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Gegner des Systems

Gegner des Systems

Titel: Gegner des Systems Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William Jon Watkins
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seltsamerweise fehl am Platze zu sein, die Sorgenfalten über den dicken dunklen Augenbrauen wirkten hingegen sehr vertraut.
    Brendan zuckte die Achseln. „Ist doch ganz egal.“
    Der Arzt schüttelte den Kopf. „Du nicht. Du schläfst heute nacht in der Krankenabteilung. Ich möchte dich unter Beobachtung haben. Du denkst vielleicht jetzt, daß mit dir alles in Ordnung ist, aber bis die Wunde da geheilt ist, dauert es noch einige Zeit.“
    „Mensch, Sam, mir geht es gut. Doch, wirklich. Ich hab’ doch jetzt mein Guinness getrunken. Ein bißchen geschlafen hab’ ich auch, und morgen früh geht’s mir besser denn je.“
    Der Arzt schüttelte den Kopf. „Wenn du in den oberen Stockwerken schlafen willst, dann mußt du diminuiert werden, und dazu müssen wir erst sicher sein, daß du in deiner Wunde keine Infektion hast. In dem Hauptraum ist es zu laut, also bleibt nur die Krankenabteilung mit den anderen Patienten. Außerdem…“
    Brendan hob die Hand. „Schon gut, schon gut. Ich geb’s auf. Ich werde in einem schönen gemütlichen Bett schlafen.“
    Der Arzt sah ihn mißtrauisch an. „Du hast doch was vor, Brendan. Raus damit, was ist es?“
    Brendan lächelte. „Unter einer Bedingung.“
    „Welcher?“
    „Du gehst aus dem Zimmer raus, während ich noch eine Flasche Guinness trinke, damit ich dir nicht zuhören muß und sie in Ruhe trinken kann.“
    Der Arzt sah Light an, aber der schüttelte den Kopf. „Schau nicht mich an. Brendan ist, wie wir alle, ein freier Mensch. Niemand erteilt hier an irgend jemanden Befehle. Wenn Brendan sich umbringen will, dann ist das seine Entscheidung. Wir haben nicht das Recht dazu, ihn aufzuhalten.“
    „Aber bei seinem Blutverlust könnte das gefährlich sein.“
    Light zuckte die Achseln. „Sam, du hast unsere Regeln gekannt, bevor du zu uns gekommen bist. Niemand zwingt jemand anders zu etwas. Dies alles ist Amorphus. Keine Chefs. Keine Regeln. Nichts wird gegen den Willen der Leute getan, bloß weil du meinst, daß es gut für sie wäre. Wenn Brendan sein Guinness trinken und unter dem Labortisch schlafen will, dann ist das seine Sache. Wenn er sich allerdings deinen Anweisungen unterstellt, dann ist das etwas anderes. Jetzt aber ist er bei Bewußtsein, und er trifft seine freie Wahl.“
    Dr. Sam seufzte resigniert. Stark legte seine Hand auf die Schulter des Arztes. „Laß es gut sein, Sam; laß Brendan eine Zeitlang in Ruhe, und dann geht er wahrscheinlich friedlich zu Bett.“ Welsh bemerkte in der Stimme Starks eine Spannung, von deren Existenz er wahrscheinlich selbst nichts wußte. Der Arzt wandte sich ab, um mit ihnen hinauszugehen und schüttelte dabei den Kopf. Der Mittelpunkt ihrer Auseinandersetzung hatte sich inzwischen in dem Kühlschrank vergraben, um nach einer zweiten Flasche zu suchen.

 
18
     
    Sie traten aus der gewellten Plastikabgrenzung des Labors hinaus und gingen auf eine riesige Plexiglassäule zu, die aufrecht in einem enormen Saal stand. Das Labor nahm ein Drittel der Fläche dieses Stockwerks in Anspruch. Der Rest war aufgeteilt in ein Drittel Küchengelände und zwei Drittel Mehrzweckbereich. Die Wände des untersten Fünftels der Kuppel wölbten sich leicht nach außen. Sie bestanden anscheinend aus Aluminiumplatten, die die Mitglieder des Amorphus selbst angestrichen hatten. Die meisten waren mit einer Farbe bestrichen, die im Dunkeln leuchtete, und einige waren mit Fäden bespannt, die ebenso behandelt worden waren.
    Die Dekoration diente als Beleuchtung für den Raum. Sie war nicht hell genug, um die Schläfer zu stören, reichte aber aus, daß jemand durch den überfüllten Raum gehen konnte, ohne über allzu viele Leute zu stolpern, die bunt durcheinander auf Teppichen, Läufern und großen Kissen auf dem Boden lagen. Auch die Decke war mit der gleichen Leuchtfarbe wie die Wände gestrichen.
    In gleicher Entfernung von der Aufzugsäule in der Mitte standen zwei silbrige Säulen, die als Rutschstangen bei Alarm dienten und durch Löcher in der Decke führten. Um sie herum war eine Wendeltreppe gebaut, die zum nächsten Stockwerk führte. In der Mitte zwischen den Stangen und der Fahrstuhlsäule hatte man eine riesige Rutsche für die Notevakuierung der Patienten angelegt.
    Die große Säule in der Mitte war auch von einer Wendeltreppe eingefaßt, die bis ganz nach oben in das fünfte Stockwerk der Kuppel führte. Manche Wandplatten waren aus Plexiglas. Von ihnen waren einige in einer Reihe angelegt, so daß sie große Fenster

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