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Gegenwind

Gegenwind

Titel: Gegenwind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul S. Kemp
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ein paar Sekunden unter dem andauernden Beschuss zu glühen, und so hob der Jedi noch einmal seinen Armstumpf. Die Überreste der entzweigehackten Leichen wirbelten vom Boden hoch und flogen auf die schießwütigen Krieger zu. Diese brüllten voller Abscheu und Verachtung, stellten aber tatsächlich einen Moment lang das Feuer ein, um den Körperteilen auszuweichen. Relin nutzte diese kurze Pause, um quer durch den Korridor zu rennen und sich hinter dem umgekippten Droiden auf den Boden zu werfen.
    Noch einmal blickte er Marr an, und der Cereaner wusste, was hinter der Stirn des Jedi vor sich ging. Er war zu langsam. Eigentlich sollte er den Korridor schon längst hinter sich gelassen haben, auf halbem Wege zur Hyperantriebskammer sein. Er hatte auf diesem nur selten benutzten Wartungsgang nicht mit so massivem Widerstand gerechnet. Die Besatzung der Herold wusste nun, wo er war, wo die Schrottkiste war, und immer mehr Sicherheitskräfte würden herbeieilen, um sie aufzuhalten.
    Zwischen Zorn und Frustration hin- und hergerissen, brüllte Relin: »Schließt die Luke!«
    Er wollte noch etwas sagen, Marr vermutlich auffordern zu fliehen, aber in diesem Augenblick explodierte der Oberkörper des Droiden, und der Jedi hatte gerade noch Zeit sich hinter seinen bauchigen, funkensprühenden Unterleib zu rollen, ehe rings um ihn herum ein Hagel von Blasterschüssen in den Boden zuckte.
    Plötzlich schlug etwas gegen den Rumpf der Schrottkiste , und das Deck unter Marrs Stiefeln vibrierte. Aus der Richtung des Starttunnels erklang ein hohes Summen – zweifelsohne irgendeine Art Motor. Der Cereaner blinzelte sich den Schweiß aus den Augen. Es konnte nicht mehr lange dauern, ehe die Sith ein Loch in den Bug des Schiffes schnitten oder es direkt in die Luft sprengten. In jedem Fall wäre sein Schicksal besiegelt.
    Marr hob die Hand, legte sie auf den roten Knopf, zögerte – und zog sie wieder zurück. Er dachte an die schleimige, brennende Berührung des Lignans, an die Kälte, mit der das Erz ihn erfüllt hatte. Das Potenzial und die Einsatzmöglichkeiten dieses Metalls waren ihm immer noch unbekannt, aber Relin hatte davon gesprochen, dass das Lignan in den Händen der Sith zu einer tödlichen Waffe werden würde. Der Cereaner zweifelte nicht an diesen Worten – jetzt nicht mehr. Relin musste sein Ziel also erreichen. Er durfte nicht scheitern. Marr griff nach seinem Blaster und trat wieder an die geöffnete Luke.
    Der Jedi war mittlerweile in eine Einbuchtung auf der anderen Seite des Ganges geflohen. Er sah den Cereaner, sah die Entschlossenheit in seinem Gesicht und hob warnend den Armstumpf. »Nein!«, rief er. »Flieht, Marr! Flieht!«
    Marr nickte, aber es galt nicht Relin. Es galt ihm selbst. »Ich bin eine Festung«, flüsterte er.
    Blasterfeuer brannte sich neben Relins Schulter in die Wand, und die Hitze des Energiegeschosses strahlte durch seinen gesamten Körper. Wut, Frustration und Schmerz kämpften in ihm um die Vorherrschaft. Jeder Atemzug fühlte sich an, als würde ein glühendes Messer in seine Seite gerammt. Er kam viel zu langsam voran, das wusste er. Eine ganze Horde von Massassi war vermutlich schon auf dem Weg hierher. Saes war vermutlich schon auf dem Weg hierher. Zähneknirschend musste er sich eingestehen, dass er das Überraschungsmoment über- und die Sicherheitskräfte der Herold unterschätzt hatte.
    Ein zornerfüllter Schrei kroch seine Kehle empor, doch er ließ ihn nicht zwischen den zusammengebissenen Zähnen hindurchschlüpfen, schluckte ihn stattdessen wieder herunter. Er musste sich konzentrieren, seinen Geist sammeln, seine körperlichen und mentalen Wunden mit dem wärmenden Pflaster der Macht verbinden. Sie floss überall um ihn herum, ein mächtiger, gleichmäßiger Strom – aber er konnte sie nicht greifen. Sie rann zwischen seinen Fingern hindurch, gehorchte nicht länger seinem Willen. Er war zu schwach, zu weit von seinem Weg abgekommen. Das Einzige, was ihm nun noch Kraft gab, war das Lignan. Der Preis war hoch: Seine finstersten und niedersten Instinkte und Gefühle übernahmen die Kontrolle über ihn, verdrängten alle Tugenden, für die er als Jedi einstehen sollte. Die Energie, die das Lignan ihm schenkte, diente allein einem Ziel: zu zerstören, zu töten – nicht zu heilen.
    Er wusste, was das bedeutete. Mittlerweile war es ihm allerdings egal.
    Alles, wofür er gelebt und gekämpft hatte, die Essenz seines Wesens, lag fünftausend Jahre in der Vergangenheit. Hier,

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