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Geheimakte: Das Vermächtnis von Nummer Sechs - das Erbe von Lorien

Geheimakte: Das Vermächtnis von Nummer Sechs - das Erbe von Lorien

Titel: Geheimakte: Das Vermächtnis von Nummer Sechs - das Erbe von Lorien Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aufbau
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Samstag. Wie wohl die Party ohne mich weitergegangen ist? Was erzählen sie sich über die Art, wie ich verschwunden bin, was werden sie am Montag sagen, wenn ich nicht in die Schule komme? Ich wollte, ich hätte mich verabschiedet. Ich werde keinen, den ich hier gekannt habe, je wiedersehen, nie wieder mit einem von ihnen sprechen. Und sie werden nie erfahren, wer ich bin und warum ich gegangen bin. Nach ein paar Monaten, vielleicht schon nach ein paar Wochen wird vermutlich keiner mehr an mich denken.
    Bevor wir zum Highway kommen, hält Henri zum Tanken. Ich blättere inzwischen in dem Atlas, den er neben dem Sitz aufbewahrt. Den Atlas haben wir seit unserer Ankunft auf diesem Planeten. Darin sind Linien zu und von jedem Ort gezogen, an dem wir gelebt haben. Inzwischen kreuzen die Linien durch die gesamten Vereinigten Staaten. Wir wissen, dass wir den Atlas loswerden sollten, aber er ist wirklich der einzige Nachweis unseres gemeinsamen Lebens. Normale Menschen haben Fotos, Videos, Tagebücher – wir haben den Atlas. Jetzt sehe ich, dass Henri eine neue Linie von Florida nach Ohio gezogen hat. Bis jetzt haben wir in einundzwanzig Staaten gewohnt, aber noch nie in Ohio. Wenn ich es mir vorstelle, denke ich an Kühe, Mais und nette Leute. Auf dem Autonummerschild von Ohio steht: THE HEART |90| OF IT ALL Was ALL sein soll, weiß ich nicht, aber wahrscheinlich werde ich es herausbekommen.
    Henri kommt zurück. Er hat zwei Flaschen Limonade und eine Tüte Chips gekauft. Jetzt fährt er los, dem Highway One entgegen, der uns nach Norden bringt. Er greift nach dem Atlas.
    »Glaubst du, es gibt Menschen in Ohio?«
    Er lacht. »Ein paar wahrscheinlich schon. Und vielleicht haben wir Glück und entdecken dort sogar Autos und einen Fernseher.«
    Ich nicke. Vielleicht wird es nicht so schlimm, wie ich glaube. »Was hältst du von dem Namen John Smith?«
    »Willst du so heißen?«
    »Ich glaube schon.« Ich war noch nie ein John oder ein Smith.
    »Einen weiter verbreiteten Namen gibt es kaum. Ich würde sagen: Nett, Sie kennenzulernen, Mr. Smith.«
    Ich lache. »Ja, ich glaube, John Smith gefällt mir.«
    »Wenn wir halten, mache ich deine Dokumente fertig.«
    Nach einer Meile sind wir von der Insel runter und überqueren eine Brücke. Unter uns fließt das Wasser, es ist ruhig, das Mondlicht schimmert auf den kleinen Wellen und malt ihnen weiße Tupfen auf die Kronen. Rechts ist das Meer, links der Golf; eigentlich ist es dasselbe Wasser, aber es trägt verschiedene Namen. Ich würde gern weinen, verkneife es mir aber. Natürlich bin ich traurig, weil ich Florida verlassen muss, aber vor allem habe ich es satt, davonzulaufen, mir alle sechs Monate einen neuen Namen zuzulegen. Ich habe genug von neuen Häusern und neuen Schulen. Ob wir damit jemals werden aufhören können?

|91| 3
    Wir halten, tanken und besorgen uns Snacks und neue Telefone. In einem Truck Stop essen wir Hackbraten mit Makkaroni und Käse – eines der wenigen Gerichte, die Henri für besser hält als das, was es auf Lorien gab. Dann macht er auf seinem Laptop Dokumente mit unseren neuen Namen fertig. Er wird sie ausdrucken, sobald wir angekommen sind, und jeder wird glauben, dass wir die Personen sind, deren Namen da stehen.
    »Bleibst du bei John Smith?«, fragt Henri.
    »Ja.«
    »Geboren bist du in Tuscaloosa, Alabama.«
    Das finde ich lustig. »Wie bist du denn darauf gekommen?«
    Er lacht und deutet auf zwei Frauen, die nicht weit von uns sitzen. Beiden scheint es heiß zu sein. Eine trägt ein T-Shirt, auf dem steht: WE DO IT BETTER IN TUSCALOOSA.
    »Und dahin ziehen wir dann danach«, sagt er.
    »Auch wenn es verrückt klingt – ich hoffe, wir bleiben lange in Ohio.«
    »Aber wirklich. Gefällt dir der Gedanke, in Ohio zu leben?«
    »Mir gefällt der Gedanke, ein paar Freunde zu finden, mehr als ein paar Monate in dieselbe Schule zu gehen, vielleicht tatsächlich ein Leben wie alle anderen zu führen. In Florida habe ich damit angefangen. Es war toll, und zum ersten Mal seit wir auf der Erde sind, habe ich mich fast normal gefühlt. Ich möchte irgendwo einen Ort finden und irgendwo bleiben.«
    Henri schaut mich nachdenklich an. »Hast du heute schon nach deinen Narben gesehen?«
    »Nein, warum?«
    |92| »Weil es hier nicht um dich geht. Es geht um das Überleben unserer Rasse, die fast ganz ausgelöscht wurde, und darum, dich am Leben zu halten. Jedes Mal, wenn einer von euch stirbt – einer von der Garde –, verringern sich unsere Chancen. Du

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