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Geheimakte: Das Vermächtnis von Nummer Sechs - das Erbe von Lorien

Geheimakte: Das Vermächtnis von Nummer Sechs - das Erbe von Lorien

Titel: Geheimakte: Das Vermächtnis von Nummer Sechs - das Erbe von Lorien Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aufbau
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meinen Appetit zu finanzieren, bin ich dazu übergegangen, Geld zu stehlen. Das Ganze ist inzwischen so einfach geworden, dass ich niemals irgendwen vollständig ausraube. Ich nehme mir immer nur ein paar Dollar hier und da.
    Plötzlich werde ich von einem Windstoß mehr oder weniger von den Füßen gerissen. Eine Sekunde lang denke ich, dass ich die Kontrolle verloren habe, dass meine eigene Kraft die Windböe verursacht hat. Doch der Wind geht so schnell er gekommen ist. Mir wird klar, dass er nichts mit meinen Fähigkeiten zu tun hat. Allerdings hat er die Tür zu einem Café in der Nähe aufgestoßen.
    Ich will schon weitergehen, als mein Blick plötzlich auf einen Computer in der hinteren Ecke des Lokals fällt. Ich benutze oft Internetcafés, um die Nachrichten zu verfolgen und nach Hinweisen zu suchen, die sich vielleicht in eine Spur verwandeln können – eine Vorgehensweise, bei der ich mich Katarina nahe fühle. Ich bin meine eigene Cêpan geworden.
    Ich werfe meinen leeren Becher in einen Mülleimer und betrete das klimatisierte, kühle Café. Dort nehme ich mir einen Stuhl und beginne, die Nachrichten zu lesen.
    Ein Artikel über Paradise/Ohio erregt meine Aufmerksamkeit. Ein Teenager wurde gesehen, der aus einem brennenden Haus entkommen ist. Ein Neuling im Ort. Er heißt John. Der Reporter betont ausdrücklich, wie schwierig es war, verlässliche Informationen über ihn zu erhalten.
    |81| Ich springe so schnell auf, dass ich dabei den Tisch umstoße. Ich weiß sofort, dass er einer von uns ist, auch wenn ich nicht weiß,
wie
ich zu diesem Wissen gekommen bin. Es liegt irgendwie an diesem Windstoß. An den Schmetterlingen, die ich jetzt in meinem Bauch spüre und deren Flügel mich von innen kitzeln.
    Vielleicht ist diese Erkenntnis ein Bestandteil des Zaubers. Irgendetwas verrät uns vielleicht, dass eine Ahnung manchmal mehr ist als eine Ahnung. Ich weiß es.
    Ich weiß es ganz einfach.
    Mein Herz pocht vor Aufregung. Er ist da draußen. Ein Mitglied der Garde.
    Ich stürze auf die Straße hinaus. Links, rechts … Ich weiß nicht, wo ich entlanglaufen soll, wie ich am schnellsten nach Paradise komme.
    Ich atme tief durch.
    Es beginnt,
denke ich.
Endlich beginnt es.
    Angesichts meiner Orientierungslosigkeit fange ich an zu lachen, denn jetzt erinnere ich mich, dass der Busbahnhof zwei Kilometer weiter unten an der Straße liegt. Ich habe es mir zur Gewohnheit werden lassen, alle Routen, die in eine Stadt oder aus ihr hinausführen, im Kopf zu behalten. Und ich erinnere mich genau an die Busroute, die mich aus Athens hinausbringt.
    In meinem Kopf formt sich ein Plan, wie ich nach Paradise komme.
    Ich drehe um und gehe langsam in Richtung Busbahnhof.

|82| AUSZUG AUS
»ICH BIN NUMMER VIER«
    Das Erbe von Lorien - Teil 1

|83| 1
    Am Anfang waren wir zu neunt. Wir reisten ab, als wir jung waren, fast zu jung, um uns zu erinnern.
     
    Fast.
     
    Man erzählte mir, dass die Erde bebte, dass Licht und Explosionen den Himmel erleuchteten. Es war in diesen zwei Wochen im Jahr, in denen beide Monde sich am Horizont gegenüberstehen, eine Zeit zum Feiern, und die Explosionen wurden zunächst irrtümlich für Feuerwerk gehalten. Es war warm und eine sanfte Brise wehte vom Wasser herüber. Immer wieder berichtete man mir, wie das Wetter war: Es war warm. Ein leichter Wind wehte. Ich habe nie verstanden, warum das wichtig sein soll.
    Am besten ist mir in Erinnerung geblieben, wie meine Großmutter an jenem Tag aussah. Sie war außer sich und zugleich traurig. Tränen schimmerten in ihren Augen. Mein Großvater stand direkt hinter ihr. Ich erinnere mich, wie sich in seinen Brillengläsern das Tageslicht sammelte. Es gab Umarmungen. Jeder von ihnen sagte etwas. Ich weiß nicht mehr, was. Nichts quält mich mehr als das.
    Es dauerte ein Jahr, bis wir hier waren. Ich war fünf Jahre alt, als wir ankamen. Bis wir nach Lorien zurückkehren konnten, weil das Leben dort wieder möglich war, sollten wir uns an diese Zivilisation anpassen. Wir neun sollten uns verteilen, jeder seiner eigenen Wege gehen. Wie lange, wusste niemand. Und wir wissen es immer noch nicht. Keiner von den anderen hat Kenntnis darüber, wo ich bin, und ich weiß nicht, wo sie sich |84| befinden oder wie sie jetzt aussehen. So schützen wir uns, denn der Zauber, mit dem wir belegt wurden, als wir abreisten – dieser Zauber garantiert, dass wir nur in der Reihenfolge unserer Nummern getötet werden können, solange wir getrennt bleiben. Wenn wir

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