Gegenwind
gesehen. Und da, der blau leuchtende Gasriese, umgeben von einem ausladenden Ringsystem aus Eis und Stein. Jaden kniff die Lippen zusammen, durchforstete seine Erinnerungen. Plötzlich wusste er, wo er war: auf einem Mond dieses Gasriesen, im randwärtigen Teil der Unbekannten Regionen.
Die Dunkelheit um ihn wich weiter zurück, und als seine Augen sich an die Sichtverhältnisse gewöhnt hatten, erblickte er eine öde, eisverkrustete Ebene, die sich scheinbar endlos in alle Richtungen erstreckte. Vom Wind aufgetürmte Schneeverwehungen erhoben sich in unregelmäßigen Abständen wie Wellenkämme und verliehen der Landschaft dadurch den Eindruck eines gefrorenen Meeres. Tiefe Risse durchzogen das graue Eis, und hie und da klafften Krater auf der Mondoberfläche wie hungrig aufgerissene Mäuler. Das entfernte Knirschen von Gletschern klang in diesem Zusammenhang wie das Magenknurren eines Riesen. Aber nirgends sah er die Sith, die sich als Lumiya, Lassin, Solusar und Skywalker ausgegeben hatten. Nichts auf dieser trostlosen, eisigen Ebene deutete auf Leben hin.
Gepresst atmete Jaden aus, und eine Wolke weißen Dampfes stieg aus seinen Mundwinkeln. Die Finger seiner linken Hand zuckten reflexartig. Hätte er doch nur sein Lichtschwert!
Plötzlich und ohne jede Vorwarnung explodierte der Himmel. Ein ohrenbetäubendes Donnern rollte durch die Atmosphäre, gefolgt von einer Wolke aus grellrotem Feuer. Die Sterne verschwanden unter einem Vorhang aus beißendem Qualm, und der Boden unter Jadens Füßen bäumte sich auf.
Der Jedi kauerte sich zusammen, presste die Hände vor Mund und Nase und hielt die Augen fest geschlossen, während eine infernalische Hitzewelle über ihn hinwegfegte und das Eis rings um ihn mit lautem Klirren zersprang. Als er schließlich wieder die Lider hob und zum Himmel hinaufblickte, war die Mondlandschaft immer noch in einen blutigen, roten Schein getaucht. Ein Schauer glühender Trümmer regnete aus der Atmosphäre herab. Die schemenhaften Objekte fielen wie in Zeitlupe, gehüllt in einen Umhang orangefarbener Flammen, der sie vor Jadens Augen einen Moment lang in farbenfrohe, exotische Vögel verwandelte. Aber dann zeigte die Macht ihm, was er dort tatsächlich sah, und jegliche Bewunderung verwandelte sich in eisigen Schrecken.
Diese flammenden Partikel – das war die Manifestation der Dunklen Seite! Jaden drehte sich weg, zog seine tastenden Sinne zurück, versuchte, seinen Geist abzuschotten. Aber es war bereits zu spät. Die Energie des Bösen traf ihn wie ein Schlag ins Gesicht. Er übergab sich, stürzte vornüber auf den Boden und rollte sich dort zusammen, einen stummen Schrei auf den schmerzverzerrten Lippen. Die Macht der Dunklen Seite ergoss sich über ihn wie ätzender Schleim, und ihr Gewicht drohte ihn zu zermalmen.
Es gab keine Möglichkeit, diesem zerstörerischen Regen zu entgehen, keinen Ausweg. Die Gestalt gewordene Finsternis prasselte überall um ihn herum auf die Mondoberfläche herab, erstickte ihn unter einem von Fäulnis zerfressenen Leichentuch der Verderbnis …
In Schweiß gebadet schreckte Jaden aus seinem Traum hoch. Ihm war schwindelig, seine Muskeln zitterten, und das Dröhnen seines Herzschlags übertönte selbst das monotone Surren des Gleiterverkehrs draußen vor seinem Apartment auf Coruscant. Vor seinem geistigen Auge sah er immer noch diesen flammenden Regen des Bösen. Er keuchte, und als die Sensoren im Zimmer erkannten, dass er nicht länger schlief, aktivierten sie die Beleuchtung.
»Ersechs?«, murmelte er.
Keine Antwort. Immer noch von den Nachwehen seines Albtraums geplagt, schwang Jaden die Beine über den Rand des Bettes.
»Ersechs?«
Draußen vor dem Fenster ertönten plötzlich Rufe und Schreie. Alarmiert sprang der Jedi auf. Hier, in der Realität von Coruscant, war die Macht wieder stark und klar in ihm, und so reichte ein einzelner, kurzer Gedanke, um das Lichtschwert vom Beistelltisch neben dem Bett in seine Hand fliegen zu lassen. Er aktivierte die Waffe, und noch während die leuchtende Klinge sich entfaltete, sprang er zum Fenster.
Korriban füllte Kells Blickfeld vollkommen aus – ein schwarzer Ball, umgeben von einer Decke wütend brodelnder Wolken.
Eine geraume Weile musterte der Anzati den Planeten, dann erst steuerte er die Prädator in eine tiefere Umlaufbahn. Der Manteljäger verfügte über einen Hyperraum-Schlitten und war mit einer Tarntechnologie ausgestattet, die einem gestohlenen StealthX entliehen war, aber im
Weitere Kostenlose Bücher