Geheimagentin Nikki Price
böse Mann bald geschnappt wird, damit ich wieder die Post holen kann."
Nikki lachte. "Das hoffe ich auch."
"Es tut mir leid, daß ich dich angeschrieen habe. Daddy sagt, schreien nützt nichts, aber manchmal kriege ich Angst und weiß nicht, was ich tun soll."
"Wenn du dich dadurch besser fühlst, ist schreien genau richtig. Ich werde dich sogar an einen Ort mitnehmen, wo du schreien kannst."
Heather riß die Augen auf. "Wirklich? Du meinst, ich kann da schreien und kriege keinen Ärger?"
"Wirklich. Und jetzt kannst du mit mir in die Küche kommen und mir beim Dinner helfen."
Begeistert hüpfte Heather auf dem Bett auf und ab. "O ja! Bei Mrs. Grainger durfte ich nie kochen."
Nikki war sich nicht sicher, ob es eine gute Idee war, sich von einer Neunjährigen helfen zu lassen, aber sie wollte Heather möglichst viele positive Erinnerungen an diesen
Lebensabschnitt verschaffen.
Doch diese gemeinsame Zeit mit Heather erwies sich als weniger vorteilhaft für Nikki. Wie sich herausstellte, erwachten viele unliebsame Erinnerungen.
Scott genoß es, Heather wie jeden Abend ins Bett zu bringen und ihr eine Geschichte vorzulesen. Obwohl sie sich eigentlich zu alt dafür fühlte, ließ sie ihn gewähren, weil sie glaubte, daß ihr Daddy sich dadurch besser fühlte. Er gab ihr einen Gutenachtkuß, schaltete das Nachtlicht ein, ohne das sie seit dem Einbruch nicht mehr schlief, und ließ sie allein.
Er ging in die Küche und schenkte sich ein Glas Wein ein.
Eine Bewegung im Garten erregte seine Aufmerksamkeit. Er blickte hinaus und sah Nikki am Pool sitzen. Sie ließ die Beine im Wasser baumeln. Impulsiv schenkte er ein zweites Glas ein und ging hinaus.
Er hielt ihr den Wein hin. "Wie wäre es mit einem Schlummertrunk?"
Überrascht blickte sie auf und nahm das Glas entgegen.
"Danke." Sie nippte daran. Der Wein war kühl und herb. "Er schmeckt sehr gut."
Scott setzte sich neben sie. "Warum schwimmen Sie nicht ein paar Runden? Es ist sehr warm heute abend."
Sie schüttelte den Kopf und nahm noch einen Schluck. "Ich fühle mich wohl so. Ich hatte vergessen, wie schön der Frühling hier ist."
"Wo haben Sie in den letzten Jahren gewohnt?" "In Baton Rouge."
"Ich habe vor ein paar Jahren an einem wissenschaftlichen Seminar in New Orleans teilgenommen und Baton Rouge besucht. Eine hübsche Gegend."
Er blickte auf den Pferdeschwanz, der auf ihrem Rücken wippte, und fragte sich, ob ihr Haar sich wohl so seidig anfühlte, wie es aussah. Hastig rief er sich in Erinnerung, daß sie sein Bodyguard war. Eine
Frau, die er für Renees Tod verantwortlieh gehalten hatte, bis ihm klargeworden war, daß es nicht ihre Schuld wat. Renee war offensichtlich nicht stark genug gewesen, um den Skandal zu verkraften und zu ihrem Kind zurückzukehren. Er hatte nie ihre Rückkehr zu sich selbst erwartet. Er hatte sie lange zuvor verloren.
Verstohlen musterte er Nikkis wohlgeformte, gebräunte Beine und fragte sich, ob Nikki schon immer so hübsch ausgesehen habe. Oder lebte er schon so lange abstinent, daß ihm jede Frau reizvoll erschienen wäre?
"Bedeutet dieses Friedensangebot, daß Sie mich nicht mehr rauswerfen wollen?"
"Es bedeutet, daß Sie einen kleinen Trost verdienen, nachdem Sie meinen und Heathers Wutanfall ertragen mußten."
"Dann hätten Sie mir etwas Stärkeres bringen sollen. Zum Beispiel einen doppelten Whiskey."
Scott schmunzelte. "War's so schlimm?"
Sie nickte. "Wütende Kinder sind in Ordnung. Wütende Erwachsene verdienen gebrochene Knochen."
"Was hat mich davor bewahrt?"
"Ich konnte mich nicht entscheiden, ob ich Ihnen das rechte oder das linke Bein brechen sollte." Sie runzelte die Stirn. "Hat Ihr Wagen eine Schaltung? Wenn er ein Automatikgetriebe hat, ist es leichter zu entscheiden, auf welches Bein ich zielen soll."
"Sie haben im Laufe der Jahre Sinn für Humor entwickelt."
"Tun Sie nicht so erstaunt. Den hatte ich schon immer. Bei manchen Leuten entwickelt er sich nur ein bißchen langsamer."
Nikki zog die Beine aus dem Wasser und drehte nachdenklich das Weinglas zwischen den Fingern. "Vielleicht sollten wir jetzt ein paar Dinge klären. Vor fünf Jahren habe ich lediglich meine Pflicht getan. Ich bin nicht gekommen, um Hexenjagd zu üben.
Renee war die letzte Person, die ich verdächtigt hätte. Unser Hauptverdächtiger war Jeffrey Gardner."
Scott horchte auf. Er war mit Jeff zur Schule gegangen und hatte eine Zeitlang eng mit ihm zusammengearbeitet. Wie viele seiner Freunde mochten noch
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