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Geheimakte: Das Vermächtnis von Nummer Sechs - das Erbe von Lorien

Geheimakte: Das Vermächtnis von Nummer Sechs - das Erbe von Lorien

Titel: Geheimakte: Das Vermächtnis von Nummer Sechs - das Erbe von Lorien Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aufbau
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zusammenkommen, wird der Zauber gebrochen.
     
    An unserem linken Knöchel bildete sich, nachdem der lorienische Zauber gesprochen worden war, eine kleine Narbe in Form des Amuletts, das jeder von uns trägt. Und wenn einer von uns entdeckt und getötet wird, zieht sich eine runde Narbe um den rechten Fußknöchel derer, die noch leben. Diese Male sind ein anderer Teil des Zaubers: ein Warnsystem, das uns informiert, wie es um die anderen bestellt ist, und auch darüber, wann sie den Nächsten von uns suchen werden.
    Die erste Narbe erschien, als ich neun Jahre alt war. Wir lebten in Arizona, in einer kleinen Grenzstadt in der Nähe von Mexiko. Mitten in der Nacht wachte ich schreiend vor Schmerz auf und beobachtete völlig verängstigt, wie sich die Narbe in mein Fleisch brannte. Es war das erste Zeichen dafür, dass die Mogadori uns schließlich auf der Erde gefunden hatten – und gleichzeitig die erste Warnung, dass wir in Gefahr waren. Bis zu dem Zeitpunkt hatte ich mich fast schon selbst davon überzeugt, dass ich mir meine Erinnerungen eingebildet hatte, dass das, was Henri mir erzählt hatte, falsch war. Ich wollte ein normales Kind mit einem normalen Leben sein. Aber plötzlich waren alle Zweifel weggewischt und jede Diskussion überflüssig: Ich war kein normales Kind.
    Am nächsten Tag zogen wir nach Minnesota.
    Die zweite Narbe trat auf, als ich in Colorado in der Schule gerade an einem Buchstabierwettbewerb teilnahm. Sowie der Schmerz anfing, wusste ich, was passiert war, was mit Nummer Zwei geschehen war. Der Schmerz war entsetzlich, aber diesmal erträglich. Ich wäre sogar auf der Bühne der Aula sitzen geblieben, doch die Hitze setzte meine Socke in Brand. Der Lehrer, der den Wettbewerb leitete, besprühte mich mit einem Löschgerät |85| und brachte mich schleunigst ins Krankenhaus. Der Arzt in der Notaufnahme fand die Feuernarbe und rief die Polizei. Als Henri kam, drohten sie, ihn wegen Kindesmisshandlung zu verhaften. Aber weil er überhaupt nicht in meiner Nähe gewesen war, als sich die zweite Narbe bildete, ließen sie ihn gehen. Wir stiegen in den Wagen und fuhren davon, diesmal nach Maine. Alles, was wir besaßen, ließen wir zurück – außer dem lorienischen Kasten, den Henri bei jedem Umzug mitnahm. Bei allen einundzwanzig Umzügen bis heute.
    Die dritte Narbe kam vor einer Stunde. Ich saß gerade in einem Pontonboot, das den Eltern des beliebtesten Jungen meiner Schule gehörte; er feierte darauf eine Party, von der sie nichts wussten. Noch nie zuvor war ich zu den Partys meiner Mitschüler eingeladen worden. Ich war immer für mich geblieben, weil ich wusste, dass wir jede Minute abreisen könnten. Aber zwei Jahre lang war es ruhig gewesen. Henri hatte in den Nachrichten nichts gefunden, was die Mogadori hätte zu einem von uns führen oder auf uns aufmerksam machen können. Also hatte ich mir ein paar Freunde gesucht. Und einer von ihnen machte mich mit dem Typ bekannt, der die Party organisierte. Alle trafen sich auf einem Dock. Drei Kühlboxen, Musik und Mädchen waren dabei – Mädchen, die ich von Weitem bewunderte, mich aber bisher nie getraut hatte anzusprechen.
    Wir fuhren aus dem Dock und eine halbe Meile weit in den Golf von Mexiko hinein. Ich saß auf dem Rand des Pontons, ließ die Füße ins Wasser hängen und sprach gerade mit einem süßen, dunkelhaarigen Mädchen mit blauen Augen namens Tara, als ich es kommen spürte. Das Wasser um mein Bein begann zu kochen und Fuß und Wade leuchteten, als die Narbe sich ins Fleisch grub. Das dritte Loriensymbol, die dritte Warnung. Tara schrie und die anderen Kids drängten sich um mich. Ich wusste, dass ich es nicht erklären konnte. Und ich wusste, wir würden sofort abreisen müssen.
    Jetzt stand mehr auf dem Spiel. Sie hatten Nummer Drei aufgesucht, wo immer er oder sie auch gewesen war, und Nummer |86| Drei war tot. Ich beruhigte Tara, küsste sie scheu auf die Wange und sagte ihr, es sei schön gewesen, sie kennenzulernen, und dass ich hoffte, sie hätte ein langes, wunderbares Leben. Dann machte ich einen Kopfsprung vom Bootsrand und schwamm, so schnell ich konnte, die gesamte Strecke bis zum Ufer unter Wasser, bis auf einen einzigen Atemzug etwa auf halbem Weg. Dann rannte ich den Highway entlang, immer versteckt innerhalb der Baumlinie, mit der gleichen Geschwindigkeit wie die Autos neben mir.
    Als ich nach Hause kam, saß Henri vor den Monitoren und Internetprogrammen, mit denen er Nachrichten aus aller Welt und die

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