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Gegner des Systems

Gegner des Systems

Titel: Gegner des Systems Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William Jon Watkins
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weder Platz noch Zeit, von der Straße herunter wegzulaufen. Wenn jetzt ein Wagen auftauchte, um eine Straßensperre aufzustellen, würde er sicher erwischt werden. Er hob beim Laufen wieder seinen Kopf und atmete tief ein. Irgendwo in weiter Ferne hörte er eine Sirene. Sie hatten ohne Zweifel ein paar Wagen zum Straßenende geschickt. Seine Beine stampften endlos über die Straße, und sein Atem wurde kürzer. Er pumpte mit seinen Armen an der Seite, während die Straße unter ihm dahinglitt. Als er die Kreuzung erreichte, hörte er die Sirene ganz deutlich.
    Er sah die Scheinwerfer des Truppenwagens und sein blauweißes Blinklicht auf dem Dach, als der Wagen über die Schnellstraße auf den Ort zugerast kam, wo er stehengeblieben war. Er zog seinen Kopf ein und rannte über die Straße. Die Scheinwerfer erleuchteten sie hinter ihm, als er die Kuppe des Damms an der Straßenseite erreichte. Er sprang kopfüber auf der anderen Seite hinunter.
    Die Sirenen wurden immer lauter, und die Zahl der Wagen nahm ständig zu. Bald brummten sie an ihm vorbei wie wütende Bienen, einer nach dem anderen. Er hörte die Motoren und dann das Quietschen der Bremsen, als die Wagen nach links einschwenkten, um eine Barrikade zu bilden. Die weißen und blauen Lichter beleuchteten die Bäume über ihm auf der anderen Seite der Böschung. Ein Wagen schien auf seiner Straßenseite angehalten zu haben, denn er konnte das Geräusch hören, das die Reifen auf dem Schotter am Straßenrand machten. Das weißblaue Licht über ihm wurde heller.
    Stark war hingefallen, auf einer Schulter gelandet und dann den Damm heruntergerollt und in einer sitzenden Position im Graben zur Ruhe gekommen. Gierig schnappte er immer wieder nach Luft, und sein Herz schlug mit Hammerschlägen von innen gegen seine Brust. Er hörte das Geräusch des Schotters, als der Wagen langsam vorfuhr. Offensichtlich hatte einer der Wagen ihn gerade noch mit dem Scheinwerfer erwischt, als er in den Straßengraben sprang. Der Wagen bewegte sich langsam auf ihn zu. Die Scheinwerfer beleuchteten die Bäume, und er hielt die Luft an, um sie dann ganz langsam wieder herauszulassen. Er mußte noch zweimal tief Luft holen, bis sich seine Atmung wieder beruhigt hatte.
    Der Wagen fuhr langsam vorbei, schien einen Augenblick lang anhalten zu wollen, bog dann aber scharf nach links ab und schleuderte Kies hinter sich in den Straßengraben. Er hörte das Quietschen der Reifen, als diese wieder auf die Straße kamen, und dann das Bremsgeräusch, als der Wagen neben der Doppelreihe der Barrikade als Kurierfahrzeug angehalten wurde.
    Stark atmete langsam aus. Jetzt dachte er zum erstenmal, seit er losgerannt war, an die Leute an seinem Gürtel. Sie waren sicher durch sein Laufen ordentlich durcheinandergeschüttelt worden, und dann fiel es ihm ein, daß er sich in den Straßengraben gehechtet hatte, ohne auch nur ein einziges Mal an sie zu denken oder auf sie zu achten. Er hatte sie nicht geschützt und hätte auf sie fallen können. Er verfluchte sich selbst für seine Nachlässigkeit. Er beugte seinen Kopf zu seinem Koppel herunter und machte die Tasche auf.
    Für die vier in der Tasche war die relative Dunkelheit der Nacht wie Helligkeit im Vergleich zu der absoluten Dunkelheit in der Tasche.
    „Was machst du denn eigentlich, verdammt noch mal, Stark?“ brüllte Light nach oben, aber für Stark hörte es sich wie das ärgerliche Zwitschern eines Eichhörnchens an. Am Tonfall konnte er aber erkennen, daß die Sache soweit in Ordnung war, wenn Light wütend werden konnte, und er machte die Tasche wieder zu und kroch auf allen vieren im Straßengraben nach vorne. Die Bäume an seiner Seite wurden immer seltener und hörten nach hundert Metern ganz auf.
    Der Grund des Straßengrabens war trocken und eben genug und ließ Stark gut vorankommen. Der Graben wurde nach einiger Zeit immer flacher, und Light kletterte heraus und ließ sich auf der anderen Seite in einen Acker fallen. Selbst wenn sie an der Böschung auf ihn gewartet und nach ihm ausgeschaut hätten, wäre er von ihnen unbemerkt geblieben. Er war nur einen ganz kurzen Augenblick auf dem oberen Teil der Böschung und auf der Kuppe gewesen.
    Er landete auf dem Bauch und kroch in den Acker hinein, bis die ursprüngliche Baumreihe ihn vor den Augen der Rehabs schützte, die um die Straßensperre versammelt waren. Zu dieser Straßenseite schauten sie nicht einmal herüber. Er rannte tief gebückt auf die hintere Seite des offenen Stücks

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