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Gegner des Systems

Gegner des Systems

Titel: Gegner des Systems Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William Jon Watkins
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soll ich denn in dieser Stellung sonst trinken?“
    Der Arzt lachte, und Brendan drehte sich auf den Rücken. Zu seiner Überraschung setzte sich Brendan auf, drehte sich wieder und versuchte, sich zu erheben. Er schüttelte den Kopf und richtete sich auf. Seine Hände verließen dabei erst lange nach seinen Knien den Fußboden. Einen Augenblick lang erschien er für Eve wieder wie ein Riese von vorhin, aber als sie sich aus ihrer Kauerstellung aufrichtete, verflog dieses Gefühl etwas.
    „Du strengst dich am besten eine Zeitlang nicht zu sehr an, Brendan. Du hast eine Menge Blut verloren.“
    „Nein, nein! Ich hab jetzt zuviel Blut. Was da rausgelaufen ist, das war Guinness. Davon brauche ich jetzt mehr, damit das natürliche Gleichgewicht von roten Blutkörperchen und Alkohol wieder hergestellt wird“, sagte Brendan und ging zu einem kleinen Kühlschrank am Ende des Labors. Er machte die Tür auf und beugte sich herunter, um hinten auf das mittlere Fach zu sehen. Dort suchte er eine Minute lang herum, bis er schließlich zwischen einer Reihe von Petri-Schalen, Kulturen und Plasma-Flaschen eine große schwarze Flasche mit einem grünen Etikett zutage förderte. Er schnippte den Deckel mit seinem Daumen herunter und ließ mit einem riesigen Schluck ein Drittel der Flasche seine Kehle hinabrinnen.
    Der Arzt schüttelte erbost den Kopf. „Der hat sie aber auch überall versteckt! Wie oft habe ich dir eigentlich schon gesagt, daß du das Zeug von meinen Kulturen fernhalten sollst?“
    „Das schadet denen gar nichts.“
    „Aber dir schadet es was! Manche von diesen Kulturen verbreiten Sporen. Die setzen sich an die Flasche. Du trinkst direkt aus der Flasche, und – zack –, schon hast du das Würgen oder noch was Schlimmeres.“
    Brendan winkte abweisend mit der Hand. „Ärzte sind von Natur aus übervorsichtig. Sam, für normale Sterbliche bist du ein sehr guter Arzt, aber wie man einen Iren behandelt, davon verstehst du einen Scheißdreck.“
    „Du mußt ins Bett gehen; du brauchst Ruhe.“
    „Wie kann ich Ruhe brauchen? Ich hab’ doch… wie lange hab’ ich geschlafen?“
    Eve zuckte die Achseln. „Mich darfst du da nicht fragen. Ich habe selbst die meiste Zeit geschlafen.“
    Brendan drehte sich zu Light um. „Wie lange war ich bewußtlos?“ Light aber hörte nicht zu. Er, Stark, Welsh und Cal, der Mann, der den Monitor bediente, standen um eine Reihe von Bildschirmen an der Wand und in einer Konsole herum. Jeder der zehn Monitoren zeigte einen anderen Ausschnitt oder unterschiedliche Kameraeinstellungen. Stark nickte zustimmend, als Cal von Weitwinkel auf Teleobjektiv auf der Kamera drei umstellte. Der Bildschirm zeigte den Abschnitt der Straße, unter dem sich das Abflußrohr befunden hatte. Die Straße endete abrupt von beiden Seiten her in einem Krater, der knapp zwanzig Meter breit war. Am linken Rand des Kraters lag ein Truppenwagen auf dem Dach. Es schien sich jemand darunter zu befinden, und auf diesen Wagen stellte sich die Kamera ein.
    Tatsächlich ragten unter dem Dach ein Fuß und einige Arme wie in einem grotesken Bild hervor. Der Wagen brannte noch, aber es war mehr als zweifelhaft, ob seine Insassen sich daraus noch etwas machten. Während sie sich den Wagen ansahen, explodierte der Benzintank und schleuderte den Wagen auf seinem Dach halb herum. Dadurch wurde mindestens eine Leiche freigelegt, bei der die Identifikation sehr schwerfallen würde.
    Entlang der Straße lagen bis zu einer Entfernung von mehr als hundert Meter noch mehr Leichen. Etwas weiter entfernt hatten einige die Explosion überlebt und bewegten sich noch, aber die in der Nähe bewegten sich nicht mehr. Die Leitplanke ragte wie ein gigantischer Hobelspan in den Krater hinein. Auf einem anderen Monitor zeigte eine Bewegung die Ankunft eines weiteren Truppenwagens an. Es war der Kurierwagen von der Straßensperre.
    Er blieb mitten in der Reihe der Opfer stehen. Drei Männer sprangen heraus, und einer stieg sofort wieder ein, offensichtlich, um einen Notruf abzuschicken. Die anderen halfen den überlebenden Männern, die weit genug von der Explosion entfernt gewesen waren und jetzt halb betäubt herumstolperten, so gut es ging. Der Mann, der in den Wagen eingestiegen war – offensichtlich, um Hilfe zu holen –, ging nun an der Straße entlang und sah sich die Verwundeten an. In regelmäßigen Abständen nahm er seine Pistole heraus, richtete sie auf eine Stirn und schoß.
    „Aber was macht er denn?“ rief Eve.
    „Er

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