Gegenwind
Fetzen herabhing, Beine, in Scheiben geschnittene Leiber, Köpfe – ein Komposthaufen unmenschlicher Grausamkeit. Leere Augenhöhlen starrten Jaden an, lippenlose Münder grinsten ihm entgegen.
»Wunderschön, nicht wahr?«, fragte der Kam-Klon. »In Mutters Leib beginnt das Leben – und dort endet es auch.«
Der Gestank trieb Jaden Tränen in die Augen. So, wie es aussah, hatten die Klone nahezu das gesamte Personal der Einrichtung hierhergeschafft, in Stücke gerissen und in den Zylinder gestopft – in den Leib ihrer »Mutter«.
Es kostete Jaden große Mühe, seine Stimme ruhig zu halten. »Wie viele von euch gibt es? Wie viele haben überlebt?«
»Meinst du uns? Oder die anderen?«, fragte der Klon, und ein bösartiges Funkeln schlich sich in seine Augen.
Er kam näher, und Jaden wich mit ein paar weiten Schritten zur Seite aus, auf die andere Seite des großen Loches. Alpha machte einen Schritt nach rechts, und Jaden tat es ihm gleich. Der Klon brummte, ging dann nach links – Jaden wechselte ebenfalls die Richtung, hielt den Klon so auf Abstand.
Nach ein paar Augenblicken blieb Alpha wieder stehen. Er blickte zum Zylinder, sein Gesicht plötzlich glatt und voller Ehrerbietung. »Manchmal kehren wir an diesen Ort zurück, um Mutter für unser Leben zu danken. Sie kann aus einer einzelnen Haarwurzel einen ganzen Menschen erschaffen, das hat uns Doktor Grün einmal erzählt.« Er drehte den Kopf, grinste einen Schädel mit abgerissenem Unterkiefer an. »Du hattest recht, Doktor Grün.«
Jaden schloss die Finger fester um den Griff seines Lichtschwertes. Alpha stand nun genau zwischen ihm und dem Ausgang, und jeden Moment könnten weitere Klone auftauchen. Er konnte zwar keine anderen Machtnutzer in der Nähe spüren, aber vielleicht waren sie ja in der Lage, ihre Präsenz zu verbergen.
Alpha leckte sich mit der Zunge über die aufgeplatzten Lippen, machte einen Schritt nach links, wartete darauf, dass der Jedi die Bewegung imitierte, und lachte dann auf. »Warum läufst du vor mir davon?«, fragte er mit Kam Solusars Stimme, aber nicht mit dessen Augen.
»Weil es so nicht enden muss.«
»Oh doch, es muss genau so enden«, sagte der Klon, und seine rechte Hand zuckte. »Mutter ist hungrig.«
Er ging in die Hocke, blickte in den Abgrund hinab, schien sich für den Sprung vorzubereiten. Jaden wusste, worauf das hinauslaufen würde, versuchte, es herauszuzögern. Die Erkenntnis, dass er so weit gekommen war, so viele Hindernisse überwunden und andere in so große Gefahr gebracht hatte, nur, um letzten Endes doch mit leeren Händen dazustehen, nagte an ihm. Diese Klone konnten ihm keine Antworten bieten. Alpha war verrückt. Vermutlich waren seine Brüder und Schwestern ebenfalls verrückt. In diesem Moment war sich Jaden nicht einmal mehr sicher, ob nicht auch er vielleicht verrückt war. »Ich kann euch nicht helfen«, sagte er.
»Doch, du kannst uns helfen«, zischte der Klon. Die Muskeln in seinen Schultern traten hervor, als er seinen Körper spannte. »Und du wirst uns helfen. Du wirst uns dein Schiff geben.«
»Nein.«
Der Klon zog einen dünnen Metallgegenstand unter seinem Umhang hervor, und als eine unstet flackernde Klinge roten Lichts aus seiner Spitze hervorstach, wurde offenbar, worum es sich dabei handelte.
Der beherrschte Ausdruck verschwand von Alphas Gesicht, schmolz dahin wie das Wachs einer Kerze, aufgelöst durch das grelle Feuer des Hasses, das in seinen dunklen Augen brannte. Mit einem barbarischen Knurren bleckte er die Zähne, und als Speichel von seinen Lippen tropfte und seine Zunge unkontrolliert vor und zurück zuckte, sah Jaden die wilde, wahnsinnige Natur dieses Wesens – das Monster, das Dutzende Menschen abgeschlachtet und ihre Leichen in eine Klonanlage gestopft hatte, die so zum Massengrab wurde.
»Mutter ist hungrig!«
Jaden wappnete sich gegen den Angriff, und während er in Kampfstellung ging und das Lichtschwert hob, suchte er in der Macht nach Ruhe und Konzentration.
Der Klon rannte um die Grube herum und Jaden ihm entgegen. Nach 15 Schritten trafen sie aufeinander, und der Klon holte zum Schlag aus. Jaden duckte sich unter der Klinge hinweg, die immer wieder unkontrolliert Funken spuckte, und hieb seinerseits nach Alphas Unterleib. Der Klon wirbelte zur Seite. Mit einem Radschlag brachte er sich außer Reichweite von Jadens Schwert.
Mit einem gackernden Lachen kauerte der Kam-Klon sich auf dem Boden zusammen, dann stieß er sich ab und schnellte erneut
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