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Gegenwind

Gegenwind

Titel: Gegenwind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul S. Kemp
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reißen, einschließlich Saes, erfüllte ihn mit einer unerwarteten Vorfreude. Zunächst schämte er sich für diese Emotion, doch im Laufe der Minuten öffnete er sich ihr immer mehr, bis er die grausame Vorstellung schließlich unumwunden und in vollen Zügen genoss. Er würde Drevs Grab in einen lodernden Scheiterhaufen verwandeln, und all jene, die den Tod seines Padawans verschuldet hatten, würden brennen …
    Marr berührte ihn an der Schulter, und Relin zuckte zusammen. Seine Haut schien plötzlich hyperempfindlich geworden zu sein. »Geht es dir gut?«
    Der Jedi wusste, dass er schwitzte, dass seine Atmung zu flach und zu hektisch war – aber er nickte nur. »Alles in Ordnung.«
    Sein Blick wanderte zum Chrono, und er stellte überrascht fest, dass seine Rachefantasien ihn mehrere Minuten aus der Realität entführt hatten. Der Zähler stand bei fünfundzwanzig Sekunden … vierundzwanzig … dreiundzwanzig …
    Er war fünftausend Jahre durch die Zeit gereist, und nun hing alles von einer einzigen Sekunde ab. Die Galaxis hatte wahrlich einen komischen Sinn für Humor.
    Marr legte die Hand auf den kleinen Hebel, und Relins Gedanken huschten zurück zu seinem letzten Hyperraumsprung – eingesperrt in dem metallenen Sarg der sich überschlagenden Rettungskapsel, gefangen im Masseschatten der Herold , umgeben von einem Flickenteppich aus Blau und Schwarz.
    »Sobald wir in den Normalraum zurückfallen, deaktiviere ich alle Systeme«, erklärte der Cereaner, dann holte er tief Luft – noch sechs Sekunden – und blickte zu Relin hinüber. »Bereit?«
    Der Jedi atmete ebenfalls ein, und er spürte, wie die Stacheln der gebrochenen Rippen gegen seine Lunge drückten. Noch vier Sekunden. »Ja.«
    Sie beobachteten, wie der Countdown auf dem Chrono sich der Null näherte, angespannt, bereit.
    Zwei Sekunden.
    »Mache dich auf die Energie des Lignans gefasst«, sagte Relin.
    Null.
    Marr drückte den Hebel nach vorne.
    Khedryn und Jaden schoben sich das KauStim in den Mund, als das Chrono noch eine Sekunde anzeigte. Der Jedi hatte die Plunder bereits an den äußersten Rand des Ringes heranmanövriert, und vor ihnen erstreckte sich nun der leere Raum. In seiner schwarzen Mitte prangte der blaue Mond, und das Licht der Sonne teilte ihn in eine helle und eine dunkle Hälfte. Das Pochen und Trommeln der kleinen Eis- und Felspartikel war hier viel leiser, und zum ersten Mal, seit sie sich von der Schrottkiste abgekoppelt hatten, konnte Khedryn das Brummen des Antriebs hören. Obwohl die Ungewissheit ihn halb wahnsinnig machte, wagte er es nicht, die Umgebung zu scannen. Die Gefahr, dass die Herold den tastenden Finger der Sensoren bemerkte, war einfach zu groß.
    Jedi und Schrottsammler blickten wie gebannt auf das Chrono, als die Eins sich in eine Null verwandelte.
    »Los!«, sagte Khedryn.
    Jaden drückte den Schubregler nach vorne, und die Plunder sauste dem Mond entgegen.
    Kell wartete in der Schwärze zwischen den Ringen des Gasriesen und seinem Trabanten – unsichtbar wie ein Geist. Er hatte die Prädator so positioniert, dass ihre Scanner Khedryn Faals Schiff aufspüren mussten, sobald es sich dem Mond näherte.
    Da er sämtliche verzichtbaren Systeme ausgeschaltet hatte, war es im Cockpit des Manteljägers inzwischen bitterkalt geworden, doch der Anzati regulierte einfach seinen Stoffwechsel, um die Körpertemperatur auf einem akzeptablen Niveau zu halten. Starr und mit flachem, fast unhörbarem Atem saß er in der Dunkelheit seines Schiffes und starrte in die Dunkelheit des Weltraums hinaus. Er fragte sich, was wohl der Sinn, die Bedeutung hinter dieser schwarzen Unendlichkeit war, welches Muster die zahllosen Linien ergaben, die sich durch die Ewigkeit spannten.
    Er gestattete es einem Teil seines Bewusstseins, in die finstere Grube seines Gedächtnisses hinabzuschweifen. Erinnerungen an all die anderen Anzati, die er im Laufe der Jahrhunderte kennengelernt hatte, huschten an seinem geistigen Auge vorbei. Kein Einziger von ihnen war in der Lage gewesen, die Daen Nosi zu sehen, und einer hatte ihn gar für vollkommen verrückt gehalten, weil er behauptete, es zu können. Zum Dank hatte Kell sich ausgiebig an seiner Suppe gelabt und den Prozess über einen ganzen Standardmonat ausgedehnt, um sein Opfer bis zum ultimativen Ende am Leben zu halten.
    Er war nicht verrückt – er war gesegnet! Einmalig und auserwählt, in den Linien des Schicksals die Wahrheit über das Leben und das Universum zu lesen. Bislang war

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