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Geheimakte: Das Vermächtnis von Nummer Sechs - das Erbe von Lorien

Geheimakte: Das Vermächtnis von Nummer Sechs - das Erbe von Lorien

Titel: Geheimakte: Das Vermächtnis von Nummer Sechs - das Erbe von Lorien Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aufbau
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schnappe nach Luft. Von all den außergewöhnlichen Fähigkeiten, die ich entwickeln könnte, scheint diese hier genau die zu sein – die einzige –, die mich lebend aus meinem Gefängnis bringen könnte.
    Der Mogadori grunzt mich misstrauisch an. Schnell verstecke ich meinen leer aussehenden Ärmel hinterm Rücken und hoffe, dass er nichts bemerkt hat. Mir ist vor lauter Freude ganz schwindelig.
    Der Mog ist ein Dummkopf und kriegt gar nichts mit. Er hebt das Tablett vom Boden auf und geht hinaus.
    Ich lasse mich in die Dunkelheit zurückfallen und warte ungeduldig darauf, dass sich meine Augen wieder anpassen und ich meine neu erworbene Fähigkeit überprüfen kann. Da ist es. Leerer Ärmel, unsichtbare Hand. Ich krempele den Ärmel hoch und untersuche meinen Arm. Meine Hand ist vollkommen unsichtbar, mein Unterarm schimmert milchig-weiß, doch vom Ellbogen aufwärts ist alles erkennbar.
    Eins ist klar: Ich muss diese Fähigkeit unbedingt trainieren.

|70| 17
    Es hat zwei Tage gedauert, aber mittlerweile habe ich gelernt, mein erstes Erbe richtig anzuwenden. Allerdings kann ich es noch nicht vollständig kontrollieren. Manchmal verschwindet die Unsichtbarkeit, ich werde panisch und will sie unbedingt wiederherstellen. Sie ein- und auszuschalten funktioniert anders als bei einem Lichtschalter. Ich brauche ein bestimmtes Maß an Konzentration.
    Katarinas Atemübungen haben mir dabei sehr geholfen. Wenn ich mich zu sehr anstrenge, um die Unsichtbarkeit zu kontrollieren, konzentriere ich mich erst auf meine Atmung
– ein, aus –
und danach wieder auf meine Fähigkeit. Nachdem ich einmal gelernt habe, meine Hand nach Belieben unsichtbar zu machen, trainiere ich die anderen Körperteile. Es ist fast so, als bewege man einen neuen, bisher unbekannten Muskel. Zunächst fühlt es sich seltsam an, aber nach einer Weile ist es ganz natürlich. Als nächsten Schritt lasse ich meinen ganzen Körper verschwinden. Das ist nicht schwieriger, als die Hand unsichtbar zu machen; im Grunde genommen bedarf es hierbei sogar viel weniger Präzision.
    Ich bin fertig.
    Ich werde komplett unsichtbar und warte darauf, dass das Essen ausgeteilt wird. Die Unsichtbarkeit aufrechtzuerhalten kostet einen Teil meiner Energie. Eine Energie, die ich gern aufsparen würde. Aber ich habe nur diesen einen Moment des Tages, an dem meine Falle zuschnappen kann. Ich darf es nicht riskieren, dass sie meine Transformation bemerken.
    Endlich erscheint ein Mogadori. Die Essensluke öffnet sich, |71| das Tablett wird hereingeschoben. Dann schließt sie sich wieder.
    Ich befürchte, dass mein Trick nicht funktioniert hat. Vielleicht machen sich die Mogs gar nicht mehr die Mühe, nach mir zu sehen oder auf mich zu achten? Was bedeuten würde, dass meine Fähigkeit völlig nutzlos ist …
    Die Luke öffnet sich erneut. Zwei wache Augen blicken angestrengt in die Zelle.
    Ein, aus.
Manchmal kann es passieren, dass mich große Aufregung wieder sichtbar werden lässt. Aber ich darf diesen Augenblick nicht ruinieren.
Ein, aus.
Die größte Katastrophe wäre, wenn sie meine Fähigkeit entdecken, bevor ich sie erneut anwenden kann. Ich versuche, ihre Aufmerksamkeit auf meine Abwesenheit zu lenken – ziemlich merkwürdige Sache.
    Die Luke schließt sich wieder. Ich höre, wie der Mog weggeht. Mein Herz pocht.
Wo ist er hin? Hat er nicht bemerkt, dass ich nicht mehr da bin?
    Plötzlich wird die Tür aufgerissen. In kürzester Zeit drängen vier mogadorische Wachleute in die Zelle. Ich drücke mich in den hintersten Winkel, versuche, mich zu verstecken. Sie stehen dicht beisammen und beratschlagen über mein offensichtliches Verschwinden.
Kein Weg nach draußen.
    Einer geht raus und läuft den Gang entlang. Jetzt ist etwas mehr Platz in der Zelle und das Risiko, dass mich jemand berührt, ist kleiner geworden. Ich kann etwas leichter atmen.
    Einer der drei macht in seiner Frustration plötzlich eine ausladende Bewegung mit dem Arm, sodass ich mich ganz schnell, aber leise ducken muss. Das war knapp.
    Leise wie eine Katze schleiche ich mich in die Ecke neben der Tür. Zwei der Mogs stehen etwas abseits, aber einer von ihnen blockiert die Tür.
    Beweg dich,
denke ich.
Weg da.
    Aus der Ferne höre ich Schritte, die sich der Zelle nähern. Weitere Mogadori. Mir ist klar, dass mich nur einer berühren oder meinen Atem spüren muss, und mein Erbe ist entdeckt. Die Schritte kommen näher. Der Mog neben der Tür geht einen |72| Schritt beiseite, um den Neuankömmlingen

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