Geheimagentin Nikki Price
ich nicht für ausreichend qualifiziert halte. Mehr brauchst du nicht zu wissen.
Wie kommst du mit der Arbeit voran?"
"Ausgezeichnet", log Scott ungerührt.
"Gut. Jetzt mußt du mich entschuldigen. Ich habe gleich eine Sitzung im Weißen Haus. Wir hören voneinander"
Mißgestimmter als zuvor legte Scott den Hörer auf. Als von oben plötzlich erhobene Stimmen ertönten, geriet er in Panik.
Ohne seinen Computer zu schließen, sprang er auf und stürmte aus dem Labor.
"Ich sehe nicht ein, wieso ich es nicht darf!" schrie Heather.
Sie stürmte in die Küche und warf ihren Ranzen auf den Boden.
Nikki folgte ihr mit gemächlicheren Schritten. "Du darfst nicht, weil ich es sage."
Scott blieb abrupt in der Tür stehen. Statt einen Einbrecher im Kampf mit Nikki vorzufinden, wie er befürchtet hatte, ging es nur um einen Streit. Heathers Verhalten war nicht neu für ihn.
Seit Renees Tod neigte sie zu Wutausbrüchen. Der Psychologe hatte ihm erklärt, daß sie auf diese Weise den Tod ihrer Mutter und die jüngsten Anschläge auf das Leben ihres Vaters zu verkraften suche. "Was zum Teufel geht hier vor?"
Heather wirbelte zu ihm herum und zeigte ihm eine
rebellische Miene, die er in letzter Zeit ein wenig zu häufig erlebt hatte. "Nikki hat mir verboten, die Post aus dem Kasten zu holen." Sie stemmte die Hände in die Hüften und verlangte empört: "Sag ihr, daß ich es darf."
Nikki legte ihre Handtasche und einen Stapel Briefe auf den Tresen. "Sie hat eine brillante Zukunft als theatralische Schauspielerin vo r sich."
Scott warf ihr einen vielsagenden Blick zu, bevor er sich an Heather wandte. "Nikki hat bestimmt einen triftigen Grund, es dir zu verbieten."
"Sie hat gesagt, daß sie mir keinen zu geben braucht."
"Heather, nimm deine Schultasche und bringe sie in dein Zimmer."
"Willst du ihr nicht sagen, daß ich die Post holen darf?"
"Geh. Sofort!"
Mit einem trotzigen Blick zu Nikki stürmte sie hinaus.
"Wir haben kein Problem darin gesehen, daß Heather die Post holt, da das Haus ständig bewacht wird", erklärte er ruhig. "Sie fühlt sich dadurch erwachsener."
Nikki nahm einen Umschlag nach dem anderen in die Hand, wog ihn auf den Fingerspitzen ab und betrachtete ihn von beiden Seiten. "War es nicht irgendwo in Georgia, wo ein Richter durch eine Briefbombe getötet wurde? Oder war es eine Bombe im Briefkasten? Ich verwechsle das immer." Sie sprach so gelassen, als redete sie über das Wetter. "Es erstaunt mich, daß Harvey nicht daran gedacht hat. Offensichtlich sind seine Leute nicht sehr aufmerksam. Eigentlich sollten Sie, Doktor alles an ein Postfach schicken lassen."
Mit weichen Knien sank Scott auf den nächstbesten Stuhl. Er blickte ihr in die Augen, die ungewöhnlich ernst in dem bleichen Gesicht wirkten. Er Verspürte den Drang, sie zu erwürgen. "Das war gemein, so etwas zu sagen.."
Nikki wirkte keineswegs zerknirscht. "Wachen Sie auf, Doc.
Die bisherigen Anschläge waren nur Spielchen. Aber die Spielstunde wird irgendwann vorbei sein.Wenn die Ihnen ernsthaft etwas antun wollen, werden sie Heather als Opfer wählen. Selbst wenn es nur Panikmache ist, werden sie da angreifen, wo Sie am verwundbarsten sind."
Er stützte die Ellbogen auf den Tisch und vergrub das Gesicht in den Händen. "Harvey hat zwar gesagt, daß wir in bezug auf Lieferanten und den Milchmann vorsichtig sein müssen, aber unser Postbote hat diese Route seit fünfzehn Jahren, und Harvey hat ihn überprüft. Wir hatten keinen Grund, ihn zu verdächtigen."
"Er kann unmöglich den Inhalt jeder Sendung kennen, die er ausliefert. Und um des Teufels Advokat zu spielen, möchte ich Sie darauf hinweisen, daß große Geldsummen einige sehr ehrliche Bürger verändert haben." Sie legte zwei Briefe zur Seite. "Ich bin immer noch der Meinung, daß Heather an einen sicheren Ort geschickt werden sollte. Ich will ihr außerdem erklären, warum sie derzeit nicht die Post hereinholen darf."
"Muß sie das unbedingt erfahren?"
"Scott, sie ist fast zehn Jahre alt. Sie hat ihre Mutter in sehr jungen Jahren verloren und ist terrorisiert worden in einem Alter, in dem sie vor nichts Schlimmerem Angst haben sollte als vor einem Jungen, der ihr einen Frosch ins Gesicht hält. Sie muß wissen, was vor sich geht."
"Warum zum Teufel haben Sie es Heather dann nicht gesagt, als sie gefragt hat?"
"Weil Sie lernen muß, meine Anordnungen bedingungslos zu befolgen. Genau wie Sie es müssen. Ich will außerdem, daß Heather Selbstverteidigung
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