Gegenwind
erreichte, standen Jaden, Relin und Marr bereits vor dem kleinen Tisch und blickten ihm mit fragenden Augen entgegen.
»Wir haben nicht viel Zeit«, sagte Relin.
»Hierfür werdet ihr euch Zeit nehmen müssen«, entgegnete Khedryn kühl. Er ging hinüber zum Vorratsschrank, holte vier Gläser und die Flasche guten Keelas hervor, die er für besondere Anlässe reserviert hatte, dann schenkte er jedem einen Schluck ein und hob sein Glas. Jaden und Marr taten es ihm gleich.
Relin hingegen blickte argwöhnisch auf die bernsteinfarbene Flüssigkeit hinab. »Ich trinke keinen Alkohol«, sagte er.
»Heute machst du eine Ausnahme«, meinte Khedryn. »Befehl des Captains!«
Der Jedi zögerte noch einen Moment, dann zuckte er die Achseln und hob ebenfalls sein Glas.
Da keiner der anderen etwas sagte und ihm selbst auch nichts Besseres einfallen wollte, zitierte Khedryn kurzerhand den Trinkspruch des ersten Captains, unter dem er als junger Mann gedient hatte.
»Trinkt, Freunde, denn die Schwärze des Alls ist kalt! Trinkt, Freunde, denn es ist besser, das Leben zu genießen und jung zu sterben, als gar nicht zu leben und hundert zu werden!«
Die anderen lächelten. Sie nickten einander zu und tranken, dann knallte Khedryn sein leeres Glas auf den Tisch.
»Also schön. Packen wir’s an!«
11. Kapitel
Khedryn setzte sich in den ungepolsterten Kopilotensitz der Plunder und blickte sich in dem winzigen Cockpit um. Es war schon eine Weile her, seit er zum letzten Mal mit dem Sternenfalken geflogen war. Die Beengtheit rief unwillkürlich Assoziationen an einen stählernen Sarg hervor.
Um das ungute Gefühl zu verdrängen, das sich in seiner Magengrube eingenistet hatte, führte er noch einen ebenso gründlichen wie überflüssigen Systemcheck durch. Sämtliche Instrumente leuchteten und blinkten einsatzbereit, und sein Blick glitt über sie hinweg zur Cockpitscheibe – zu dem pockennarbigen Fels des Asteroiden, und von dort weiter zum aufgeblähten Bauch des Gasriesen. Sie näherten sich der Nachtseite des Planeten, und das gewaltige Auge des Sturms, das sie schon bei ihrer Ankunft begrüßt hatte, starrte ihnen nun wieder entgegen.
»Alles ist für den Start bereit«, sagte er. »Maschinen laufen warm.«
»Verstanden«, bestätigte Jaden vom Pilotensitz. »Klinken wir uns aus.«
Eine Reihe dumpfer Klicks ertönte, als die Klammern um das Heck des Shuttles sich lösten, dann trieb die Plunder von der Schrottkiste davon, bis sie sich kaum noch von den Eis- und Steintrümmern unterschied, die um den großen Asteroiden herumtorkelten. Ein paar Sekunden später zündeten die Repulsoren, und aus dem ziellosen Schlingern des Shuttles wurde ein zielstrebiger Kurs.
Als sie kurz darauf die Ionentriebwerke aktivierten und davonflogen, empfand Khedryn einen heftigen Schwindel, doch er wusste, dass es sich dabei nicht um einen Anflug der Bewegungskrankheit oder etwas Derartiges handelte. Er war es einfach nicht mehr gewohnt, mit einem anderen Schiff zu fliegen als der Schrottkiste . Es war Jahre her, seit er zum letzten Mal in diesem Shuttle gesessen hatte. Bei ihren Bergungsoperationen kam der Sternenfalke nur selten zum Einsatz, und wenn sie doch auf ihn zurückgreifen mussten, übernahm Marr das Fliegen, während Khedryn im Cockpit des Frachters blieb.
Jaden schien sein Unbehagen zu spüren – vielleicht war es ihm aber auch einfach nur deutlich anzusehen. »Alles in Ordnung?«, fragte er.
»Ja, sicher.« Khedryn drehte den Kopf, versuchte noch einen letzten Blick auf die Schrottkiste zu erhaschen.
»Marr wird gut auf das Schiff aufpassen«, meinte Jaden zuversichtlich.
»Natürlich wird er das.« Er schluckte, dann aktivierte er das Kom. »Haben uns ausgeklinkt.«
Es war Relin, der ihm antwortete. »Verstanden.«
Die körperlose Stimme des Jedi zu hören, war seltsam, und Khedryn verspürte dasselbe Gefühl der Isolation, das ihn auch manchmal überkam, wenn er sich Monate alte Sportübertragungen im Schwarzen Loch ansah.
In Relins Fall handelte es sich allerdings nicht nur um ein paar Monate, sondern um ein paar Millennien. Der Jedi war ein Stück wandelnder Vergangenheit, und dass er in die Gegenwart geschleudert worden war, schien nichts daran ändern zu können, dass all seine Entscheidungen und Taten eigentlich schon längst Geschichte waren. Khedryn jedenfalls hatte das Gefühl, als könne nichts mehr das Handeln des Jedi beeinflussen. Alles, was ihnen zu tun blieb, war, ihm das Beste zu wünschen und ihm
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