Gegenwind
Äquators.«
Nachdem Khedryn die Koordinaten in den Navicomputer eingetippt hatte, korrigierte Jaden ihren Kurs und beschleunigte wieder. Er schwitzte, und der Stoff seiner Tunika klebte fest an seinem Rücken. Wie ein Messer schnitt die Plunder durch den Schneesturm, dem Ziel einer langen und aufreibenden Reise entgegen.
»Als würde man einer Spur von Brotkrumen folgen«, meinte Khedryn. Jaden blickte stirnrunzelnd zu ihm hinüber, und der Schrottsammler deutete auf den Lautsprecher, aus dem das Notrufsignal drang.
Der Jedi zögerte einen Moment, dann nickte er. »Ja.« Die Haare in seinem Nacken stellten sich auf, und er blickte unwillkürlich über die Schulter. Seine Sinne schrillten in einem stillen Alarm. Er hatte das Gefühl, dass jemand sie beobachtete. Doch ehe Jaden die Quelle dieses Verdachts ergründen konnte, schnitt Khedryns Stimme in seine Gedanken.
»Was hoffst du, hier zu finden, Jaden?«
Diesmal zögerte der Jedi nicht. »Eine Antwort.«
Das war es, was er wollte – was er brauchte . So wie bisher konnte er nicht weiterleben. Seine gesamte Existenz hatte sich in ein riesiges Fragezeichen verwandelt.
Immer noch zerrte dieses vage Gefühl an seinen Nerven. Um sicherzustellen, dass ihnen auch wirklich niemand folgte, führte er einen Scan der Umgebung durch. Das Ergebnis war eindeutig, aber aus irgendeinem Grund reichte das nicht, seine Besorgnis zu zerstreuen.
Khedryn blickte derweil mit nachdenklichem Gesichtsausdruck durch die Transparistahlscheibe. »Eine Antwort also … aber auf welche Frage?«
Jaden musste lächeln.
Als er nichts entgegnete, wechselte Khedryn das Thema. »Ich hoffe nur, dass bei Marr und Relin alles in Ordnung ist.«
»Die Macht ist mit ihnen«, sagte Jaden.
Khedryn nickte abwesend, dann seufzte er und widmete sich wieder den Atmosphäreanzeigen, den topografischen Scans und den meteorologischen Daten.
»Spurenelemente in der Luft lassen auf vulkanische Aktivität schließen«, sagte er schließlich. »Die Sensoren erfassen einige primitive Lebensformen.«
Jaden nickte. Es war durchaus möglich, dass es mehrere, über den Mond verteilte Punkte gab, an denen Hitze und Magma an die Oberfläche drangen und das Eis zu Trinkwasser schmolzen; und unter der gefrorenen Decke der Ozeane konnte sich eine gewaltige, blühende Artenvielfalt verbergen.
»Die Luft ist atembar«, fuhr Khedryn fort. »Die Raumanzüge werden wir aber trotzdem brauchen, wenn wir nicht erfrieren wollen.«
Die Worte drangen allerdings kaum noch zu Jaden durch. Der Navigationscomputer zeigte an, dass sie sich den Koordinaten näherten, von denen das Notsignal ausgesandt wurde. Angespannt rutschte er auf dem Sitz nach vorne, die Augen fest auf das Cockpitfenster gerichtet. Er wagte es nicht einmal mehr zu blinzeln.
Vor ihnen schälte sich ein dunkler Schemen aus dem Gestöber des Schneesturms. Jaden hielt den Atem an.
Khedryn kniff die Augen zusammen. »Was um alles in der Galaxis ist das?«
Relin schnürte sich die Kehle zu, als die Schrottkiste in den düsteren Tunnel hineinschwebte. Hinter ihnen schloss sich das rotglühende Loch im ansonsten unsichtbaren Deflektorschild der Herold , und Marr begann, mit fliegenden Fingern die Energie zurück in die verschiedenen Systeme des Frachters zu leiten.
Der Jedi registrierte allerdings kaum, wie die Instrumente wieder zum Leben erwachten, wie die Triebwerke ansprangen, wie die Beleuchtung im Cockpit aufflammte. Er war ganz in seine Erinnerungen vertieft. Das letzte Mal, als er diesen Tunnel entlanggeflogen war, vor gerade mal einem Tag, und doch fünftausend Jahre in der Vergangenheit, hatte er sich an die Außenhülle einer Frachtfähre gepresst und über sein Komlink mit Drev in Verbindung gestanden. Diesmal war er ganz auf sich allein gestellt. Es gab niemanden, der ihm helfen konnte, niemanden, dessen Hilfe er wollte. Wo ihn einst sein Pflichtgefühl angetrieben hatte, motivierten ihn nun Hass und Rachsucht.
Doch er kämpfte nicht gegen diese Erkenntnis an. Vielmehr akzeptierte er sie, ging vollständig in ihr auf. Die Energie des Lignans brandete über ihn hinweg, und er nahm sie gierig in sich auf, trank sie, so wie der Captain der Schrottkiste seinen Kaf trank – schwarz und bitter und in tiefen, gierigen Zügen.
Marr neben ihm atmete zischend aus. »Der erste Teil wäre geschafft. Alle Systeme sind wieder hochgefahren.«
»Spätestens jetzt wird die Besatzung wissen, dass wir hier sind«, meinte Relin. Nicht, dass es ihn kümmerte.
Der
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