Gegenwind
Zeitplan einzuhalten – und einen Befehl, an den ich mich halten musste: sämtliche Kämpfer der Konföderation auszuschalten. Und so befolgte ich diesen Befehl.«
Khedryn sah, wie Jaden die Hände zu Fäusten ballte, wie seine Kiefer sich aufeinanderpressten. Seine Brust hob und senkte sich, als hätte es ihn große körperliche Anstrengung gekostet, diese Schuld aus den Schatten seines Gedächtnisses ins Licht der Cockpitbeleuchtung zu zerren.
Khedryn suchte nach einem Wort, das die verschiedenen Gefühle, die in ihm brodelten, wiedergeben könnte, aber schließlich beließ er es bei einem geflüsterten »Stang«.
Jadens Augen kehrten in die Gegenwart zurück. »Du siehst also, ich nehme nicht für mich in Anspruch, immer zu wissen, was richtig ist und was falsch. Zumindest nicht mehr.«
Khedryn räusperte sich, hoffte, dass er sein Mitgefühl auf passendere Weise in Worte kleiden konnte als seine anderen Emotionen. »Damals herrschte Krieg, Jaden. Jeder Krieg fordert Opfer. Wenn du sie nicht getötet hättest, hätte es jemand anderes getan – und ist es denn wirklich so wichtig, ob diese Menschen durch Blaster, Lichtschwerter oder im Vakuum starben?«
Jaden senkte den Blick und atmete tief ein. »Für mich ist es wichtig.«
Khedryn dachte ein paar Sekunden über diese Worte nach, ehe er schließlich nickte. »Ich glaube, ich kann dich verstehen.«
Ein trauriges Lächeln schlich sich in Jadens Bart. »Hast du auch irgendwelche Sünden, die du beichten möchtest, Captain? Jetzt scheint der richtige Zeitpunkt zu sein, um deinen Frieden mit den Dämonen der Vergangenheit zu machen.«
Khedryn lachte, und der Laut wurde von den klaustrophobisch engen Wänden des Cockpits zurückgeworfen. »Wenn ich jetzt anfange, meine Sünden zu beichten, kommen wir hier so schnell nicht mehr weg. Sehen wir uns lieber diesen Mond an. Bereit?«
»Bereit.«
Der Schrottsammler lächelte dem Jedi zu, dann blickte er durch die Cockpitscheibe. Das Blau des Gasriesen wurde nun immer mehr zu einer Sichel, als sie den Planeten weiter umkreisten und tiefer in seine Nachtseite eindrangen. Zeit, die Schrottkiste über ihren Status zu informieren.
»Wenn wir diese Geschwindigkeit beibehalten, werden wir in ungefähr einer Stunde die andere Seite des Gasriesen erreicht haben«, sagte er über Kom.
»In einer Stunde, sieben Minuten und sechsunddreißig Standardsekunden, Captain.«
Khedryn grinste, als er Marrs Stimme hörte.
»Verstanden«, sagte er und tippte die Zahlen ins Bord-Chrono ein.
Sie würden sich weiter am Rand der Ringe halten, den Gasriesen halb umkreisen und sich dem Mond dann von der anderen Seite aus nähern, unbemerkt von den Scannern des Sith-Kreuzers. Aber selbst, wenn die Plunder auf den Sensoren auftauche, würde die Besatzung der Herold zu diesem Zeitpunkt vermutlich voll und ganz mit dem Frachter beschäftigt sein, der direkt auf ihr Schiff zuraste.
Relin spürte, wie die Zellen seines Körpers platzten, wie immer mehr seiner Organe versagten, wie die Strahlenvergiftung ihn weiter und weiter schwächte. Hinzu kam die körperliche und mentale Erschöpfung, die seine Sicht immer wieder verschwimmen ließ. Kalter Schweiß drang ihm aus jeder Pore, klebte ihm den Stoff von Tunika und Hose an die glühende Haut. Er versuchte, in den Armen der Macht Trost zu finden, aber seine Verbindung zur Hellen Seite war getrübt, befleckt durch seinen Zorn und den Wunsch nach Rache.
Es fiel ihm zunehmend schwer, sich gegen die Wirkung des Lignans zu verschließen. Die Energie des Metalls sickerte durch die Risse in seinem mentalen Schutzwall und sammelte sich in den Ecken seines Bewusstseins zu schwarzen, stinkenden Pfützen des Bösen. Allerdings waren seine Sinne nach dem ununterbrochenen Bombardement der letzten Stunden schon etwas abgestumpft gegen das Gift der Dunklen Seite, und auch, wenn er immer noch Übelkeit und Unbehagen empfand, waren diese Gefühle doch längst nicht mehr so intensiv wie noch zuvor. Er hatte sich daran gewöhnt, und das war noch alarmierender als der stufenweise Kollaps seiner Organe. Die Strahlung hatte seinen Körper verseucht, aber das Lignan hatte seinen Geist verseucht.
Marr saß am Steuer der Schrottkiste , und Relin bezweifelte, dass er dem Cereaner während des Fluges eine große Hilfe sein würde. Selbst, wenn er noch beide Arme hätte und bester Gesundheit wäre, hätte er mit den fremdartigen Instrumenten und Anzeigen herzlich wenig anfangen können. Natürlich gab es ein paar Dinge,
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