Gegenwind
dichten Rauchwolke verschwunden, nur hie und da, wo der Qualm sich lichtete, konnte Saes silberne Punkte über der schwarzen Erde sehen. Der junge Offizier an den Kontrollen folgte dieser Handvoll Kapseln auf ihrem Weg durch die brodelnde Luft.
»Verluste nach Atmosphäreeintritt sind geringfügig: null Komma null drei Prozent«, meldete 8K6.
Saes nickte, hielt die Augen aber fest auf den Hauptschirm gerichtet. Fünf Kilometer über der Mondoberfläche zündeten die Bremsdüsen der Kapseln, und die silbernen Zylinder begannen auseinanderzuklappen, während sie, immer langsamer werdend, dem Boden entgegenschwebten. Als sie die verkohlte, qualmende Oberfläche schließlich erreichten, hatten die Schürfdroiden sich voll entfaltet – gewaltige, metallene Insekten mit Antigrav-Servosystemen und rundem, greifarmgespicktem Körper, der von sechs langen, vielgliedrigen Beinen sicher über die verbrannte Erde getragen wurde.
»Auf die Kamera eines der Droiden schalten!«, befahl Saes.
»Verstanden, Sir.« Dor winkte dem Kommunikationsoffizier zu.
Der junge Mann betätigte einige Knöpfe, und das Bild auf dem Schirm veränderte sich, zeigte nun den Anblick, der sich den »Augen« des Droiden darbot. Ein gedämpftes Raunen ging durch die Reihen der Brückenbesatzung, und selbst 8K6 blickte von seinem Instrumentenpult auf.
Captain Korsin, der Kommandant der Omen , wo dasselbe Bild über die Schirme flackerte, meldete sich per Funk, und seine laute, autoritäre Stimme schnitt durch das Surren des Kom-Verkehrs wie ein Messer durch Flimsiplast.
»Was für ein Anblick!«
»In der Tat«, nickte Saes.
Rauch stieg in faserigen Fahnen von der verbrannten Mondoberfläche auf. Die Hitze der Plasmastrahlen hatte die Erde in Glas verwandelt, und ein Netz aus Rissen zog sich über den schwarzen Boden. Asche und Qualm verdunkelten den Himmel, aber dank der leistungsstarken Filter waren die tiefen Krater und Spalten, die überall ringsum prangten, deutlich zu sehen. Das Wabern der erhitzten Luft verlieh der Szenerie einen unwirklichen, traumartigen Zug.
Hunderte Schürfdroiden krabbelten über den Mond, wie Fliegen, die sich auf eine verbrannte Leiche gestürzt hatten. Mit gestelzten, ruckhaften Schritten staksten sie dahin, bis sie schließlich die vorprogrammierte Formation eingenommen hatten. Dabei schwenkten ihre rüsselartigen Sensoren dicht über dem Boden dahin und suchten in der verkohlten Erde nach der molekularen Signatur von Lignan.
Als er an das Erz dachte, leckte Saes sich die Lippen. Dabei schmeckte er einen schwachen Hauch von Phosphor auf der Zunge. Vor einigen Jahren hatte er einmal einen kleinen Lignan-Kristall in Händen gehalten, und die Erinnerung an den Energiestoß, den die Berührung durch seinen Körper geschickt hatte, kribbelte jetzt noch in seinen Nervenenden. Doch diese Berührung, so schmerzhaft und kurz sie auch gewesen war, hatte vieles verändert. Mit ihr hatte sein Weg zur Dunklen Seite seinen Anfang genommen.
Die ungewöhnliche Molekularstruktur des Lignans machte es zu einem Katalysator für die Dunkle Seite, und als solcher verstärkte es die Kräfte eines Sith. Unglücklicherweise war der Orden bislang nicht in der Lage gewesen, größere Lignan-Vorkommen für sich zu erschließen. Zumindest nicht bis zum heutigen Tage, so kurz vor der Schlacht um Kirrek – und er, Saes Rrogon, war es, der es vollbracht hatte.
Vor ein paar Standardmonaten hatte ihn Naga Sadow damit beauftragt, die Galaxis nach Lignan abzusuchen, auf dass die Sith es im Krieg gegen die Jedi zu ihrem Vorteil nutzen könnten. Schon damals war Saes klar gewesen, dass es sich um einen Test handelte, und dass Los Dor, sein Erster Offizier, ihn beobachten, ihn bewerten und über ihn richten würde. Die Macht hatte ihn geführt, hatte ihn gerade noch rechtzeitig vor dem Ausbruch des Konfliktes hierhergebracht, zu Phaegon III und seinem dicht bewaldeten Mond. Saes wusste, er war für Sadow nur ein Instrument, ein Werkzeug, durch das der Sieg der Sith sichergestellt werden sollte.
Diese Erkenntnis brachte einige Fragen mit sich, und längst nicht alle waren sie angenehm. Saes’ schuppige Haut knirschte, als er sein Gewicht im Kommandosessel verlagerte.
Er würde genug Lignan einsammeln, um jeden Sith-Lord und jeden Massassi-Krieger, der am Angriff auf Kirrek teilnehmen mochte, damit auszurüsten. Hätte er mehr Zeit gehabt, wäre er beim Abbau methodischer und weniger zerstörerisch vorgegangen – aber er hatte keine Zeit, und
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