Gegenwind

Titel: Gegenwind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul S. Kemp

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Lasergeschütze wanderten an ihnen vorbei, dann kam der hell beleuchtete Schlund des Hangareingangs in Sicht. Jenseits davon erstreckte sich ein langer, breiter Tunnel bis in den Bauch des Schiffes.
    Relin spürte einen Knoten in seiner Brust und legte unwillkürlich die Hand auf den Griff seines Lichtschwertes. Ihr Auftauchen unterhalb der Herold musste die Besatzung in hellen Aufruhr versetzt haben, und er zweifelte nicht daran, dass bereits Schritte eingeleitet wurden, um den unerwünschten Neuankömmling zu vernichten.
    »Jetzt oder nie«, flüsterte Marr. Er wirkte konzentriert, aber die Verwirrung, die jeden überkam, der zum ersten Mal bewusst die Macht einsetzte, spiegelte sich immer noch deutlich in seiner Stimme.
    Sie glitten auf das rot glühende Loch in den Deflektorschilden zu und tauchten in den düsteren Schacht des Tunnels ein. Relin fühlte sich, als würden sie in den Rachen eines Monsters hinabstarren.
    Die Plunder drang in die oberen Schichten der Atmosphäre ein, und wurde von den Turbulenzen hin und her geschleudert wie ein Würfel in einem Becher. Flammen züngelten über den Hitzeschild und verwandelten das Shuttle in einen glühenden Kometen. Durch das Cockpitfenster konnte Jaden nur orangefarbenes Lodern sehen, und so musste er sich ganz nach den Instrumenten und seinen Gefühlen richten, während er den Bug des Sternenfalken nach unten neigte. In seinem Geist hallte das kurze, sich ständig wiederholende Piepen des imperialen Notrufs wider, und immer wieder huschte sein Blick zu seinen Händen hinab, zu seinen Fingerspitzen, von denen in der Vision blaue Blitze gezuckt waren.
    Er hatte jegliches Vertrauen verloren, nicht nur in den Orden, sondern auch in sich selbst, das musste er sich nun eingestehen. Relin hatte recht gehabt. Zweifel hatten sich in ihn hineingefressen, und mittlerweile machten sie wohl die Essenz seines Wesens aus.
    »Noch zwanzig Sekunden«, sagte Khedryn. »Ich aktiviere jetzt die Repulsoren.«
    Jaden beugte sich angespannt im Pilotensessel nach vorne. Er wollte die Mondoberfläche sehen, sobald die Flammen um das Shuttle verschwanden, in der fast schon verzweifelten Hoffnung, dort unten etwas – irgendetwas – zu entdecken, das seine Zweifel zerstreuen und ihm wieder Gewissheit geben konnte.
    Aber als sie tiefer sanken und das Lodern um die Hitzeschilde erstarb, erblickte er nur einen dichten, faserigen Wolkenwirbel. Die Luft wurde dichter, und auf die gleichmäßige Vibration des Atmosphäreeintritts folgte das heftige Rütteln peitschender Winde. Schnee und Eis wirbelten vor dem Cockpitfenster vorbei, während die Hülle des Shuttles knirschte und sich mit Frost überzog.
    Jaden rief sich die Vision ins Gedächtnis, versuchte, sich an das Gefühl des Windes auf seiner Haut zu erinnern, daran, wie der Schnee sich in seinem Bart verfangen hatte, an das Knacken des gefrorenen Bodens unter seinen Füßen.
    »Wir bekommen es gleich mit Aufwinden von ungefähr neunzig Stundenkilometern zu tun«, meldete Khedryn, die Augen auf die Instrumente gerichtet, und kaum dass er es ausgesprochen hatte, fegte auch schon eine gewaltige Böe über die Plunder . Jaden trotzte dem Sturm, drang tiefer und tiefer in die Atmosphäre und in ein Meer aus Weiß und Grau ein. Sein Herz raste, und seine Brust hob und senkte sich wie ein Blasebalg. Schließlich stießen sie durch die Wolkendecke, aber das Schneetreiben, in das der Wind wellenförmige Muster hineinblies, war zu dicht, um die Oberfläche zu erkennen. Welche Offenbarung dieser Mond auch immer für ihn bereithalten mochte, noch war sie unter einem weißen Wirbel verborgen.
    »Peil den Ursprung des Signals an!«, forderte er Khedryn auf, und er konnte die Enttäuschung nicht ganz aus seiner Stimme verbannen.
    »Trianguliere«, sagte dieser. Er tippte auf einige Knöpfe, und das kurze, repetierende Piepen hallte durch das Cockpit, lauter und deutlicher als je zuvor.
    Die Plunder behielt ihren rasanten Sinkflug bei, und erst auf einer Höhe von ungefähr 150 Metern zog Jaden das Shuttle etwas nach oben. Während er Schub wegnahm, ließ er den Blick über die Ergebnisse des topografischen Scans schweifen – unter ihnen erstreckten sich eisbedeckte Ebenen, gefrorene Meere und gewaltige, gezackte Berge.
    »Ich hab’s«, verkündete Khedryn, und seine Worte jagten einen Schauder über Jadens Rücken. »Das Signal kommt aus südsüdwestlicher Richtung. Der Ursprung liegt ungefähr eine Viertelstunde entfernt, in der Nähe des