Gegenwind
Spiralen blutfarbenen Lichts auf.
Relin musterte dieses Farbschauspiel mit verkniffenem Gesicht. »Sieht das immer so aus?«
Marr atmete tief ein und presste sich eine Hand auf den Bauch. »Mir ist übel. Ich glaube, ich muss …« Er schloss den Mund und schluckte mehrmals heftig. Schweiß perlte auf seiner hohen Stirn. Als er sich wieder gefangen hatte, blickte er den Jedi fragend an. »Hat das Erz auf dich denn gar keine Wirkung?«
»Sein Einfluss auf mich ist nicht so stark wie bei Euch«, erklärte Relin. Mehr wollte er dazu nicht sagen. »Ich kann versuchen, Euch abzuschirmen, wenn Ihr möchtet.«
Der Cereaner schüttelte den Kopf, obwohl sein Gesicht immer noch eine Grimasse des Unbehagens war. »Spar dir deine Energie für die Sith auf. Ich schaff das schon.«
Relin musste an eine der ersten Lektionen der Jedi-Ausbildung denken – eine Lektion, die sein Lehrmeister Imar Deez ihm beigebracht hatte, und die er wiederum später auch Drev lehrte. Sein Mund öffnete sich fast ohne sein Zutun, und er hörte, wie seine Stimme dem Cereaner dieselben Worte sagte, die er auch an seine ehemaligen Padawan gerichtet hatte.
»Schließt Eure Augen und stellt Euch eine Festung vor, umgeben von hohen Mauern aus Stein und Stahl.«
Marr blickte ihn fragend an.
»Tut, was ich sage!«, schnappte Relin. »Es ist eine einfache Lektion, und sie wird Euch helfen. Also schließt schon Eure Augen!«
»Schon gut, schon gut.«
Der Cereaner atmete tief ein und schloss die Augen.
Relin begann noch einmal von vorne, wiederholte die Worte, die Jedi seit Generationen an ihre Schüler richteten. Erinnerungen keimten in ihm auf, und ihr helles Leuchten stand in krassem Gegensatz zu dem finsteren Verlangen, das ihn von innen heraus auffraß. Einen Moment lang wurde er sich der Tatsache bewusst, dass er kurz davor war, seinen Lehrmeister und all die anderen, die je diese Worte ausgesprochen hatten, zu verraten. Doch dann blickte er hinauf zur Herold , und Drevs Gesicht tauchte wieder vor seinem inneren Auge auf. Das Lignan erstickte seine Zweifel, und die Wut ergriff wieder von ihm Besitz. Seine Stimme zitterte.
»Stellt Euch eine Festung vor, umgeben von hohen Mauern aus Stein und Stahl. Nichts kann sie durchdringen. Seht Ihr sie?«
»Ich wurde nie in der Macht unterwiesen. Ich weiß nicht …«
»Seht Ihr sie?«
»Ich kann sie mir vorstellen, ja.«
»Diese Festung ist Euer Geist, Marr. Und die Mauern um sie herum – das ist die Macht. Fühlt sie!«
»Ich …«
»Fühlt sie! Tretet vor die Mauer und berührt sie … Öffnet Euch der Macht …« Er sagte es ruhig und besonnen, aber es waren nur Worte. Die Glut des Hasses loderte zu grell in ihm, machte ihn blind für den tieferen Sinn dieser Lektion. Ein Teil von ihm mochte erkennen, dass die Mauer in seinem Kopf längst niedergebrannt war, dass das Feuer des Hasses seinen gesamten Geist zu verschlingen drohte – aber das war nur ein winzig kleiner Teil. Ich muss Drev rächen. Saes muss bezahlen. Um jeden Preis.
»Denkt nicht nach … Fühlt!«
Marrs Atem war tief und gleichmäßig, und Relin führte ihn weiter auf dem Pfad der Erkenntnis. Doch mit jedem Wort fühlte der Jedi sich mehr wie ein Heuchler. »Jetzt stellt Euch vor, Ihr berechnet einen Kurs durch den Hyperraum. Was fühlt Ihr dabei? Konzentriert Euch ganz auf dieses Gefühl.«
Der Cereaner entspannte sich, kaum, dass Relins letzte Worte in der Stille des Cockpits verhallt waren. Der Jedi hatte nichts anderes erwartet. Die meisten machtsensitiven Wesen zehrten seit ihrer Geburt unbewusst von der Macht – Marr tat es jedes Mal, wenn er sich mit mathematischen Problemen auseinandersetzte. Daher bedurfte es in der Regel nur eines kleinen Anstoßes, um einer solchen Person die Augen zu öffnen und ihr auf einer grundlegenden Ebene den Umgang mit der Macht zu vermitteln. Daran hatten auch fünftausend Jahre nichts geändert.
Marr öffnete die Augen und zog verblüfft die Brauen in die Höhe. »Das ist … erstaunlich. Schirmst du dich so gegen den Einfluss des Erzes ab?«
Relin zögerte. Einen winzigen Sekundenbruchteil war er versucht, dem Cereaner zu sagen, dass er sich nicht länger gegen den Einfluss des Erzes abschirmte – aber natürlich tat er es nicht. Stattdessen flüchtete er sich in eine weitere Lüge. »Ja.«
Die Falten auf Marrs Gesicht glätteten sich, während er die Schubdüsen aktivierte und die Schrottkiste am Bug des Sith-Kreuzers entlangsteuerte. Schimmernde Transparistahlfenster und leblose
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