Geheimauftrag: Liebe
Einheit damals entsetzen sollte, kamen wir auf jenen jungen Korporal, der sich gut an deinen Bruder erinnern konnte, wie du siehst.«
Unter Tränen lächelte sie zu ihm auf. »Danke.« Sie schaute auf die Blätter in ihrer Hand. »Es bedeutet mir eine Menge zu wissen, dass er als Held gestorben ist. In gewisser Weise macht es das zwar nicht leichter, aber es fühlt sich weniger wie eine Verschwendung an.«
Sie sah zu ihm auf. »Kann ich den Brief Elaine geben?«
»Natürlich.«
Mit einem Seufzen erhob sie sich und legte die Blätter zu ihrem Schmuck, drehte sich wieder zu ihm um und musterte ihn, wie er dastand: die breite Brust entblößt, sein dramatisch schönes Gesicht von dunklen Haaren umrahmt und die mitternachtsblauen Augen auf ihr ruhend. Sie ging zu ihm, verschränkte ihre Hand mit seiner und setzte sich wieder aufs Bett, suchte seinen Blick.
Er schaute sie fest und beschwörend an und sagte schlicht: »Bitte, bleib hier, und lass mich und Dalziel regeln, was auch immer auf Amberly Grange geschieht.«
Sie antwortete kurz und bündig mit einem Nein.
Seine Züge verhärteten sich. Er öffnete die Lippen – sie hob die Hand, um ihn am Sprechen zu hindern. »Nein warte. Ich muss nachdenken.«
Seine Augen weiteten sich ungläubig, dann ließ er sich rückwärts aufs Bett fallen, stieß einen derben Fluch aus, gefolgt von einer wenig schmeichelhaften Bewertung ihrer Denkprozesse und der ihrer gesamten Familie.
Unwillkürlich musste sie grinsen. »Ich weiß, warum du willst, dass ich hierbleibe.«
Seine dunklen Augen richteten sich erneut auf ihr Gesicht. »Wenn du weißt, wie sehr sich alles in mir dagegen sträubt, dich irgendeiner Gefahr ausgesetzt zu sehen, geschweige denn einem Irren, der dir nur zu gerne die Kehle aufschlitzen würde«, er stützte sich auf einen Ellenbogen, »dann müsstest du erst gar nicht mehr nachdenken.«
Unbefangen erwiderte sie seinen finsteren Blick. »Nein? Ich finde aber, dass mehr auf dem Spiel steht als dein übertriebener Beschützerinstinkt, etwas eindeutig Wichtigeres.«
Einen Augenblick lang starrte er sie ungläubig an, dann seufzte er und blickte weg. Sinnlos, mit ihr zu diskutieren – sinnlos, weitere Fragen zu stellen.
Sie presste ihre Finger zusammen, drückte seine Hand. »Schweigen ist auch eine Antwort.«
Er blickte sie an, gab ein verächtlich klingendes Geräusch von sich.
Sie wusste, dass er über seinen Schatten springen musste, denn ihm war dieser Instinkt, beschützen zu müssen, angeboren. Doch er musste auch lernen, sie zu verstehen, denn sie war weder schwach noch hilflos. Gerade jetzt war es wichtig, dass
er das begriff. Und die Tatsache, dass sie um keinen Preis von seiner Seite weichen wollte, zumal es um ihre Familie ging.
Beschützerinstinkte hin oder her.
Allerdings war es nicht leicht, ihm zu erklären, was sie meinte. Sie entzog ihm ihre Finger und stand auf, ging mit verschränkten Armen auf und ab.
Charles beobachtete sie, sah die Konzentration auf ihrem Gesicht, während sie ihre Gedanken ordnete. Als sie zum Bett kam, setzte er sich auf, griff nach ihren Händen und zog sie zwischen seine Knie.
Sie blickte ihm in die Augen. »Es gibt zwei Gründe, weshalb ich mit dir kommen muss. Der unwichtigere ist, dass es sich bei diesem ›Spielchen‹ um eine Selborne-Sache handelt – erdacht und ausgeführt durch Amberly und meinen Vater. Da er und Granville nicht mehr am Leben sind, fällt es mir zu, für meine Familie die Sache zu Ende zu bringen.«
Sie machte eine Pause, bevor sie weitersprach. »Ich könnte noch darauf hinweisen, wie alt und gebrechlich Amberly ist, doch es handelt sich eher um eine Frage familiärer Loyalität, und das ist etwas, von dem ich genau weiß, dass du es verstehst.«
Er hob eine Braue. »Widerspruch zwecklos?«
»An meiner Stelle tätest du dasselbe.«
Dem konnte er nichts entgegensetzen. »Was ist der andere, der wichtigere Grund?«
Du. Sie löste ihre Hände aus seinen, hob sie und führte sie an sein Gesicht, blickte in seine mitternachtsblauen Augen. Sie sah, wie seine Miene sich verhärtete, als er ihre Entschlossenheit erkannte. »Es ist wichtig für mich, es mit dir zusammen durchzustehen, an deiner Seite. Wir sind so lange getrennt gewesen, ich war mehr als ein Jahrzehnt nicht Teil deines Lebens und du nicht Teil des meinen. Wenn wir heiraten wollen, wenn ich deine Frau werden soll, dann erwarte ich, dein Leben zu teilen
– und zwar in jeder Hinsicht. Ich will nicht ausgeschlossen
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