Gegenwind

direkt auf sie zu.
    Jaden hatte erwartet, dass die Luke entweder völlig zugerostet oder von einem Sicherheitssystem geschützt wäre. Umso überraschter war er, als er feststellte, dass sie noch nicht einmal geschlossen war, sondern einige Zentimeter offen stand. Gemeinsam mit Khedryn starrte er auf diesen schmalen Spalt, auf das Objekt, das wie ein Keil dazwischen steckte. Der Wind pfiff um sie herum, ansonsten herrschte völlige Stille.
    »Was hältst du davon?«, fragte Khedryn schließlich.
    Jaden beugte sich vor und hob den Gegenstand auf – es war ein weißer Unterarmpanzer.
    »Ist es das, was ich glaube, dass es ist?«
    Der Jedi nickte, drehte den weißen Reif aus unverwüstlichem Plastoidkomposit zwischen seinen Fingern hin und her. »Sofern du glaubst, dass das hier Teil der Rüstung eines imperialen Sturmtrupplers ist – ja.« Er blickte sich zwischen den Ruinen um. »Merkwürdig.«
    »Wird hier wohl schon seit Jahrzehnten herumliegen«, mutmaßte Khedryn, aber er klang nicht sehr überzeugt von seiner Theorie. Sein schielendes Auge zuckte hektisch hin und her, als erwarte er, dass jeden Moment eine Einheit der 501. Sturmtruppenlegion hinter einer Schneeverwehung hervorsprang und das Feuer auf sie eröffnete.
    »Wahrscheinlich«, stimmte Jaden Khedryns Vermutung zu. Allerdings glaubte auch er ebenso wenig daran wie dieser selbst. Vorsichtig, sämtliche Sinne zum Zerreißen gespannt, schob er die schwere Metalltür auf. Jenseits davon erstreckte sich ein kleiner Vorraum. Die jenseitige Wand bestand aus Transparistahl und gab den Blick frei auf eine Wachstation und einen Kontrollpunkt. Daneben befand sich ein weiterer Durchgang. Er stand weit offen und führte in einen langen, unbeleuchteten Korridor. Über der Tür prangte in Basic etwas an der Wand.
    WESTEINGANG.
ZUGANG NUR FÜR AUTORISIERTES PERSONAL.
    Jaden tastete sich mit der Macht in diesen Gang hinein, suchte nach einer Präsenz, nach einem machtempfänglichen Wesen, nach einem Sith. Doch da war nichts.
    »Folge mir!«, sagte er, dann führte er Khedryn durch die zweite Tür, sein Lichtschwert wie eine Fackel erhoben, damit sie die Dunkelheit nicht völlig verschlang. Der Schrottsammler zog einen Glühstab aus dem Gürtel und aktivierte ihn. Die Finsternis wich noch weiter vor ihnen zurück, sodass sie auf einem Floß aus Helligkeit durch das Dunkel dahinglitten.
    Ihre Stiefel klackten auf dem metallenen Boden, und mit jedem Schritt hatte Jaden mehr das Gefühl, dass er eine andere Welt betreten hatte. So, wie Relin in die Zukunft gereist war, tauchten sie nun in die Vergangenheit ein.
    »Zehn Grad«, sagte Khedryn nach einem Blick auf den kleinen Bildschirm an seinem Arm. »Irgendjemand hält diesen Ort warm.«
    Sie schoben sich die Helme von den Köpfen, ohne allerdings den Verschluss am Nacken zu lösen, sodass die Halbkugel aus Transparistahl ihnen wie eine Kapuze auf den Rücken hing. Jeder ihrer Atemzüge verwandelte sich nun vor ihrem Gesicht in eine weiße Dampfschwade. Sie nickten einander zu, dann gingen sie weiter.
    Je tiefer sie in den Korridor vordrangen, desto deutlicher wurden die Anzeichen eines überhasteten Rückzuges. Fallengelassene Elektrogeräte lagen über den Boden verstreut, dazwischen Flimsiplastfetzen – die Tinte darauf war natürlich längst verblasst – Datenkristalle, und mitunter sogar persönliche Gegenstände. Ein Kamm, ein Ring, ein Klemmbrett.
    Khedryn räusperte sich. Er klang nervös. »Was glaubst du, ist hier passiert?«
    Jaden schüttelte den Kopf. »Ich weiß es nicht.«
    Sie kamen an mehreren Türen vorbei, die von dem Korridor abzweigten. Alle standen sie offen, und hinter allen bot sich den beiden das gleiche Bild – kleine, leere, kalte Räume, deren Boden von Müll übersät war. Schließlich weitete der Gang sich in eine Halle aus. Auf der gegenüberliegenden Seite setzte sich der Korridor fort, aber Jaden beschloss, sich erst einmal hier umzusehen. Spuren auf dem Boden verrieten, dass schwere Gegenstände darübergeschleift worden waren. Entlang der rechten Wand befanden sich weitere Türen, die in beengte, unpersönliche Unterkünfte führten. Dort stießen sie zum ersten Mal auf Möbel – schmale Betten, schlichte Stühle und Tische, Kleiderschränke, in denen noch imperiale Uniformen hingen. Jadens Stirn legte sich immer mehr in Falten, während sie von einem der Räume zum nächsten wanderten. Diese Einrichtung machte den Eindruck eines gewaltigen Spukhauses – allein von den Geistern gab