den neuen Namen an.
»Auf Pumps und Pomps, den schönsten Laden der Insektensiedlung«, sagte Mimi.
»Auf Pumps und Pomps, den schönsten Laden der ganzen Stadt!«, sagte Ronnie, und Trudi sagte: »Auf Pumps und Pomps, den schönsten Laden im ganzen Universum.«
Sogar Frau Hempel streckte nebenan den Kopf aus dem Fenster und drohte ausnahmsweise mal nicht mit der Polizei.
»Weil heute Ihr Geburtstag ist, lasse ich mal Gnade vor Recht ergehen«, quiekte sie. »Gitti, seid bitte pünktlich um sechs zum Essen da. Und lass dir das Rezept von der Kürbissuppe geben.«
Bis es bei Hempels Abendessen gab und sich auch die anderen nach und nach verabschiedeten, waren alle, die meinen Glühwein gekostet hatten, total knülle. Ich natürlich auch. Deshalb glaubte ich Nelly auch zunächst nicht, als sie sagte: »Jemand hat meinen I-Pod geklaut.«
»Liebling, wir suchen ihn gleich morgen Früh«, sagte ich und
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