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Gegner des Systems

Gegner des Systems

Titel: Gegner des Systems Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William Jon Watkins
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wahrscheinlich für das Verhör wieder eingebaut worden waren? Es würde zusammengeschnittene Bänder davon geben, wie er zusammengebrochen war, Bänder, die klassische Ausbildungsfilme werden würden, und aus anderen zusammengeschnittenen Bändern von seinem Geständnis würden sie staatliche Nachrichtensendungen produzieren.
    Er sah sich nach den Stellen im Raum um, auf die nach seiner Erinnerung Light seinen Laser gerichtet hatte, um die Kameralinsen zu zerstören. Er hoffte, daß er ihnen nicht die Stelle verraten hatte, wo der Amorphus lag, oder die Namen, die er kannte. Noch stärker hoffte er, daß er ihnen nichts von den vagen Informationen preisgegeben hatte, die er über Lights geheimnisvollen Diminutor hatte.
    Er wünschte, er wüßte noch, was er gesagt und getan hatte.
    Er hob seinen Kopf und sah sich nach den Kameras um. Er fragte sich, ob DeCorum vorgeschlagen hatte, sie so einzustellen, daß jede von ihnen eine Nahaufnahme von ihm bekommen konnte. Würden sie die Szenen, in denen er in die Kameras sah, zuerst zeigen, um zu beweisen, daß er freiwillig gestanden hatte, weil er wußte, daß sein Geständnis für die Nachrichten aufgenommen wurde? Handelte er jetzt so, weil DeCorum es ihm im Delirium befohlen hatte?
    Und er fragte sich, welche weiteren Befehle für die Zukunft DeCorum in sein Unterbewußtsein eingepflanzt hatte. Würde er wieder erstarren, wenn er versuchte, einen Troupier anzugreifen? Würde er seine Fähigkeit verlieren, logisch zu denken, wenn er versuchen sollte, bei seiner öffentlichen Reueerklärung etwas gegen die Regierung zu sagen? Vielleicht war er schon eine lebende Marionette, an die DeCorum unzerstörbare Schnüre geknüpft hatte. Die Fragen wuchsen ins Uferlose. Sie hatten seine Intuition zerstört, die seine natürliche Verteidigung gewesen war. Früher einmal war er in der Lage gewesen zu handeln, ohne darüber nachzudenken, dabei aber wissend, daß er die bestmögliche Lösung finden würde.
    Jetzt aber wußte er nicht mehr, ob seine Handlungen intuitiv erfolgten oder das Resultat einer Konditionierung waren! Er konnte nun nicht mehr wissen, ob er zu seiner eigenen Verteidigung aktiv wurde oder ob er nur einen Befehl ausführte, den ihm DeCorum gegeben hatte. Er würde nie mehr seinen Intuitionen, seinen plötzlichen Eingebungen vertrauen können. Immer würde er erst nachdenken müssen und so jegliche Überraschung, jegliche Spontaneität verlieren. Er würde sich selbst in den Möglichkeiten verlieren, warum er so und nicht anders handelte, und das Resultat würde sein, daß er überhaupt nicht mehr handeln konnte.
    Wenn er nur DeCorums Gesicht sehen könnte, dann würde er vielleicht daraus ablesen, ob er nachgegeben hatte, aber er konnte sich nicht umdrehen. Was ihn betraf, so konnte es sein, daß DeCorum schon vor Stunden gegangen war. Das Licht im Zimmer war angeschaltet, obwohl es nur eine Tischlampe war, und der Raum war voller Schatten. Gestalten bewegten sich in den Schatten. Troupiers, natürlich. Er hatte keine Möglichkeit herauszufinden, wie viele es waren. Vielleicht waren die meisten schon gegangen, oder sie standen hinter ihm bei DeCorum, falls DeCorum noch nicht gegangen war. Er mußte sich jetzt darüber klarwerden, was er machen sollte.
    Er holte tief Luft, um sich zu sammeln. Sein Brustkasten dehnte sich, bis der unsichtbare Strick erreicht war, aber der Strick hatte sich gelockert!
    Er versteifte seine Hand in Vorbereitung auf einen Schlag. Sie bewegte sich zwar langsam und zog sich unter der Oberfläche der Haut unsichtbar zusammen, aber sie bekam die harte Schlagfläche, die er brauchte. Er fragte sich, warum DeCorum ihm diese Fähigkeiten gelassen hatte. Es wäre doch sicherlich eine Leichtigkeit gewesen, ihn so zu rehabilitieren, daß er durch eine Fülle von posthypnotischen Befehlen zu einem vorbildlichen Bürger wurde.
    Seine Annahme, daß er terminiert werden würde, war immer auf dem festen Glauben gegründet gewesen, daß er nicht zu brechen war. Allein dieses Zerbrechen war schwierig. Der Wiederaufbau des gebrochenen Bewußtseins war leicht. Vielleicht würde er wieder in den gleichen Zustand versetzt, in dem er sich befunden hatte – nur daß er jetzt nicht mehr in der Lage war, etwas gegen die Regierung zu sagen oder zu tun.
    Aus ihm würde ein preisgekrönter Hund werden, der herausgeholt wurde, um Kunststückchen vorzuführen, um zu zeigen, daß selbst Erzfeinde des Staates rehabilitiert werden konnten. Er hoffte, daß sie ihm nicht

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