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Gegenwind

Gegenwind

Titel: Gegenwind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul S. Kemp
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anklagender Finger, der dem Himmel die Schuld für sein Schicksal gab. An der Spitze des schlanken Bauwerks befanden sich mehrere von Frost und Eis bedeckte Antennen, zwischen denen ein gelbes Licht im Rhythmus des Notsignals blinkte.
    »Sieht verlassen aus«, bemerkte Khedryn.
    Jaden schluckte. Sein Mund fühlte sich rau und trocken an. Einen Augenblick lang war er noch im Niemandsland zwischen der Realität und seiner Machtvision gefangen, dann zwang er sich zu einer Antwort »Ja.«
    »Dem Alter nach zu urteilen, könnte das wirklich eine imperiale Einrichtung gewesen sein.«
    Der Jedi nickte. Seine Neugierde und der Wunsch, dieses Rätsel zu ergründen, machten einer unheilvollen Ahnung Platz, die ihm die Eingeweide zusammendrückte, und plötzlich war er sich nicht mehr sicher, ob er tatsächlich einen Fuß auf diesen Mond setzen wollte.
    Mit zusammengebissenen Zähnen kämpfte er die Zweifel nieder. Seine Suche nach Antworten hatte ihn hierhergeführt, und er würde diesen Ort erst dann wieder verlassen, wenn er sie gefunden hatte. Vorsichtig konzentrierte er seine Sinne auf die verschneite, halb zerfallene Einrichtung, gewappnet gegen die schwarze Präsenz der Sith aus seiner Vision.
    Nichts.
    Er stutzte, dann nahm er die Hände vom Steuerknüppel, hob sie vor sein Gesicht und krümmte die Finger zu einer Klaue. In der Vision waren blaue Funken von seinen Fingerkuppen gestoben, als die Furcht ihn übermannt hatte.
    Nichts.
    Khedryn griff irritiert nach dem Steuerknüppel auf der Kopilotenseite. »Was tust du denn da?«
    Jaden blinzelte. Er verdrängte die Gedanken an die Vision, tat so, als würde er nur seine Finger strecken. »Nichts. Alles in Ordnung.«
    Khedryn nickte, machte allerdings keine Anstalten, den Steuerknüppel wieder loszulassen. Das Gefühl, wieder die Kontrolle über das Shuttle zu haben, beruhigte ihn offenbar. »Vielleicht sollten wir die Anlage erst mal überfliegen, ehe wir landen«, schlug er vor.
    »Einverstanden«, sagte der Jedi. Das war in der Tat eine gute Idee.
    Khedryn drosselte die Geschwindigkeit und drehte eine Schleife über dem verfallenen Komplex.
    Da die meisten Gebäude dem jahrelangen Ansturm von Eis und Kälte zum Opfer gefallen waren und nur noch einzelne Wände und Pfeiler wie Grabsteine aus den Ruinen aufragten, war es fast unmöglich, sich vorzustellen, wie die Anlage einmal ausgesehen hatte. Mehrere kleine, schneebedeckte Hügel in der Nähe der schwarzen Ruinen mochten Vorrats- oder Lagerhütten sein, aber auch das war nur Spekulation.
    Khedryn nickte in Richtung eines dieser Hügel, der die anderen um etwa das Anderthalbfache überragte. »Das könnte ein Schildgenerator sein«, vermutete er.
    Jaden nickte ohne echte Überzeugung, dann widmete er seine Aufmerksamkeit dem Bauwerk in der Mitte der Einrichtung. Es war einstöckig und flach und vermutlich genau deswegen noch intakt. Wie ein Raubtier kauerte es zwischen den Skeletten der anderen Gebäude. Allerdings war es so schlicht, so gesichtslos, dass sein Zweck undeutbar blieb. Es hätte alles Mögliche sein können, von einem Endlager für giftige Abfälle bis hin zu einer Trainingseinrichtung.
    »Da scheint ein Eingang zu sein.« Khedryn deutete auf ein schattenverhangenes Vordach, das aus der Seite des Gebäudes ragte. »Aber ich kann nicht erkennen, ob er zugänglich ist.«
    Er warf einen Blick auf den Scannerschirm, runzelte die Stirn und drehte an den Sensorreglern. »Da drinnen scheint es noch Energie zu geben, allerdings sind die Werte äußerst gering. Das Gleiche gilt für die Lebenserhaltungssysteme: Sie sind aktiv, laufen aber nur noch mit minimaler Leistung. Vermutlich gibt der Notfallgenerator, aus dem sie sich speisen, allmählich den Geist auf. Es ist ein Wunder, dass er überhaupt so lange durchgehalten hat. Man kann über die Imperialen sagen, was man will, aber sie hatten ein Händchen für solide Technik.«
    »Ja«, erwiderte Jaden abwesend, den Blick auf das wilde Schneetreiben unter ihnen gerichtet. Er spürte die Kälte, erinnerte sich an die geisterhafte Präsenz von Lassin, Mara und Kam Solusar. Das Signal drang immer noch aus den Lautsprechern der Plunder , und in seinen Ohren wurde aus dem Piepen ein flehendes » Hilf uns! Hilf uns! «.
    Als ihm klar wurde, dass er schon wieder im Begriff war, in seiner Vision zu versinken, ballte er die Hände zu Fäusten und bohrte seine Fingernägel tief in die Handballen. »Wenn die Lebenserhaltung noch funktioniert, könnte dort drinnen also jemand

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