Gegenwind
zuzusehen.
Er räusperte sich, schmeckte bitteren Kaf und scharfen Keela auf seiner Zunge. »Findest du es nicht auch merkwürdig, dass Relin sich nicht einmal nach dem gegenwärtigen Stand der Galaxis erkundigt hat?«, fragte er Jaden. »Würde ich fünftausend Jahre in der Zukunft landen, wäre ich neugierig wie ein Spinnenaffe.«
Jaden überprüfte die Instrumente, ehe er antwortete. Vermutlich suchte er nach den richtigen Worten. »Mich überrascht seine Reaktion nicht.«
»Ach, nein?«
»Er weiß, dass er sterben wird«, erklärte der Jedi sachlich. »Ob es ihm nun gelingt, den Kreuzer zu zerstören oder nicht, er weiß, dass er keine Zukunft hat. Die Strahlung wird ihn töten.«
Khedryn bemühte sich bei seiner Antwort nicht um einen sachlichen Ton. Wut, Frustration und Sorge schwangen in seinen Worten mit. »Hoffentlich erinnert er sich daran, dass Marr nicht dem Tod geweiht ist. Er hat eine Zukunft.«
»Glaube mir, Relin wird deinen Freund so gut beschützen, wie er nur kann. Er ist ein Jedi.«
»Jedi.« Khedryn spuckte das Wort aus, als wäre es eine faule Frucht. All die Geschichten, die er als Kind gehört und zwischenzeitlich beinahe vergessen hatte, stiegen nun wieder an die Oberfläche seines Bewusstseins. Erzählungen darüber, wie C’baoths das Extragalaktische Flugprojekt durch seinen Stolz und seine Überheblichkeit in den Untergang riss. Begleitet wurden diese Erinnerungen von Gefühlen, die ihm bisher fremd gewesen waren, und die ohne Umweg über das Gehirn direkt in seinen Mund wanderten. »Ihr Jedi glaubt, ihr könnt bestimmen, was richtig ist und was falsch. Ihr trefft Entscheidungen, als wärt ihr die einzig wahren Richter über Leben und Tod. Wie könnt ihr nur so sicher sein, dass alles, was ihr tut, richtig und notwendig ist? Hier stehen Leben auf dem Spiel.«
Eine Weile blickte Jaden nur schweigend durch das Cockpitfenster. Sie flogen nun am Rand des Ringes entlang, durch einen beständigen Schauer von Eis- und Felssplittern. Hier waren sie einerseits sicher vor den Augen der Herold und mussten sich andererseits nicht mehr zwischen gewaltigen Trümmern hindurchzwängen, die sie jederzeit zerquetschen konnten.
»Ich bin mir keiner Sache mehr sicher«, seufzte der Jedi dann schließlich, und Khedryn war überrascht, einen resignierten Unterton in seiner Stimme zu hören. Sein Ärger verdampfte so schnell wie ein Schneeball auf Tatooine, machte einem schlechten Gewissen und nagenden Fragen Platz.
»Warum bist du wirklich hierhergekommen? Ich weiß, die Vision – aber da gibt es noch einen anderen Grund, nicht wahr?«
Jaden fuhr sich mit der Zunge über die Lippen und starrte durch die Sichtfenster. Khedryn glaubte schon, er würde gar nicht mehr antworten, als der Jedi plötzlich den Kopf drehte und ihn ansah. »Willst du das wirklich wissen?«
Seine Stimme verriet, wie sehr er sich wünschte, dass Khedryn es wirklich wissen wollte, woraufhin dieser nickte.
Der Jedi blickte ihm direkt in die Augen, ohne auch nur einmal zu blinzeln und erklärte, so emotionslos und monoton wie ein Protokolldroide: »Während des Bürgerkrieges, als die Jedi die Centerpoint-Station stürmten, führte ich eines der Teams.«
»Von dieser Schlacht habe ich gehört. Die gesamte Station wurde zerstört.«
»Mein Befehl war es, so schnell wie möglich vorzustoßen und den Weg zu sichern. Wir stießen auf erbitterten Widerstand der Konföderation und einiger corellianischer Sympathisanten. Wir drängten sie zurück, woraufhin sie in einen Frachtraum flohen und die Türen versiegelten.«
Khedryn konnte sehen, dass Jadens Blick nicht mehr ihm galt. Seine Augen waren in die Vergangenheit gerichtet, auf die Geister, die ihn heute noch plagten.
»Was habt ihr getan? Die Türen aufgesprengt?«
Die Stimme des Jedi wurde mit jedem Wort lauter, so als fürchtete er, sein Geständnis könne ungehört verhallen. »Ich habe die Schleuse geöffnet und sie alle ins All hinausgeblasen.«
Im ersten Moment war Khedryn überzeugt, dass er sich verhört hatte. »Du hast sie ins All hinausgeblasen?«
Jaden nickte. Seine Augen waren schmale Schlitze, auf jenen Punkt in seiner Vergangenheit gerichtet, wo seine Schuld geboren worden war.
»Die meisten von ihnen waren Soldaten der Konföderation«, fuhr er schließlich fort. »Aber da waren auch Zivilisten … Ingenieure, Frauen. Mir fehlte einfach die Zeit, um die feindlichen Kämpfer einzeln auszuschalten oder über eine Kapitulation zu verhandeln. Ich hatte einen
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