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Gegner des Systems

Gegner des Systems

Titel: Gegner des Systems Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William Jon Watkins
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hätte.“
    „Das glaube ich nicht“, schmollte sie.
    Welsh lächelte. „Als wir gestern nacht aus dem Fahrstuhl gekommen sind, habe ich gesehen, wie sich der Mond darin gespiegelt hat. Jedes Haus auf dieser Ebene hat als Dach einen Einwegspiegel, und ich kann mir vorstellen, daß ein großer Teil der Spiegelhäuser weiter unten Einwegspiegel als Wände haben.“ Eves Schmollen wurde zu einem schüchternen Stirnrunzeln. „Das ist nicht überraschend. Offensichtlich haben sich zwischen den Leuten, die eine Menge Zeit hier oben verbringen, Paare gebildet, und die haben natürlich kein besonderes Bedürfnis danach, sich mit dem Rest der Gruppe zu teilen, und dieser Wunsch wird von den übrigen respektiert. Jetzt komm und küß mich.“
    Welsh legte seinen Arm um sie und zog sie an sich. Ihr Mund öffnete sich ihm, und Welsh spürte, wie sie ihren Körper über ihn schob. Als ihre Brüste ihn berührten, durchzuckte es ihn wie ein Stromschlag. Ihr Haar hing von ihrem Kopf herab und umgab die beiden Köpfe wie eine Wolke aus Gold. Als sie ihren Kopf zurückwarf, umgab es sie wie Blitze, und bei jeder Bewegung schüttelte sie es von einer Seite zur anderen. Als seine Hände sich um ihre Brüste verkrampften, lehnte sie ihren Körper nach hinten, und ihr Haar fiel wie ein Wasserfall herab.
    Als sie ihre Augen öffnete, schien das Blau des Himmels nur Meter über ihr zu sein. Sie sah, wie die Pentagramme des Dachs den Himmel aufteilten, und sie fing an zu lachen. Es sah immer noch so aus, als sei kein Dach über ihr, und ihr Gelächter rollte durch ihren Körper und fügte ihren Vor- und Rückbewegungen ein seitliches Zittern hinzu, gerade wie eine angeschlagene Gitarrensaite. Welsh hörte ihr Lachen nicht nur, er fühlte es auch und beantwortete es mit seiner Stimme und seinem Körper.
    Erschöpft sank Eve über Welsh zusammen, wie ein Drachen, der keinen Wind mehr hat. Ihr leises Kichern klang in seinen Ohren, als käme es aus einem tiefen Brunnen. Er beobachtete die Wolken, wie sie über das Spinnennetz von Dachverstrebungen wirbelten, und er schlang seine Arme um ihren Hals. Einen Augenblick lang fragte er sich, ob die Decke wirklich ein Einwegspiegel war. Wenn sie hinuntergingen, mußte er nachsehen.
    Er wußte nicht, wieviel später es war, als Eve aufstand und im Raum herumlief, um ihre Kleider einzusammeln. Sie lächelte, als sie sah, wie weit verstreut sie lagen. Als sie sich aufrichtete, sah sie in den Spiegel. Er hatte recht; es war tatsächlich ein schöner Körper; sie richtete ihre Augen nach oben zum Dach und lachte leise in sich hinein.
    „Noch so ein kehliges Gelächter“, sagte Welsh, als er aufstand, „und du kommst nie zum Frühstück runter.“ Er duckte sich, und der zusammengefaltete Rehab-Kampfanzug flog an seinem Kopf vorbei. Er drehte den Kopf, um ihm nachzusehen. „Ich glaube, den brauche ich eine Zeitlang nicht.“ Er hob die Hand und fing das Hosenpaar auf, das zu ihm geflogen kam.
    „Eine Dusche wäre jetzt gut“, sagte sie. „Hat Light nicht gesagt, daß sie einen Stock tiefer sind?“
    „Die Gemeinschaftsduschen“, verbesserte Welsh und ging auf die Rückwand zu. Eve hob fragen die Augenbrauen. „Auf der anderen Seite“, sprach er weiter, „wenn die Räume hier so oft benutzt werden, wie ich vermute, und zu demselben Zweck – und da Wasser selbst ein Aphrodisiakum ist –, würde ich vermuten, daß…“ Er drehte an dem Griff zu der Tür, die sich im zweiten Drittel des Wegs zum Ausgang in der linken Wand befand, und drückte sie auf. „Aha.“ Er runzelte die Stirn, drehte sich zu Eve um und lächelte verlegen. „Küche.“ Als er eine weitere Tür aufmachte, fuhr er fort. „Ich würde meinen, daß es dort sowohl eine Dusche als auch… hmmmm, eine supergroße Badewanne gibt.“
    Eve rannte elegant zu ihm und steckte ihren Kopf in die Tür. Sie pfiff anerkennend. „Vielleicht kommen wir nie zum Frühstück.“ Sie lächelte. Welsh lachte.
    Zum Schluß hatte sie sowohl recht als auch unrecht. Als sie zum Fahrstuhl kamen, war es eher Zeit zum Mittagessen als für das Frühstück.
    „Glaubst du, wir haben das Mittagessen verpaßt?“ fragte Eve.
    „Ich glaube, hier gibt es nur eine Mahlzeit, und die dauert vierundzwanzig Stunden am Tag, außer im Krankenhaus, wo wahrscheinlich alles geregelt und ordentlich ist.“
    Eve lachte. „Würde mich gar nicht wundern, wenn hier auch die Patienten ihr Essen auf Wunsch bekommen.“
    „Wie die Küche so aussieht, ist das eher eine

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