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Gegner des Systems

Gegner des Systems

Titel: Gegner des Systems Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William Jon Watkins
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herunterfiel. Der Wagen hielt automatisch an, als der Druck auf den Sitz nachließ, aber die Frau schlug schwer auf und umklammerte mit beiden Händen ihren Hals, als sie auf dem Boden lag.
    Zwei Kunden, die auf der gegenüberliegenden Seite vorbeikamen, sahen weg. Die Frau war eine Aufgabe für den Filialleiter. Wer anhielt, gab damit zu, daß er gesehen hatte, was vorgefallen war, und das galt als abstoßend schlechtes Benehmen und war obendrein politisch gefährlich. Solche Vorfälle ereigneten sich häufig, aber wenn man von ihnen Notiz nahm, so verlieh man ihnen damit eine Bedeutung, die sie nicht verdienten und bewies ein öffentliches Mißtrauen der Regierung gegenüber. Leistete man Hilfe, so wurde das so ausgelegt, daß man nicht genug Vertrauen in die Institutionen hatte, die mit der Abwicklung solcher Vorfälle beauftragt waren. Die beiden Kunden, die vorbeigefahren waren, hatten sich damit gutbürgerlich verhalten, und niemand hätte bezweifelt, daß ihr Verhalten bei dem Vorfall etwas anderes als pflichtbewußtes, vernünftiges Benehmen war.
    Welsh wußte so gut wie alle anderen in dem Laden, was es hieß anzuhalten, aber er rannte trotzdem zu der hingefallenen Frau hinüber. Er brauchte fast drei große Schritte, um sie zu erreichen, und sie hatte schon damit begonnen, mit den Beinen zu treten. Ihre Arme hielt sie vor der Brust verschränkt; Welsh drehte sie auf den Rücken, zog ihre Arme auseinander und zwängte diese über ihren Kopf in dem Versuch, ihren Brustkorb zu heben und die Atmung wieder in Gang zu bringen. Er stellte mit Befriedigung fest, daß die Augen der Frau geöffnet waren, und wartete mit Ungeduld darauf, daß sie sich in Bewußtlosigkeit schlossen, damit er ihre Arme heben und senken und auf diese Weise mit der künstlichen Beatmung beginnen konnte.
    Der Filialleiter hatte schon auf einen Knopf gedrückt, mit dem der Notarztwagen herbeigerufen wurde, und es würde nun nicht mehr lange dauern, bis das stetige Heulen seiner Sirenen von den Kunden, die zu ihren Autos auf dem Parkplatz zurückeilten, scheinbar überhört werden würde. Der Mann sah durch den langen Quergang zu Welsh hinüber, blickte aber dann sofort wieder taktvoll weg, als würde er nicht sehen, was Welsh tat. Welsh versuchte, seinen Blick aufzufangen, aber er konnte den Mann nur im Profil sehen, das auf eine seltsame Weise so aussah, als hätte er gerade hergeschaut.
    Welsh sah wieder hinunter in die Augen der Frau. Sie standen noch immer offen. Daß die Frau so lange bei Bewußtsein bleiben konnte, verwunderte ihn. Dann sah er genauer hin und erkannte, daß sie anfingen, glasig zu werden. Die Frau war bereits tot.
    Welsh ließ hilflos ihre Arme los. Seine Schultern sanken herab. Sie war offensichtlich ein Mehr-als-fünfzehn-Opfer. Er sah zu dem Wagen hoch. Die drei kleinen Mädchen lächelten leer auf ihn herunter. Bei zweien von ihnen liefen Tränen die Wangen herab. Die Leute, die sie abholen würden, kamen bereits zur Eingangstür herein.
    Welsh ging zu seinem Wagen zurück und fuhr so schnell wie möglich zur Kasse. Er stieg von seinem Wagen herunter und eilte aus der Tür zum Parkplatz hinüber. Die Kassiererin kannte ihn gut genug, um zu wissen, wo sie seine Waren hinschicken sollte, aber es war ihm klar, daß er noch einen weiteren Fauxpas begangen hatte, als er ihr nicht offiziell seine Adresse gegeben hatte.
    Sie stand auf der Karte, die er an der Kasse zurückgelassen hatte, und ganz sicher wurde sein Konto belastet und die Waren lagen in dem Empfangskorb, wenn er nach Hause kam, aber es war ein sozialer Schnitzer gewesen, daß er nicht angehalten und mit der Kassiererin ein paar Parolen ausgetauscht hatte. Gerade als ihm einfiel, daß auch dieses Verhalten ihm später vorgeworfen werden würde, wurde ihm klar, daß ihm das völlig gleichgültig war.
    Die Luft war noch schlimmer geworden. Sie brannte in seinen Augen, die voll Wasser standen, als weinte er. Er holte sich ein feuchtes Gazetuch aus einem Beutel und preßte es sich gegen das Gesicht. Das Brennen in seinen Augen hörte auf, und durch das Tuch fiel ihm das Atmen viel leichter. Er stieg in seinen Zweisitzer und ließ den Motor an.
    Er röhrte wie üblich, obwohl er das Gaspedal nicht durchgetreten hatte. Dieser Typ war für bleifreies Benzin vorgesehen und wurde nicht mehr gebaut. Er hatte das kleine Auto vor ein paar Jahren gekauft, als es noch nicht als Mißtrauensvotum für die Behandlung der Luftverschmutzung durch die Regierung angesehen

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