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Gegner des Systems

Gegner des Systems

Titel: Gegner des Systems Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William Jon Watkins
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Tonfall wechselte, und konnte sich selbst mit allen Gründen dafür aus seinen Textbüchern zitieren, aber es brachte ihm nichts ein. Er wußte genau, was sie mit jeder Geste und jedem Laut erreichen wollten, aber trotzdem wirkten die Laute auf ihn, und die Gesten beschworen trotzdem die gleichen Ängste herauf wie bei jedem anderen, der verhört wurde.
    Es hatte den Anschein, als seien sein Bewußtsein und seine Gefühle dauernd voneinander getrennt. Es war ihm völlig klar, wie er nicht reagieren durfte, und dennoch reagierte er ganz genauso, wie sie es von ihm erwarteten. Sein Verstand war ihm keine Hilfe, ebensowenig wie seine Ahnung, was sie mit ihm anfingen.
    Er versuchte, sich auf die Technik zu konzentrieren, die an ihm angewendet wurde, um aus dem Gefühlsbereich zu entkommen und das Gefühl hinter sich zu lassen, mit dem er sich selbst als Opfer sah. Genauso mochte ein Kind sich einreden, daß der Gorilla nur ein Schauspieler in einem Gorillakostüm und Dracula nur ein geschminkter Mann war, um sich davor zu schützen, die Furcht zu empfinden, die das freiwillige Opfern der Skepsis nach sich ziehen würde.
    Aber er konnte nicht aus sich herausgehen. Er konnte die Techniken erkennen, aber der Schatten seiner Erfahrung verdunkelte jeden Gedanken und jede Rationalität. Seine Angst schob sich vor sein Wissen, wie eine Wolke, die die Sonne verdeckt und alles in Schatten hüllt. Der subtile Tanz seiner Inquisitoren zeigte seine Wirkung trotz seiner Versuche, ihn auf eine objektive Untersuchung zu reduzieren. Er konnte sich nicht einmal lange genug von seiner Angst lösen, um die Flucht zu planen.
    Zweimal waren drei der Männer nahe genug bei ihm gewesen, daß er sie hätte erreichen können. Zweimal hätte er mindestens zwei von ihnen auf einmal erwischen können und den dritten ganz kurz darauf, um das Risiko lohnend genug zu machen, aber er brachte es nicht fertig, sich zu bewegen.
    Sein Körper schien ihm nicht mehr zu gehören und gehorchte seinen Befehlen nicht mehr. Möglicherweise waren noch zwei Troupiers hinter ihm bei DeCorum, die ihn für den Fall bewachten, daß er die Nähe der drei anderen ausnutzte, aber es war nicht dieser unbekannte Faktor, der ihn noch immer auf Händen und Knien hocken ließ. Er konnte sich einfach nicht bewegen. Zweimal hatte er den tiefen Atemzug versucht, den er für den Aufsprung brauchte, und jedesmal war es ihm vorgekommen, als sei ein Seil um seinen Brustkasten geschlungen, der die Tiefe seiner Atemzüge auf die Hälfte reduzierte und seine Kraft von ihm wegnahm, bevor er sie sammeln konnte. Er konnte nicht einmal seine Gedanken von seinem Körper trennen, so daß seine Wirbelsäule die notwendigen Bewegungen durchgeführt hätte, was er nötig brauchte, um normal funktionieren zu können. Auch sein Bewußtsein gehörte ihm immer weniger.
    Er fing an, sich zu fragen, ob er DeCorum etwas erzählt hatte. Er konnte sich nicht daran erinnern, gesprochen zu haben, aber die Intensität des nonverbalen Angriffs von DeCorum ließ so sehr nach, daß er verdächtig gestimmt wurde. Wollte der Frager ihn nur für einen um so heftigeren Angriff aufweichen, oder hatte er gegen seinen Willen und ohne sein Wissen angefangen, mit ihnen zusammenzuarbeiten? Er war sich so sicher, wie er nur sein konnte, daß er ihnen nichts von Bedeutung erzählt hatte; auf der anderen Seite war er sich nicht einmal sicher, ob er überhaupt gesprochen hatte oder nicht. Seine Panik verdoppelte sich.
    Seine Befürchtungen nahmen eine neue Richtung. Er begann, nicht nur Angst davor zu haben, daß sie ihn brechen würden, sondern auch davor, daß sie ihn schon gebrochen hatten. Das zwang ihn, sich nicht nur darauf konzentrieren, was er nicht sagen durfte, sondern dazu noch darauf, was er bereits gesagt hatte oder ob er überhaupt etwas gesagt hatte. Dazu kam, daß es unmöglich wurde, sich zu konzentrieren. Es gelang ihm nicht mehr, seine Gedanken in eine zusammenhängende Ordnung zu bringen, und er hatte immer weniger Lust dazu, es überhaupt zu versuchen.
    Langsam sickerte es in sein Bewußtsein ein, daß DeCorum aufgehört hatte zu reden. Er fragte sich nach dem Grund dafür. Hatte er schon alles gesagt, was notwendig war? Hatte er das Geständnis bereits unterschrieben und die Schuld dem zugeschoben, den die Regierung für diese Rolle vorgesehen hatte? Warteten sie jetzt nur darauf, daß es auf der Maschine geschrieben wurde, so daß er es noch einmal vor den Kameras unterschreiben konnte, die

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