Geheimagentin Nikki Price
sich allmählich daran gewöhnte, Nikki im Haus zu haben.
Doch es weckte auch Erinnerungen, die er begraben geglaubt hatte, und warf viele Fragen auf. Ihm entging nicht ihr bedauernder Gesichtsausdruck, wenn sie am Küchenfenster stand, um ihn und Heather dabei zu beobachten, wie sie sich im Pool vergnügten. Obwohl er sie häufig aufforderte,
mitzumachen, lehnte sie stets unter irgendeinem Vorwand ab. Er war hin und her gerissen zwischen der Neugier, sie in einem Badeanzug zu sehen, und Dankbarkeit, daß sie ihm den reizvollen Anblick ersparte.
Da er Admiral Price besser kannte, als ihm lieb war, konnte er sich in etwa vorstellen, was für eine Kindheit Nikki bei diesem harten, gefühllosen Mann als Vater genossen hatte. Oder hatte er die militärische Haltung zu Hause abgelegt? Es erschien Scott undenkbar.
Er redete sich ein, daß es keinen Grund für ihn gebe, sich Gedanken über Nikki zu machen. Er sollte kein Interesse für sie als Frau hegen. Sie war da, um ihren Job auszuüben, nichts weiter.
Doch immer wieder ertappte er sich bei der Vorstellung, sich anzuschleichen und sie zu küssen. Wie würde sie reagieren? Er befürchtete, daß es ihm ein paar gebrochene Knochen einbringen würde. Aber womöglich war es das wert.
Nikki stellte ihren Wagen an der entlegenen Ecke des Parkplatzes ab und behielt die Einfahrt im Auge, bis sie Wilma und Julia einbiegen und vor dem Supermarkt anhalten sah. Sie wußte aus Erfahrung, daß die beiden zunächst das
Cafeaufsuchen würden. Bewußt wartete sie etwa zehn Minuten, bevor sie ausstieg und den Platz überquerte.
Unbefangen betrat sie das Cafee. Sie gab vor, sich nach einem freien Tisch umzuschauen und Julia und Wilma nicht zu bemerken.
"Nikki?" Wilma berührte ihre Schulter. Ihre hellblauen Augen blickten erstaunt drein. "Du bist es wirklich! Ich kann's nicht glauben!"
"Wilma, wie schön, dich zu sehen!"
"Nikki, komm hierher!" rief Julia von einem Tisch aus.
Mit einem strahlenden Lächeln trat Nikki zusammen mit Wilma an den Tisch und setzte sich. "Julia! Welche Überraschung!"
Julia musterte sie sehr aufmerksam. "Was hast du mit dir angestellt? Du siehst phantastisch aus! Wo hast du die ganze Zeit gesteckt? Und was hat dich wieder hergeführt?"
"Ich habe in Louisiana gearbeitet und bin zurückgekommen, weil Dr. Carter mich aufgespürt und darum gebeten hat." Sie seufzte tief. "Die arme kleine Heather! Ich kann es kaum fassen, was in meiner Abwesenheit alles passiert ist!"
"Dir ist viel Aufregung, entgangen", warf Wilma ein. "Du hast bestimmt von Mrs. Carter gehört."
Nikki nickte. "Ich habe es in der Zeitung gelesen. Sie war immer eine so wundervolle Chefin," Sie wandte sich an Julia.
"Und was mich angeht, ich habe bei einer Publizistin gearbeitet, die mehr Wert auf äußere Erscheinung als einen sauberen Haushalt legt. Als erstes hat sie darauf bestanden, mich völlig umzukrempeln."
"Hat Dr. Carter dir erzählt, daß in sein Haus eingebrochen wurde?" fragte Wilma. Mit gesenkter Stimme fügte sie hinzu:
"Normalerweise tratschen wir ja nicht, aber du warst so lange weg und weißt vielleicht nicht alles, was hier so vorgeht."
"Er hat den Einbruch erwähnt und daß seine andere Haushälterin terrorisiert wurde."
"Die arme Frau! Sie hat gesagt, daß es zwei scheußliche, ekelhafte Männer waren." Wilma schüttelte sich, doch ihre Augen glänzten lebhaftinteressiert.
Eine Kellnerin trat an den Tisch. Nikki bestellte wie die beiden anderen ein Club-Sandwich und Eistee. Dann erkundigte sie sich. "Und was gibt es sonst noch für interessante Vorkommnisse?"
Julia lachte, "Wo sollen wir anfangen? Bei Mrs. Phillips, die mit dem Mann von der Poolfirma erwischt worden ist? Oder Mr.
Abbott, den die Zofe in der Unterwäsche seiner Frau überrascht hat? Und der Gärtner von Mrs. Williams hat wesentlich mehr getan, als ihren Blumengarten zu pflegen."
"Mr. Abbott in der Unterwäsche seiner Frau?" Es fiel ihr schwer, sich den gestrenge n Mann vorzustellen, der bis zu seiner Pensionierung den Vorsitz über ein großes Finanzinstitut geführt hatte. "Das muß ein Anblick gewesen sein!"
Die Kellnerin brachte die Bestellung. Als Nikki in ihr Sandwich biß, blickte sie zufällig aus dem Fenster und sah einen Pick-up neben ihrem Truck stehen, der ihr verdächtig erschien.
Sie hatte bewußt am entfernten, unbenutzten Ende des Platzes geparkt, in dessen Nähe sich keine Geschäfte befanden. Der verbeulte Zustand des Pick-ups verriet ihr, daß er nicht dort geparkt worden
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