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Gegenwind

Gegenwind

Titel: Gegenwind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul S. Kemp
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die er kannte – Sensoren, Schilde, Navigationscomputer, Hyperantrieb –, aber im Laufe der letzten fünftausend Jahre hatten diese Technologien sich so stark verändert, dass sie mitunter kaum noch wiederzuerkennen waren. Daher legte er die Hand in den Schoß und beobachtete abwechselnd das Chrono, das geduldig die Sekunden bis zum Beginn ihrer Mission herunterzählte, und das Durcheinander jenseits der Sichtfenster, während Marr den Frachter in Position brachte.
    Seine Gedanken wanderten zurück in die Vergangenheit, in seine Vergangenheit, und er erinnerte sich daran, wie er neben Drev im Cockpit des Infiltrators gesessen hatte. Das Lachen seines Padawans hallte ihm durch den Kopf, und er spürte die Lebensfreude des Askajianers wie wärmende Sonnenstrahlen. Es schien eine Ewigkeit vergangen zu sein, seit er zum letzten Mal mit ihm gesprochen hatte, und obwohl das in gewisser Weise sogar zutraf, waren für ihn in der Zwischenzeit eigentlich nur ein paar Stunden vergangen, nicht einmal ein ganzer Tag. Die Wunde, die Drevs Tod in seine Seele gerissen hatte, war immer noch frisch, sie blutete noch immer ungehemmt, und er würde nicht mehr lange genug leben, um zu sehen, wie sie verheilte und zu einer Narbe wurde.
    »Worüber denkst du nach?«, drang plötzlich Marrs Stimme in seine Gedanken.
    Er hob den Kopf. Der Cereaner war gerade damit beschäftigt, ihren Kurs um ein paar Grad zu korrigieren, blickte ihn nur aus den Augenwinkeln an.
    »Ich dachte an meinen Padawan«, erklärte der Jedi.
    »Oh, ich verstehe.«
    Trümmer, groß und klein, aus Stein und aus Eis, glitten an den Cockpitfenstern vorbei, aber keiner von ihnen kam der Schrottkiste zu nahe. Marr steuerte sie sicher und unbeschadet durch die Ringe des Gasriesen. Zweifelsohne war er ein ausgezeichneter Pilot.
    Genau wie Drev.
    »Ehe wir die Herold angriffen, steuerte mein Padawan unser Schiff durch ein Asteroidenfeld, dieser Umgebung hier nicht unähnlich.«
    »Ich nehme an, es ging dabei nicht ganz so behaglich zu wie hier.«
    »Er flog schneller, ja. Die Macht war stark in ihm.« Ein Bild von Drev tauchte vor seinem geistigen Auge auf. Fröhlich lächelnd, mit strahlenden Augen. Wie oft hatte sein Padawan ihn aufgefordert, mehr zu lächeln? Relins Lippen zuckten, aber das Ergebnis sah wohl mehr nach einem Zähnefletschen aus als nach einem echten Grinsen. Es gab nichts mehr in dieser Galaxis, das ihn noch zum Lächeln bringen konnte.
    »Er muss ein außergewöhnlicher Pilot gewesen sein«, sagte Marr. »War er so gut wie Jaden Korr? Ich habe noch nie jemanden gesehen, der so mit einem Schiff umgehen konnte. Du warst bestimmt ein ausgezeichneter Lehrer.«
    Relin wusste zu schätzen, dass Marr ihn aufmuntern wollte, aber diese Bemerkung bewirkte genau das Gegenteil. Er schüttelte den Kopf. Zwei Padawane hatte er unterrichtet – einer war der Dunklen Seite anheimgefallen und der andere in der Schlacht getötet worden.
    »Ich war ein schlechter Lehrer, fürchte ich«, murmelte er.
    Marr schwieg zu diesen Worten, und Relin war dankbar dafür.
    Mehrere Minuten flogen sie in völliger Stille durch das Labyrinth aus Eis und Fels.
    »Ihr habt noch kein einziges Mal den Navigationscomputer konsultiert«, stellte der Jedi schließlich fest. »Führt Ihr all die Berechnungen im Kopf durch?«
    Der Cereaner nickte.
    »Ich habe noch nie von einem Fall gehört, bei dem die Macht so ausgeprägt und gleichzeitig doch in so einem beschränkten Rahmen zum Vorschein tritt. Diese Fähigkeit ist ein Geschenk, Marr, und ich vermute, dass sie einem Zweck dient, den du selbst noch nicht kennst.«
    Der Cereaner grinste, und dabei fiel Relin sein abgebrochener Schneidezahn auf. »Vielleicht besteht dieser Zweck ja darin, uns heil zur Herold und wieder zurück zu befördern.«
    »Vielleicht«, sagte Relin. Beinahe hätte er geschmunzelt – aber wirklich nur beinahe.
    Marr steuerte sie ruhig und mit einem Achtel Schub durch die Ringe, und je weiter sie sich ihrem Rand näherten, desto öfter wanderte sein Blick zum Chrono hinüber.
    »Das ist weit genug«, meinte Relin schließlich. »Warten wir hier.« Er wollte kein Risiko eingehen. Sollte Saes sie entdecken, nur weil sie sich ein paar Meter zu weit vorgewagt hatten, wäre alles vorbei.
    Marr nickte und deaktivierte die Ionentriebwerke. Sie verharrten am Rande des Trümmerfeldes, verborgen hinter einem Vorhang aus faustgroßen Felsstücken und kleineren Partikeln geborstenen Eises. Hier würden sie bleiben, bis die Plunder in

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