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Geheimakte: Das Vermächtnis von Nummer Sechs - das Erbe von Lorien

Geheimakte: Das Vermächtnis von Nummer Sechs - das Erbe von Lorien

Titel: Geheimakte: Das Vermächtnis von Nummer Sechs - das Erbe von Lorien Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aufbau
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fantastisch.
     
    Endlich bin ich in einem Motelzimmer. Einen ganzen Tag lang bin ich herumgelaufen, angetrieben von dem Bedürfnis nach Schutz und Ruhe. Ich konnte mir kein Zimmer leisten und hatte in meiner Verzweiflung schon überlegt, irgendwo Geld zu stehlen. In irgendeine Tasche zu greifen und mir das zu nehmen, was ich brauche. Wenn ich mein Erbe angewendet hätte, wäre das eine Kleinigkeit gewesen.
    Aber dann wurde mir klar, dass ich gar nicht stehlen musste, noch nicht jedenfalls. Stattdessen betrat ich den Empfang eines kleinen Motels, machte mich unsichtbar und schlich in das Büro des Managers. Dort nahm ich den Schlüssel für Zimmer 21 vom Haken. Ich wusste nicht genau, wie ich den schwebenden Schlüssel durch den geschäftigen Eingangsbereich bekommen sollte, und blieb für einen Moment wie angewurzelt im Büro stehen. Doch sobald ich den Schlüssel in der Hand hatte, wurde auch er unsichtbar.
    Bisher hatte ich noch keinen Gegenstand unsichtbar gemacht, nur mich selbst und meine Kleidung. Das hier war ein guter Hinweis auf die sonstigen möglichen Anwendungsbereiche meines Erbes.
    Ich bin jetzt seit ein paar Stunden in dem kühlen Motelzimmer. |78| Ich schlafe auf dem zugedeckten Bett und habe so zumindest eher das Gefühl, nichts gestohlen zu haben.
    Plötzlich wird mir etwas bewusst. Ich bin während der ganzen Zeit in diesem Zimmer unsichtbar geblieben und bin mittlerweile von der Anstrengung ganz verspannt. Ein Gefühl, als ob ich ständig den Atem anhalten muss.
    Ich stehe auf, gehe zum Spiegel und entspanne mich. Meine Gestalt wird im Spiegel sichtbar. Zum ersten Mal seit sieben Monaten sehe ich mein Gesicht.
    Ich schnappe nach Luft.
    Das Mädchen, das mich da aus dem Spiegel anstarrt, ist kaum wiederzuerkennen. Ich bin auch kein Mädchen mehr.
    Eine ganze Weile stehe ich da, völlig allein, betrachte mich im Spiegel und sehne mich nach Katarina. Sehne mich nach etwas, womit ich ihren Verlust ausgleichen kann.
    Aber es ist alles im Spiegel. In der neuen Härte und dem definierten Ausdruck meines Gesichts, in der muskulösen Wölbung meiner Arme.
    Ich bin jetzt eine Frau und ich bin eine Kriegerin. Katarinas Liebe und auch ihr Verlust sind für immer in die Züge meines energischen Mundes geschrieben.
    Ich bin zu dem geworden, was man als Tribut an Katarina bezeichnen könnte. Mein Überleben ist das Geschenk an sie.
    Zufrieden kehre ich zum Bett zurück und schlafe für einige Tage.

|79| 19
    Jahre sind vergangen.
    Ich lebe ein unstetes Leben, ziehe von einer Stadt zur anderen. Ich vermeide enge Bindungen und konzentriere mich darauf, meine kämpferischen Fähigkeiten auszubauen und mein Erbe zu entwickeln. Der Unsichtbarkeit folgte Telekinese, und in den letzten Monaten habe ich eine weitere Fähigkeit entdeckt: Ich kann das Wetter beeinflussen.
    Ich benutze diese Fähigkeit nur spärlich, da sie schnell unerwünschte Aufmerksamkeit auf sich ziehen kann.
    Das erste Mal erfuhr ich die Gabe vor einigen Monaten, in einem Vorort von Cleveland. Ich hatte gerade eine Spur zu einem der anderen Gardisten verfolgt, die jedoch ins Nichts führte. Entmutigt trottete ich zurück zu meinem Motel und trank dabei einen Eiskaffee. Plötzlich verspürte ich einen rasenden Schmerz im Bein und ließ den Kaffeebecher fallen.
    Meine dritte Narbe. Nummer Drei war tot.
    Ich wand mich in Verzweiflung und Schmerz. Und bevor ich wusste, wie mir geschah, füllte sich der Himmel über mir mit dichten Wolken. Ein richtiger Sturm mit Blitz und Donner folgte unmittelbar darauf.
    Ich bin jetzt in Athens/Georgia. Es ist eine coole kleine Stadt, eine der besten, die ich im Laufe der letzten Jahre besucht habe. Überall Studenten. Mein leicht vagabundenartiges, grobes Aussehen ist normalerweise in rein städtischer Umgebung etwas auffällig, aber in Gesellschaft der ganzen coolen Studenten, Hipsters und Musiknarren sehe ich überhaupt nicht ungewöhnlich aus. Das gibt mir ein Gefühl von Sicherheit.
    |80| Alle meine Spuren sind im Sande verlaufen und noch immer bin ich auf der Suche nach einer Person meiner Herkunft.
    Aber ich weiß, die Zeit wird kommen. Die Zeit, in der sich die Garde versammelt. Wenn sich mein Erbe in dieser Geschwindigkeit weiterentwickelt, wird das mit Sicherheit auch bei den anderen der Fall sein. Es wird bald Zeichen geben, ich kann es spüren.
    Ich bin gespannt, aber geduldig. Zum Kämpfen bereit.
     
    Ich laufe durch die Straßen und genieße die Reste meines Eiskaffees. Mein Lieblingsgetränk. Um

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