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Gegner des Systems

Gegner des Systems

Titel: Gegner des Systems Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William Jon Watkins
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abfallenden Begrenzung des Parkway-Straßenzugs endete. In seiner gebückten Haltung kam er schnell voran, aber schon bevor er die fünfzig Meter hinter sich gebracht hatte, für die er die gebückte Haltung für ratsam hielt, hatte er starke Schmerzen in den Beinen.
    Die übrigen fünfzig Meter über das Feld und den sanften Hang hinauf bis zur Straße rannte er aufrecht, so schnell er konnte. Auf dem Parkway waren keine Autos in Sicht, und widerwillig rannte er wieder in südlicher Richtung los und überquerte die nach Süden führende Spur diagonal.
    Es würde nicht lange dauern, bis sich die Suche am Ufer des Reservoirs als fruchtlos erwies. Dann würde der Kreis erweitert werden, und der Parkway und die Universität würden in die Suche mit einbezogen werden. Er bemerkte die orangefarbige Scheibe einer Meilenmarkierung, und die Zahl 103,6 darauf verriet ihm, daß ihn noch zweieinhalb Meilen von der Sicherheit trennten.
    Über der Baumgruppe im Norden konnte er die Scheinwerfer von zwei Suchhubschraubern erkennen, die langsam in östlicher Richtung am Ufer des Reservoirs entlangflogen. Es würde nicht mehr lange dauern, bis sie nach Süden abdrehten, um dort und im Osten nach besserer Beute als nichtexistenten Spuren zu suchen. Der Gedanke, wie sie über ihm schweben würden, während er ihren Scheinwerfern wie tödlichen Strahlen auswich, brachte ihn dazu, schneller zu laufen.

15
     
    In der Tasche schlugen die vier sanft gegen den Rand. Die durch Starks Schritte ausgelösten Schwingbewegungen wurden durch den Zeitunterschied verzerrt und zogen sich auseinander, bis aus ihnen lange, rollende Wellen von Bewegung geworden waren. Das Ganze war nicht viel schlimmer als eine Schiffsreise bei sehr stürmischem Wetter, und weder Welsh noch Light wurden seekrank. Sie waren allerdings mit den Köpfen zusammengestoßen, als Stark in den Graben gerollt war, weil sie von entgegengesetzten Enden der Tasche zusammengeworfen worden waren.
    Brendan war von hinten nach vorne geworfen worden, und dadurch war der Lappen in seiner Wunde herausgerutscht, und sie hatte wieder zu bluten begonnen. Als Stark die Tasche kurz öffnete hatten sie es noch nicht gesehen, aber Light fühlte eine neue Feuchtigkeit an ihm, als er versuchte, ihn wieder umzudrehen.
    Eve hatte sich während der ganzen Zeit nicht gerührt. Welsh hatte so gesessen, daß sein Rücken, so fest es ging, gegen die Wand der Tasche gestützt war. Seine Arme hatte er um Eve gelegt und seine Beine um sie geklammert, so daß aus ihm ein menschlicher Sicherheitsgurt geworden war. Einmal, während Starks Spurt zu der Kreuzung, stöhnte sie, aber er spürte keine Kopfbewegung, die ihm verraten hätte, daß sie wach war. Ihr Kopf rollte an ihm hin und her und vollführte lange Bögen, als sich die Wellenlänge ihrer Bewegung mit dem schnelleren Tempo Starks verlängerte.
    Light durchbrach die Stille, aber nicht die Dunkelheit. „Großer Gott! Er hat eine Menge Blut verloren. Sein ganzes Hemd ist getränkt davon. Ich wünsche mir nur, daß Stark bald da ist.“
    Eve bewegte sich leicht, als Welsh antworten wollte. Sie murmelte etwas und kuschelte sich enger an ihn. Er nahm sie fester in seine Arme. Er war froh darüber, daß es stockdunkel war. Es war schon schlimm genug, daß sie an einer ihr völlig unbekannten Stelle aufwachen würde, selbst wenn sie noch nicht wußte, daß sie nur zwei Zentimeter groß war. An der leichten Veränderung ihrer Haltung erkannte er, daß sich ihre Augen langsam öffneten, und er spürte, wie sie ihren Kopf von der einen Seite zur anderen drehte und langsam versuchte, etwas herauszufinden. Ihr Körper verkrampfte sich, und er flüsterte ihr ins Ohr: „Es ist alles in Ordnung, es ist nur dunkel. Es hat nichts mit deinem Augenlicht zu tun.“ Es war so, als hätte er ein Reh im Arm; sie schien drauf und dran zu sein, im nächsten Gebüsch zu verschwinden, wenn sie nur erkennen könnte, wo sie war. Die Angst, die sie auf dem Militärgelände erlebt hatte, war für sie noch immer sehr real, und sie hatte diesen Ort weder im Geist noch in ihrer Realität ganz abgeschüttelt. Sie wand sich in seinen Armen wie ein gefangenes Tier, zu eingeschüchtert, um sich zu bewegen, zu angstvoll, um ruhig zu bleiben. Sie hob ihren Kopf von ihm weg, und er spürte, wie sich ihr Oberkörper vor Desorientierung und Angst wie der eines Rehs in einer Mischung von Ungeschick und Anmut drehte.
    Er streichelte ihren Kopf und zog ihn langsam wieder an seine Brust. Sie

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