Gegenwind
Position war.
Um sich die Wartezeit zu vertreiben, versuchte der Cereaner, ein paar Informationen über ihre Umgebung zu sammeln. Er blickte durch die Transparistahlscheibe zu der blauen Kugel des Mondes hinüber, von dem Jaden so besessen war, und drückte einen Knopf. »Ich werde diesen Ausschnitt mal vergrößern.«
Ein Teil des Cockpitfensters entpuppte sich nun als Bildschirm. Beeindruckt sah Relin zu, wie der Mond darauf heranwuchs, während ringsum immer noch Eis und Fels und der leere Raum zu sehen waren. Je näher der Bildausschnitt an die blassblaue Perle des Trabanten heranzoomte, desto deutlicher wurde auch der dunkle, langgezogene Umriss, der darüber im Weltall hing.
»Der Sith-Kreuzer befindet sich im Orbit des Mondes«, murmelte Marr.
»Dann ist er jetzt also weiter von uns entfernt. Verdammt! Das bedeutet, dass Saes mehr Zeit haben wird zu reagieren, sobald wir erst auf den Sensorschirmen auftauchen.«
Der Cereaner drückte ein paar Knöpfe auf der Konsole. »281302 Kilometer zwischen uns und ihnen.«
Der Jedi überschlug ein paar Zahlen im Kopf. »Wie schnell kann die Schrottkiste mit Sublichtantrieb fliegen?«
»Nun, es wird ungefähr eine Minute dauern, das Schiff zu erreichen.«
»Eine Minute«, brummte Relin nachdenklich. »Das ist zu lange. Die ersten Klingen wären bereits gestartet, ehe wir uns dem Kreuzer auch nur genähert hätten.«
Marr fuhr sich mit der Zunge über die Lippen. »Wir könnten auch versuchen, direkt unter der Herold aus dem Hyperraum zu springen.«
Der Vorschlag des Cereaners brachte Relins fieberhafte Gedankengänge zu einem abrupten Halt. »Ein Hyperraumsprung? Wir sind immer noch im Gravitationsfeld des Gasriesen, genauso wie die Herold . Von der Anziehung des Mondes einmal ganz zu schweigen.«
»Wir befinden uns hier am Rande des planetaren Gravitationsfeldes, und das Feld des Mondes ist sehr schwach. Für einen so kurzen Sprung könnte ich alle Faktoren mit einberechnen.« Er zögerte, legte den Kopf auf die Seite. »Glaube ich zumindest.«
»Ihr glaubt es?« Relins Blick glitt noch einmal zu dem vergrößerten Bildausschnitt auf der Cockpitscheibe, aber einige der Trümmer, die gerade an der Schrottkiste vorbeitrieben, blockierten die Sicht auf Saes’ Kreuzer und den Mond, über dem er schwebte. »Ihr wollt von einem Planeten zu seinem Mond springen – wir wären gerade mal eine Sekunde im Hyperraum, höchstens zwei. Da ist kein Platz für Korrekturen.«
»Ich denke, wir haben keine Alternative, oder?«
Relin schürzte die Lippen. Nein, er sah keine Alternative. »So etwas wurde noch nie versucht – zumindest nicht in meiner Zeit.«
»In unserer Zeit auch nicht«, meinte Marr. »Aber vielleicht bin ich ja dazu bestimmt. Vielleicht ist das der Grund, warum ich dieses mathematische Talent habe.«
Relin atmete langsam aus. Er hatte wohl keine andere Wahl, als auf die Fähigkeiten des Cereaners und die Macht zu vertrauen. Zweifel stachen in sein Bewusstsein, ebenso scharf und schmerzhaft wie seine zertrümmerten Rippen in sein Fleisch stachen, aber er ignorierte sie. »Dann versuchen wir es«, sagte er, und nach einem Blick aufs Chrono, das weiter die Sekunden herunterzählte, fügte er hinzu: »Ihr habt weniger als fünfzig Minuten, um die Berechnungen durchzuführen.«
Marr beugte sich nach vorne und streckte die Hand aus, um den Cockpitschirm zu deaktivieren. Die Schrottkiste war während der vergangenen Sekunden ein kleines Stück zur Seite gedriftet, so, dass der blaue Mond und der gezackte Umriss der Herold wieder zu sehen waren.
»Schaltet den Schirm bitte nicht ab«, sagte Relin.
Der Cereaner warf ihm einen kurzen, fragenden Blick zu, dann zuckte er mit den Achseln und lehnte sich wieder zurück. Während er mit den Berechnungen für den Hyperraumsprung begann, starrte Relin das Schiff auf dem Cockpitschirm an. Erinnerungen flackerten in ihm auf wie das Licht einer Kerze, und sie entzündeten seinen alten Zorn. Vor seinem geistigen Auge sah er die ausgebrannte Brücke, diesen Krater aus schwarzem Metall, in dem Drev sein Leben gelassen hatte.
Der Schmerz in seiner Seite und im Arm verblasste im Vergleich zum Brennen in seinem Herzen. Die Energie des Lignans brandete in Wellen über ihn herein, und jede Woge peitschte seine Wut auf, war Öl auf die Flammen seines Hasses. Ein Teil von ihm verlangte, dass er sich gegen die Macht der Dunklen Seite wehrte, aber sein Zorn, sein Rachedurst ließen das nicht zu. Wollte er etwa so tun, als würde
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