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Geheimakte: Das Vermächtnis von Nummer Sechs - das Erbe von Lorien

Geheimakte: Das Vermächtnis von Nummer Sechs - das Erbe von Lorien

Titel: Geheimakte: Das Vermächtnis von Nummer Sechs - das Erbe von Lorien Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aufbau
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bist Nummer Vier, du bist der Nächste. Dich verfolgt eine komplette Rasse heimtückischer Mörder. Beim ersten Anzeichen von Schwierigkeiten gehen wir fort, und darüber werde ich nicht mit dir diskutieren.«
    Henri fährt die gesamte Strecke. Bis auf ein paar Pausen, vorwiegend für die Herstellung der neuen Dokumente, sind das etwa dreißig Stunden. Ich schlafe fast die ganze Zeit oder spiele Videospiele. Wegen meiner schnellen Reflexe beherrsche ich die meisten Games rasch. Dabei stelle ich mir vor, ich bin wieder auf Lorien und kämpfe gegen Mogadori, schlage sie nieder, mache Asche aus ihnen. Henri findet das albern und versucht mich davon abzuhalten. Er sagt, wir müssen in der wirklichen Welt leben, wo Krieg und Tod Realität sind, wir sollen nicht so tun, als ob. Nachdem ich mein letztes Spiel beendet habe, blicke ich auf. Ich habe es satt, im Truck zu sitzen. Die Anzeige auf dem Armaturenbrett zeigt sieben Uhr achtundfünfzig.
    Ich gähne und reibe mir die Augen. »Ist es noch weit?«
    »Wir sind fast da«, antwortet Henri.
    Draußen ist es noch dunkel, doch im Westen zeigt sich schon ein heller Schein. Wir fahren an Farmen mit Pferden und Vieh vorbei, dann an kahlen Feldern; dahinter stehen Bäume, so weit das Auge reicht. Das ist genau das, was Henri wollte – ein ruhiger Ort, wo man unauffällig leben kann. Einmal in der Woche recherchiert Henri im Internet sechs, sieben, acht Stunden hintereinander und aktualisiert eine Liste mit leer stehenden Häusern im ganzen Land, die seinen Ansprüchen genügen: abgeschieden, ländlich, sofort zu beziehen. Er hat mir gesagt, dass vier Versuche nötig waren – ein Anruf in South Dakota, einer in New Mexico, einer in Arkansas –, bis er das Haus mieten konnte, in dem wir jetzt wohnen werden.
    Ein paar Minuten später sehen wir verstreute Lichter, die auf |93| eine Stadt hinweisen, und fahren an einem Schild vorbei mit der Aufschrift:

    »Wahnsinn«, sage ich. »Das Nest ist noch kleiner als das, in dem wir in Montana gewohnt haben.«
    Henri grinst. »Und für wen, glaubst du, ist es ein Paradies?«
    »Für Kühe vielleicht? Vogelscheuchen?«
    Wir fahren an einer alten Tankstelle vorbei, einer Autowaschanlage, einem Friedhof. Dann kommen die Häuser; Holzhäuser, die etwa hundert Meter auseinander stehen. Die meisten Fenster sind für Halloween dekoriert. Ein Fußweg durchschneidet kleine Höfe vor den Haustüren. Im Zentrum des Ortes gibt es einen Kreisverkehr, und in dessen Mitte steht eine Statue, die einen Reiter mit einem Schwert in der Hand darstellt.
    Henri hält kurz an. Wir betrachten beide den Reiter, dann müssen wir lachen – allerdings nur, weil wir hoffen, dass sich kein anderes Wesen mit einem Schwert hier blicken lässt. Henri fährt in den Kreisverkehr, dann sagt uns das Navi, dass wir abbiegen müssen. Jetzt fahren wir nach Westen, aus dem Städtchen hinaus.
    Nach vier Meilen biegen wir links in einen Kiesweg, dann geht es an gemähten Feldern vorbei, auf denen im Sommer wahrscheinlich Mais oder Korn wächst, danach etwa eine Meile durch einen dichten Wald. Und dann finden wir, hinter überwachsener Vegetation versteckt, einen verrosteten, silbrigen Briefkasten mit schwarzer Schrift auf der Seite: 17 Old Mill Road.
    »Das nächste Haus ist zwei Meilen entfernt«, sagt Henri beim |94| Einbiegen. Unkraut wächst in der Kiesauffahrt voller Schlaglöcher, in denen gelbbraunes Wasser steht.
    »Wem gehört der Wagen?« Ich deute auf den schwarzen SUV, hinter dem Henri gerade geparkt hat.
    »Wahrscheinlich der Immobilienmaklerin.«
    Das Haus, umgeben von hohen Bäumen, wirkt im Dunkeln gespenstisch, so als wäre sein letzter Bewohner fortgejagt, vertrieben worden oder weggelaufen. Ich steige aus dem Truck. Der Motor klopft und ich spüre seine Hitze. Ich schnappe mir meine Tasche von hinten.
    »Na, was sagst du?«, fragt Henri.
    Das Haus ist einstöckig. Holzkonstruktion. Die weiße Farbe ist zum großen Teil abgeblättert, ein Vorderfenster zerbrochen. Die schwarzen Schindeln auf dem Dach sehen verzogen und brüchig aus. Drei Holzstufen führen zu einer kleinen Veranda mit wackligen Stühlen. Der Hof ist langgestreckt und verwahrlost. Seit das Gras zum letzten Mal gemäht wurde, muss sehr viel Zeit vergangen sein.
    »Es sieht aus wie ein Paradies«, sage ich.
    Als wir zur Tür gehen, wird sie bereits von einer gut gekleideten Blondine in Henris Alter von innen geöffnet. Sie hält ein Clipboard und einen Schnellhefter in der Hand, ein Smartphone ist

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