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Gegner des Systems

Gegner des Systems

Titel: Gegner des Systems Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William Jon Watkins
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anerkennend. „Damit habt ihr das ganze Großstadtproblem mit einem Schlag gelöst.“
    Light lächelte. „Sucht euch irgendeine leere Kiste aus. Wenn ihr soweit seid, stellt euch auf den roten Punkt. An der Säule da unten ist noch ein Satz Kontrollinstrumente. Drückt einfach auf den roten Punkt, und wenn ihr dann aus dem Feld herausgeht, dann bleibt ihr diminuiert. Wenn ihr wieder in das Feld hineingeht und auf den weißen Knopf drückt, dann seid ihr wieder so groß wie jetzt. Wir sehen uns wieder, wenn ihr ausgeschlafen habt.“
    Light drehte sich zu der Kontrollsäule, als Welsh und Eve sich auf den roten Punkt stellten. Light drückte auf den Knopf und schien plötzlich um das Hundertfache zu wachsen. Welsh nahm Eve bei der Hand, und sie winkten Light zu, der ihnen zulächelte und sich zum Gehen wandte.
    Eve und Welsh gingen zum Fahrstuhl, stellten sich in die Kabine und starrten hinaus. Die runde Tür glitt zu. „Wohin?“
    Eve lächelte. „Nach oben – wohin sonst?“
    Welsh verzog scheinbar erbost sein Gesicht. „Wie weit?“
    „Wann haben wir jemals früher angehalten, wenn wir ganz nach oben fahren konnten?“
    Welsh schob den Hebel nach oben, und die Kabine in der Säule setzte sich in Bewegung.
    Sie sahen auf den roten Punkt herunter, der einen Durchmesser von drei Metern zu haben schien, seit Light auf den Knopf gedrückt hatte. Er wurde in dem sanften Morgenlicht, das durch die durchsichtige Spitze der Kuppel hereinzufallen begann, unter ihnen langsam kleiner. Der Raum erstreckte sich dort unten wie ein Tal, und die Stühle an seinem anderen Ende erschienen ihnen wie Gebirge in tausend Kilometer Entfernung. Sie konnten in der größeren Fahrstuhlsäule Lights Kopf erkennen, der riesenhaft mit der Kabine verschwand. Die Säule selbst schien Meilen dick zu sein. Eve kam näher auf Welsh zu, und er legte seinen Arm um sie.
    Sie sahen auf eine neue Welt hinaus, die wahrscheinlich für eine lange Zeit die ihre sein würde. Es war eine seltsame neue Welt, aber sie war weit weniger verzerrt als jene, die sie gerade hinter sich gelassen hatten. Ihr altes Haus und ihr gewohntes Leben erschienen ihnen nun eine Million Lichtjahre entfernt, sie schienen nicht einmal mehr auf dem gleichen Planeten zu sein. Die Kuppel über ihnen war wie ein neuer Himmel für sie, und die Fliesen auf dem Fußboden waren wie eine Wüste, aus der sich der Wohnbereich der Kisten wie eine Oase erhob.
    Als die Kabine die Spitze der Säule erreicht hatte, blieben sie eine Weile stehen und sahen auf die endlose Ebene der Aussichtsplattform hinaus. Draußen konnten sie die Bäume erkennen, die tief unter ihnen lagen. Welsh fragte sich, was die Rehabs davon abhielt, so ein großes Gebäude zu sehen, besonders aus der Luft. Er nahm sich vor, am nächsten Morgen Light danach zu fragen.
    Seltsamerweise kam er sich nicht im geringsten verwundbar vor, weder durch seine neue Größe noch durch die scheinbar ungeschützte Lage der Kuppel. In dieser neuen Welt gab es viele seltsame Dinge, aber eines war sicher: Er hatte Eve und war bei guten Leuten, und es würde lange dauern, bis die Rehabs wieder in seine Nähe kamen. Er wandte sich Eve zu und zog sie an sich. Erst als er die Feuchtigkeit an seiner Wange spürte, bemerkte er, daß sie weinte.

 
19
     
    Er fragte Eve nicht nach ihren Tränen. Die Art, wie sie sich müde an ihn lehnte, sagte ihm, daß es Tränen der Erleichterung und Freude waren. Sie drehten sich um und traten aus der Kabine; vor ihnen lag noch eine Treppe von Klötzen. Welsh sah Eve an. „Siehst du eine, die dir gefällt?“
    Eve lächelte zurück. „Das ist mir eigentlich nicht so wichtig, wenn sie nur nahe ist.“ Sowohl die beiden Kisten vor dem Fahrstuhl als auch die direkt darüber waren geschlossen.
    „Sieht so aus, als müßten wir noch klettern.“ Welsh sagte es bedauernd. Eve nickte, und sie machten sich auf den Weg, um die kurze Leiter von Klötzen hochzusteigen, die zum Dach des Hauses auf der rechten Seite führten. Sie gingen über das Dach und hinauf zum nächsten. Links, am äußeren Rand des Wohngeländes, sahen sie ein blaues Samthaus, dessen Tür halb offen stand. Das war ein Zeichen, daß das Haus nicht nur momentan nicht belegt war, sondern für eine Dauernutzung zur Verfügung stand. Sie stiegen über das Haus der linken Seite und kletterten die letzte Leiter hoch, die sie zu der Tür des gewählten Quartiers brachte.
    Sie gingen schüchtern hinein. Auch der Fußboden war aus Samt. Er war mit

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